# taz.de -- Umstrittene Abrisspläne: Kirchenkleinod steht im Weg
       
       > Kirchengemeinde will die Wilhelmsburger St. Maximilian-Kolbe-Kirche
       > abreißen lassen, weil die Sanierung zu teuer sei. Anwohner und Politiker
       > protestieren.
       
 (IMG) Bild: Beton wie gerolltes Papier: St. Maximilian-Kolbe-Kirche in Hamburg-Wilhelmsburg.
       
       Architekturkenner sprechen von ihrer außergewöhnlichen „skulpturalen Form“:
       Für die Menschen in Wilhelmsburg ist die katholische St.
       Maximilian-Kolbe-Kirche in der Nähe der S-Bahn-Station Wilhelmsburg dagegen
       die „Klorolle“. Denn der Bremerhavener Architekt Jo Filke hat die 1974
       geweihte Kirche aus Sichtbeton so bauen lassen, dass es aussieht, als sei
       sie aus Papier gewickelt. In dieser Verschlungenheit erinnert die Kirche an
       so skulpturale Bauten wie das Guggenheim-Museum in New York oder das Vitra
       Design Museum in Weil am Rhein.
       
       Umso unverständlicher finden viele die Pläne der Kirchengemeinde, das
       architektonische Kleinod abreißen zu lassen. „Die Entscheidung für den
       Abriss der Kirche ist über einen längeren Zeitraum hinweg gefällt worden“,
       sagt der Sprecher des Erzbistums Hamburg, Manfred Niehlen. Und fügt hinzu,
       dass das „auch ein sehr schmerzhafter Prozess“ sei.
       
       Obwohl es also „nicht leicht“ fällt, eine Kirche zu profanisieren, das
       heißt zu entweihen und aufzugeben, hat das Erzbistum Hamburg darin doch
       reichlich Erfahrung: 1995 gegründet, hat es in diesen knapp 20 Jahren laut
       Bistumssprecher bereits 36 Bauten aufgegeben. „Meist sind das
       Filialkirchen, deren Gemeinden kleiner werden“, sagt Niehlen.
       
       Auf die Frage, um wie viel kleiner denn die St. Bonifatius-Gemeinde
       geworden sei, zu der die St. Maximilian-Kolbe-Kirche gehört, räumt Niehlen
       allerdings ein, dass die St. Bonifatius-Gemeinde nicht kleiner wurde,
       sondern von rund 6.200 Mitgliedern 1999 auf inzwischen 7.200 Mitglieder
       wuchs. Und dann nennt Niehlen den wirklich relevanten Grund: dass die St.
       Maximilian-Kolbe-Kirche der wirtschaftlich notwendigen Erweiterung des
       benachbarten Seniorenheims im Weg stehe.
       
       So gesehen wirken die ins Feld geführten Sanierungskosten von 400.000 Euro
       ein wenig vorgeschoben. Mit ihnen wird nämlich begründet, warum man den
       Denkmalschutz „aus wirtschaftlicher Unzumutbarkeit“ aushebeln möchte.
       
       Allerdings ist das letzte Wort noch nicht gesprochen: Die Gespräche mit dem
       Denkmalschutzamt laufen noch und eine Entscheidung steht noch aus. Doch die
       Gemeinde trauert bereits. „Vielen Menschen blutet das Herz“, sagt Ingrid
       Stegmann, die als Leiterin des benachbarten Generationenhauses guten
       Kontakt zu den Gemeindemitgliedern hat. „Viele sind mit der Kirche
       verwachsen, weil sie für deren Bau gespendet und dort Familienereignisse
       wie Hochzeit, Taufe oder Kommunion gefeiert haben“, sagt Stegmann.
       
       Auch Klaus Lübke (SPD) ist entsetzt. Für den Fachsprecher für Denkmalschutz
       im Bezirksamt Mitte ist die Kirche „ein Denkmal von immensem Wert“. Dass
       trotz Denkmalschutz immer wieder Gebäude abgerissen werden, erklärt Lübke
       damit, dass „Denkmale individuell beurteilt“ würden, was „in Abwägungen“
       dazu führen könne, dass man Denkmale aufgebe.
       
       24 Feb 2014
       
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