# taz.de -- Forschung: Viel Lärm um Daten
       
       > Wegen Bedenken gegen die seit Langem geplante, von vielen geforderte
       > Lärmstudie wird die Datenschützerin heftig angefeindet. Nun ist eine
       > Lösung in Sicht.
       
 (IMG) Bild: Hier ist es so laut, dass es der Gesundheit schadet: Bremen, Nicolaistraße.
       
       BREMEN taz | Es ist echt ein Dilemma, gerade aus grüner Sicht. Weil:
       Irgendwie ist ja beides – der Daten- und der Lärmschutz – „extrem wichtig“.
       Das sagt auch Grünen-Politikerin Maike Schäfer. Aber vielleicht muss man
       sich doch nicht für das eine oder andere entscheiden. Und es kann am Ende
       doch eine Bremer Lärmstudie geben.
       
       Die ist seit 2011 vom Umweltbundesamt in Auftrag gegeben, und für die
       rot-grüne Landesregierung von „überragendem Interesse“, wie es SPD-Mann
       Arno Gottschalk sagt. Dass es sie gleichwohl immer noch nicht gibt, liegt
       an Bedenken der Landesdatenschützerin Imke Sommer. Analysiert werden sollen
       individuelle Krankenkassendaten auf der einen und der Lärmpegel, in dem die
       Menschen wohnen, auf der anderen Seite.
       
       Am Ende soll Klarheit darüber herrschen, wie viele BremerInnen von welchem
       Lärm unmittelbar betroffen sind und welche gesundheitlichen Schäden sie
       davontragen. Welchen Einfluss haben Autos, Züge und Flugzeuge in der Stadt
       auf das Risiko für Krankheiten wie Krebs oder Herzinfarkt? Das soll die
       Studie klären, die der Epidemiologe Eberhard Greiser plant. Klare Hinweise
       gibt eine Untersuchung, die Greiser mal am Flughafen Köln-Bonn gemacht hat.
       Ergebnis: Fluglärm hat signifikanten Einfluss auf
       Herz-Kreislauf-Erkrankungen, aber auch auf Depressionen, Demenz oder
       chronisches Nierenversagen. Und Bremen, sagt Greiser, eigne sich wegen der
       „hervorragenden Datenlage“ ganz wunderbar für derlei Forschungen. Erste
       Ergebnisse sollten schon 2012 vorliegen. Das bis heute keine vorliegen,
       liege am „heftigen Gegenwind“ der Bremer Datenschützerin, kritisiert
       Greiser.
       
       Die wiederum muss dessen Forschungen gar nicht genehmigen. Sie berate hier
       nur, sagt Sommer. Doch ihre Auslegung der Gesetze ist „ganz eindeutig“: Sie
       lassen derlei Forschungen nicht zu. Weil die Infos, auf denen sie basieren,
       nicht ausreichend anonymisiert seien. Im Einzelfalle könne man die
       sensiblen Daten „relativ schnell“ konkreten Personen zuordnen.
       
       Greiser, Professor an der Uni Bremen, wirft Sommer nun „monumentale
       Inkompetenz“ vor. Er fühle sich „für dumm verkauft“ und in seinen
       Forschungen „massiv behindert“. Denn andere DatenschützerInnen sehen das
       offenbar anders als Sommer. Greiser verweist auf den
       Bundesdatenschutzbeauftragten, seinen niedersächsischen Kollegen,
       Senatsressorts. Sie alle hätten sein Konzept datenschutzrechtlich für okay
       befunden. Doch Sommer will sich ihre Rechtsauffassung nicht ausreden
       lassen. Niemand habe sie, rein juristisch, vom Gegenteil überzeugt.
       
       Doch die Untersuchung könnte auch ohne Sommers Zustimmung stattfinden. Sie
       hat ja kein Veto-Recht. Doch die Bremer AOK – und ohne die ginge es nicht,
       sagt Greiser – beteilige sich nur, wenn das durch einen Beschluss der
       Bremer Landesregierung gedeckt sei, so der AOK-Sprecher. Und den gab es
       bisher nicht. Allerdings könnte der Gesundheitssenator die Freigabe dieser
       personenbezogenen Daten genehmigen. Das geht zumindest aus der Antwort des
       Senats auf eine Anfrage der Grünen hervor, die gestern in der Fragestunde
       der Bürgerschaft hätte erörtert werden sollen. Wenn so eine Genehmigung
       käme, so die AOK, werde man Greisers Gesuch „neu bewerten“.
       
       Es gebe „keinen Grund“, die fraglichen Daten „nicht endlich“ zur Verfügung
       zu stellen, sagt Schäfer. „Wir erwarten, dass die Hemmnisse jetzt abgebaut
       werden“, sagt Gottschalk.
       
       Das fordern auch die im „Bündnis gegen Lärm“ zusammengeschlossenen
       Bürgerinitiativen. Die „Verzögerungstaktik“ sei „inakzeptabel“, sagte
       Sprecherin Monika Morschel. Schon kursieren allerlei Verschwörungstheorien,
       die Sommers Ablehnung erklären sollen. Doch die findet auch Greiser
       „irreal“.
       
       25 Feb 2014
       
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 (DIR) Jan Zier
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