# taz.de -- Sotschi 2014 – der letzte Tag: Bob? War auch schon mal besser!
       
       > Die deutschen Bobfahrer enttäuschen am letzten Tag in Sotschi. Erstmals
       > seit 50 Jahre gibt es keine Medaille. Russland entscheidet die
       > Nationenwertung für sich.
       
 (IMG) Bild: Lucas Mata, australischer Bobfahrer, nach dem dritten Lauf: ein freundlicher Wadengruß für die Fans.
       
       Der Wettkampf des Tages: Wieder hat sich Kanadas Eishockey-Superstar Sidney
       Crosby ein Tor für das wichtigste Spiel aufgehoben. Zehn Tage lang hatten
       sich die Landsleute gefragt, warum ihr Kapitän in Sotschi einfach nicht
       trifft – und wann er endlich damit beginnen würde. Die Antwort des
       26-Jährigen: im Finale. Der NHL-Profi von den Pittsburgh Penguins erzielte
       beim 3:0 (1:0, 1:0, 1:0) gegen Schweden das vorentscheidende zweite Tor.
       Davor hatte Jonathan Toews (13. Minute), danach Chris Kunitz (50.)
       getroffen.
       
       Anders als vor vier Jahren bei den Heimwinterspielen in Vancouver, als die
       Kanadier in einem dramatischen Endspiel die USA durch ein Crosby-Tor in der
       Verlängerung besiegt hatten und der damals erst 22-Jährige endgültig zum
       Idol einer ganzen Nation aufstieg, war das Finale im Bolschoi-Eispalast
       gegen die Schweden kein Stück, das Helden gebiert. Zu dominant waren die
       Nordamerikaner, bei denen Torhüter Carey Price wie schon im Halbfinale
       gegen die USA keinen einzigen Puck durchließ.
       
       Überhaupt war es bei diesem Turnier die kanadische Defensive, die alle
       anderen Gegner verzweifeln ließ: Nur vier Tore kassierten die
       Goldmedaillengewinner in sechs Spielen. Da brauchte es gar keine Tore von
       Sidney Crosby, um bis ins Finale zu marschieren. Diese kanadische Mauer
       wussten auch die bis dahin mit 17 Toren in fünf Spielen so offensivstarken
       Schweden nicht zu überwinden. Vielleicht waren die Skandinavier aber auch
       einfach nicht mehr ganz bei der Sache. Denn kurz vor dem Finale war Nicklas
       Bäckström, der im Halbfinale gegen Finnland noch auf dem Eis gestanden
       hatte, aus dem Kader genommen worden.
       
       Unmittelbar nach dem Endspiel lieferte das Schwedische Olympische Komitee
       den Grund nach: Doping. Nun haben sich die kanadischen Eishockeycracks
       nicht nur den Titel geschnappt, den eigentlich die russischen Fans und der
       russische Präsident für ihre Sbornaja reserviert hatten, sondern sie haben
       mit der Titelverteidigung auch noch ein Kunststück wiederholt, das zuletzt
       ebenjenen Russen gelungen war: 1988 als Sowjet- und 1992 als GUS-Team.
       Außerdem ist Kanada mit neun Olympiasiegen nun alleiniger
       Eishockey-Rekordhalter. (JÜK)
       
       Die AthlethInnen des Tages: Die Russen. Das Team des Ausrichters hat am
       letzten Wettkampftag nicht nur nochmal vier Medaillen eingesammelt (2 x
       Gold / 1 x Silber / 1 x Bronze), sondern führt auch uneinholbar den
       Medaillenspiegel. Und: Mehr Edelmetall holte keiner – 33 Sotschi-Plaketen
       waren es am Ende. Die letzten holten am Sonntagmorgen im
       Marathon-Äquivalent, dem Lamglauf-Massenstart über 50 Kilometer, die Russen
       Alexander Legkow (Gold,) Maxim Wylegschanin (Silber) und Ilja Tschernussow
       (Bronze). Wenig später fuhren Alexander Subkow, Alexej Negodajlo, Dmitri
       Trunenkow, Alexej Wojewoda im Viererbob zu Gold. (JSCH)
       
       Das Drama des Tages: Auch die letzte deutsche Medaillenhoffnung, das Team
       um Pilot Maximillian Arndt im Viererbob, enttäuschte. Nach vier Läufen
       landete „Germany 1“ auf dem sechsten Rang. Während die Konkurrenz
       kontinuierlich die Startzeiten verbesserte, wurde Arndts Truppe (Marko
       Hübenbecker, Alexander Rödiger, Martin Putze), immerhin amtierender
       Weltmeister, stetig langsamer. Gold ging an „Russia 1“, Silber holten die
       Letten Oskars Melbardis, Daumants Dreiskens, Arvis Vilkaste, Janis Strenga.
       Bronze fuhr der beste Schlitten aus den USA unter der Regie von Steven
       Holcomb ein.
       
       Die deutschen BobfahrerInnen bleiben damit erstmals seit 50 Jahren ohne
       olympische Medaille. Das Team um Bundestrainer Christoph Langen wirkte
       dementsprechend bestürzt. Kufenkoordinator Langen übte sich in negativen
       Superlativen: „Das ist die größte Katastrophe, die uns passieren konnte.
       Ich weiß, dass die Mannschaft viel mehr kann. Ich bin der Chef und trage
       die Verantwortung. Ich nehme die Schuld auf mich.“ (JSCH mit dpa)
       
       Weitere Entscheidungen: Keine.
       
       Proteste an der Stecke: Frankreichs Skicrosser behalten nach einem Urteil
       des Internationalen Sportgerichtshofs (CAS) ihre drei Olympia-Medaillen.
       Die Ad-hoc-Kammer des CAS wies am Sonntag einen Antrag Kanadas und
       Sloweniens auf Disqualifikation des Trios zurück. Anlass des Protests waren
       angeblich illegale Rennanzüge mit einem günstigen aerodynamischen Effekt.
       So soll der Dress nach Angaben der Antragsteller erst kurz vor dem Finale
       gewechselt worden sein.
       
       Die Franzosen hatten am Donnerstag durch Jean-Frédéric Chapuis, Arnaud
       Bovolenta und Jonathan Midol bei den Männern einen Dreifach-Triumph
       gefeiert. Die Athleten aus Kanada und Slowenien waren hinter dem Trio
       Vierter beziehungsweise Sechster geworden. Die Einspruchsfrist unmittelbar
       nach dem Rennen hatten Kanada und Slowenien verstreichen lassen. Der CAS
       begründete seine Entscheidung damit, dass beide Länder ihre Bedenken erst
       mehr als sechs Stunden nach Rennende geltend gemacht hatten und nicht wie
       vorgeschrieben 15 Minuten nach dem Final-Lauf. (dpa)
       
       Und: [1][Der Medaillenspiegel nach 98 von 98 Wettbewerben]
       
       23 Feb 2014
       
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