# taz.de -- Kein Platz für Studierende: Staatsexamen im Zoo
       
       > Die Uni Osnabrück ist überfüllt: Jura-Examen müssen in Museen geschrieben
       > werden, während das European Legal Studies Institute mit Prüflingen
       > fremdelt.
       
 (IMG) Bild: Hier räumt der Chef noch selbst Essensreste weg: Ob im Osnabrücker ELSI je wieder Prüfungen stattfinden, war zuletzt unklar.
       
       HANNOVER taz | An der [1][Uni Osnabrück] mit ihren fast 12.000 Studierenden
       herrscht Platznot. Gerade erst ist bekannt geworden, dass ein ganzer
       Gebäudekomplex mit Seminarräumen, Bibliothek und Laboren aus
       Brandschutzgründen abgerissen werden muss. Auch bei den Juristen fehlen
       Räume: Sie mussten ihr Staatsexamen zuletzt in angemieteten Räumen
       schreiben – auch weil sie bei ihren eigenen Instituten offenbar nicht
       überall gern gesehen sind.
       
       In der Osnabrückhalle, die sonst Konzerte oder Parteitage beherbergt,
       legten die angehenden Juristen ihre Prüfungen ab. Räume mietete das
       Landesjustizprüfungsamt, das die Staatsexamen organisiert, auch im Museum
       am Schölerberg. „Das war, als wäre man Teil des Zoos“, [2][berichtet ein
       Prüfling der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ)]. Kinder hätten an die Fenster
       geklopft und gewunken, während der Klausur habe er Flamingos beobachten
       können.
       
       Der gesamte Fachbereich leide unter Platzmangel, heißt es vom
       rechtswissenschaftlichen Dekanat. Am European Legal Studies Institute
       (ELSI) aber mag man Prüflinge dennoch offenbar nur ungern willkommen
       heißen. „Ich kann das Institut nicht für den Studentenverkehr öffnen“,
       zitierte die NOZ am Mittwoch ELSI-Leiter Christian von Bar. Sein Institut
       hat seit 2008 ein eigenes Gebäude: Fast sieben Millionen Euro kostete der
       Umbau eines Möbelhauses zum schmucken Institut, gefördert von Bund und
       Land.
       
       „Publikumsverkehr und Nachdenken passen nicht zusammen“, findet von Bar,
       Lehrstuhlinhaber, Träger zahlreicher Ehrendoktorwürden sowie des
       Leibniz-Preises der Deutschen Forschungsgemeinschaft, zugleich
       Sonderberater von EU-Justizkommissarin Viviane Reding.
       
       Als Studierende im Oktober 2013 im ELSI Examen schrieben, hätten sie die
       Räume verschmutzt hinterlassen. „In Wahrheit räume ich hier die Essensreste
       weg“, so von Bar gegenüber NOZ. Ihm wird ein ambivalentes Verhältnis zu
       seinen Studierenden nachgesagt: Seine Vorlesungen seien beliebt, menschlich
       aber sei es schwierig, heißt es an der Uni. Auf die Aussagen in der
       Lokalpresse reagierte man dennoch erstaunt bis ungläubig.
       
       Von Bar selbst war für die taz am Mittwoch nicht zu erreichen. Der
       Professor habe „in dem kurzen Telefonat mit der NOZ nur darauf hingewiesen,
       dass die Räume des Instituts sehr strapaziert sind und werden“, erklärte
       die Pressestelle der Universität. Und wiegelte auch in der Raumfrage ab:
       Schon am Montag – also noch vor dem Bericht der Lokalpresse – habe sich von
       Bar dafür ausgesprochen, Examen sehr wohl in Hörsälen seines Instituts
       schreiben zu lassen.
       
       Bei der Fachschaft Jura geht man nun davon aus, dass es in Zukunft keine
       Probleme mehr geben sollte. Der
       [3][//www.asta.uni-osnabrueck.de/:Allgemeine Studierendenausschuss (Asta)]
       dagegen findet deutliche Worte: „Es ist kein Zustand, wenn sich ein
       Institut zum Elfenbeinturm stilisiert“, sagt Gerrit Leelkok, Asta-Referent
       für Hochschulpolitik. „Räume, die an der Uni zur Verfügung stehen, müssen
       selbstverständlich auch Studierenden zur Verfügung gestellt werden.“ Das
       Argument, Prüflinge hätten Räume unsauber hinterlassen, sei
       „fadenscheinig“. Von Professoren erwarte man, „dass sie Studierende wie
       Erwachsene behandeln“.
       
       12 Mar 2014
       
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