# taz.de -- Die Eltern des Skiläufers Felix N.: Legenden in der Ferne
       
       > Ein Slalomspezialist aus Bayern soll eine Medaille holen. Aber warum
       > gerade er? Was setzt ihn unter Druck, was macht ihn anders?
       
 (IMG) Bild: Sonnten sich nie im Ruhme des Filius: Christian Neureuther und Rosi Mittermaier.
       
       Als er erstmals im Weltcup antrat, musste er keinen Wald von Slalomstangen
       unfallfrei herunterwedeln, um berühmt zum werden. Er war es, damals vor elf
       Jahren in Kranjska Gora, längst: Felix Neureuther, inzwischen fast 30 Jahre
       alt, ist Spross von Eltern, die zur bundesdeutschen Legendengeschichte des
       Wintersports zählen, vor allem die Mutter.
       
       Die heißt Rosi, ist eine geborene Mittermaier, verheiratet mit Christian
       Neureuther, von dem die meisten glauben, er habe weltmeisterliche oder
       olympische Meriten in Fülle gesammelt, hat er aber nicht. Ein Spitzenathlet
       war er zwar, aber zu einem Popstar der Bundesrepublik wurde nur Felix’
       Mutter Rosi, nachdem sie bei den Winterspielen 1976 in Innsbruck zunächst
       Gold in der Abfahrt, dann im Slalom, außerdem Silber im Riesenslalom
       gewonnen hatte.
       
       Man muss es Jüngeren erklären: Der Empfangsjubel, der ihr bei der Rückkehr
       nach Bayern entgegenbrandete, glich ungefähr dem, den eine erfolgreiche
       Fußballmannschaft auf einem lokalen Rathausbalkon nach einem Pokal- oder
       Meisterschaftsgewinn genießt. „Die Rosi“ wird sie seither landläufig
       genannt – Ausdruck einer starken Herzlichkeit, die von ihr auch öffentlich
       ausgeht – eine, die niemals ins Sentimental-Herzige ölt.
       
       1976 gewann diese Skiläuferin nicht allein auch den Weltcup, sondern wurde,
       wichtiger noch, vom Publikum der Bravo, Zentralorgan der deutschen Jugend,
       zur Frau des Jahres gewählt und mit dem Goldenen Otto ausgezeichnet. Sie
       blieb auf sympathische Art der Öffentlichkeit nach der sportlichen Laufbahn
       erhalten – profilierte sich aber, anders als etwa Heide Rosendahl,
       hippieske Leichtathletin des Jahres 1972, oder als heutzutage Maria
       Höfl-Riesch, nicht bei CSU-durchtränkten Empfangsgeselligkeiten.
       
       ## Bayerische Folklore
       
       Mittermaier hielt sich alle Politik vom Leibe – und tourte lieber mit ihrem
       Mann Christian durch die Welt. Man könnte sagen: für die Idee der
       Völkerverständigung, des reinen, guten Schnees, der klaren Bergwelt, ohne
       dass sie je mit bayerischer Folklore auf die Nerven ging.
       
       Beide, Rosi wie Christian Neureuther, hätten nach dem Entree ihres Sohnes
       in den alpinen Skiweltcup wie Eiskunstlauf- oder Tenniseltern unentwegt
       dabei sein können – um sich im Ruhme des Filius mit zu sonnen. Taten sie
       allenthalben sparsam, wenngleich Vater Christian viel fürs Fernsehen
       kommentierte. Inzwischen aber nicht mehr. Nun, in Sotschi (ab 13.45 Uhr,
       ZDF, Slalom, Männer), wirken die Eltern fern – und das darf man korrekt
       finden.
       
       Beide, auf nicht einmal gehobene Weise wohlhabend und sozialgeschichtlich
       vermutlich die ideale Verkörperungen von deutscher Ruhe und Weltläufigkeit
       in einem, hatten so viel eigenen Erfolg. Sie müssen ihn nicht mehr
       stellvertretend über ihren Sohn einheimsen.
       
       22 Feb 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jan Feddersen
       
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