# taz.de -- Kompensation für Fällungen: Trauer um Bäume
       
       > Die Fällsaison ist zu Ende: 1.200 Linden, Kastanien und andere Bäume
       > fielen in Bremen der Kettensäge zum Opfer. Einige werden nun
       > nachgepflanzt.
       
 (IMG) Bild: Vier Linden vor der Schwankhalle wurden gefällt - wegen des Deichschutzes, so die Begründung.
       
       BREMEN taz | Immer wieder bleiben Spaziergänger stehen. „Die sahen doch
       gesund aus“, sagen einige. AnwohnerInnen haben Grablichter auf den
       Baumstümpfen aufgestellt und Schilder gebastelt. „In stillem Gedenken“,
       steht darauf.
       
       Die Trauer gilt vier Linden, die jetzt vor der Schwankhalle gefällt wurden,
       weil sie die Deichsicherheit gefährden, wie Umweltsenator Joachim Lohse
       dazu mitgeteilt hatte. Mit dem selben Argument wurden im Februar die
       Pappeln vor dem Weserstadion gefällt. Auch links der Weser werden weitere
       Bäume dran glauben. Welche, könne sie noch nicht sagen, erklärte dazu
       gestern die Sprecherin des Umweltsenators, Brigitte Köhnlein. „Das prüft
       der Deichverband jetzt gemeinsam mit uns.“
       
       Die Säge kreischt erst wieder im Herbst, denn seit dem 1. März dürfen Bäume
       nur noch mit Ausnahmegenehmigung gefällt werden. BaumliebhaberInnen haben
       in der jetzt zu Ende gegangenen Fällperiode besonders gelitten, weil 2014
       und 2015 keine Bäume nachgepflanzt werden sollten, wie der Umweltsenator
       vor einem halben Jahr verkündet hatte. 550.000 Euro würden
       Baumersatzpflanzungen jährlich kosten, hatte er im November 2013
       vorgerechnet. Setze man damit für zwei Jahre aus, könne man das gesparte
       Geld „der verstärkten Baumpflege zur Herstellung der Verkehrssicherheit
       zuführen“. Doch ganz so arg, wie es erst geklungen hatte, wird es nicht.
       Ein Teil der jetzt gefällten 1.200 Bäume wird ersetzt, weil Lohse doch noch
       380.000 Euro zur Verfügung gestellt hat.
       
       Außerdem werden Baumpatenschaften vergeben. 800 Euro berechnet der
       Umweltbetrieb Bremen für den Kauf und die Pflanzung des Baums sowie das
       Wässern in den ersten fünf bis sieben Jahren, in denen er noch nicht tief
       genug wurzelt. 16 Bäume seien bisher über solche Patenschaften gepflanzt
       worden, sagte gestern die Sprecherin des Umweltbetriebs, Kerstin Doty. Es
       sollen aber noch mehr werden, sagt sie. „Wir haben sehr viele Anfragen.“
       Auch Sammelspenden ab 50 Euro seien möglich. Auf Wunsch wird ein Schild mit
       dem oder den Spendernamen angebracht.
       
       Auf der Homepage des Umweltbetriebs steht eine Liste, auf der zu erkennen
       ist, wo welche Bäume gefällt wurden – und bei einigen auch, warum.
       Grundsätzlich ginge es immer um die Verkehrssicherheit, sagt Doty. „Wir
       fällen einen Baum nicht einfach so.“ Dazu seien diese für Mensch und Umwelt
       zu wichtig.
       
       Vor VerschwörungstheoretikerInnen in Schutz nimmt den Umweltbetrieb
       unterdessen Sönke Hofmann, Geschäftsführer des Naturschutzbundes Nabu und
       zugleich Forstingenieur. „Man sieht den Bäumen oft einfach nicht an, wie es
       um sie steht“, so Hofmann. Viele seien nach dem Krieg gepflanzt worden und
       jetzt nach Jahrzehnten mit Abgasen, Bauarbeiten und Hundeurin einfach
       kaputt. Allerdings glaubt er, dass der Umweltbetrieb sich viel Ärger mit
       AnwohnerInnen ersparen könne, wenn er noch offensiver über geplante
       Baumfällarbeiten informiere.
       
       Verantwortlich dafür, dass mehr Bäume gefällt als gepflanzt werden, seien
       letztendlich Versicherungen und Gerichtsurteile, die die Kommunen zu immer
       häufigeren Kontrollen des Baumbestandes verpflichten würden.
       
       In Bremen gibt es nach Auskunft des Umweltsenators in Parks rund 290.000
       und an Straßen 70.000 Bäume.
       
       4 Mar 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Eiken Bruhn
       
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