# taz.de -- Wenn Monsieur Sarkozy telefoniert: Neues für „Bastarde von Bordeaux“
       
       > Neue Auszüge aus mitgeschnittenen Telefonaten des französischen
       > Ex-Präsident sind öffentlich geworden. Der Verdacht versuchter Bestechung
       > erhärtet sich.
       
 (IMG) Bild: Hätte er doch mal lieber seiner Frau Carla nette Worte in den Hörer gesäuselt ...
       
       PARIS afp | Neue Enthüllungen um Frankreichs Ex-Präsidenten Nicolas Sarkozy
       haben am Mittwoch für Aufregung in Paris gesorgt. Das Internetportal
       Mediapart [1][veröffentlichte] Auszüge aus sieben Telefongesprächen
       Sarkozys, bei denen die französische Justiz mitgehört hatte. Demnach
       konkretisiert sich der Verdacht der versuchten Bestechung eines
       Top-Juristen. Für Empörung sorgte zudem Sarkozys Haltung gegenüber
       Ermittlern, die in den Telefonaten deutlich wird.
       
       Die Justiz hatte Ende Februar infolge der angezapften Telefonate Sarkozys
       mit seinem Anwalt Thierry Herzog ein neues Ermittlungsverfahren wegen
       Bestechung und Verletzung des Ermittlungsgeheimnisses eingeleitet.
       Mediapart veröffentlichte nun neue Einzelheiten aus den Telefonaten, die
       Sarkozy konkret belasten.
       
       So erklärte sich Sarkozy demnach in einem Anfang Februar geführten
       Telefonat bereit, einem leitenden Staatsanwalt am Kassationsgerichtshof,
       Gilbert Azibert, einen Posten in Monaco zu beschaffen. Im Gegenzug soll der
       Staatsanwalt den Ex-Präsidenten über ein Verfahren gegen ihn am
       Kassationsgerichtshof unterrichtet und versucht haben, auf das Verfahren
       Einfluss zu nehmen.
       
       Das Telefon des konservativen Ex-Staatschefs, dem Ambitionen auf eine
       Rückkehr in die Politik nachgesagt werden, war seit September 2013 von der
       Justiz im Zuge von Ermittlungen wegen des Verdachts der illegalen
       Wahlkampffinanzierung im Jahr 2007 durch den libyschen Ex-Machthaber
       Muammar al-Gaddafi angezapft worden. Bei der Überwachung stellte sich
       heraus, dass Sarkozy für seine heiklen Gespräche mit seinem Anwalt eigens
       ein unter einem fiktiven Namen registriertes Handy benutzte, wie die
       Zeitung Le Monde bereits Anfang März berichtet hatte.
       
       Mediapart berichtete nun, am 1. Februar habe Sarkozy seinen Anwalt sogar
       angerufen, um ihn aufzufordern, ihn auf der offiziellen Telefonleitung
       anzurufen, damit die Ermittler etwas zu tun hätten. Anwalt Herzog wird in
       einem anderen Gespräch mit einer Äußerung zitiert, in der er die früher
       gegen Sarkozy ermittelnden Untersuchungsrichter als „Bastarde von Bordeaux“
       bezeichnet. Zum Verfahren am Kassationsgerichtshof zeigte sich Herzog
       demnach zuversichtlich über einen Erfolg – „außer wenn sich das Recht am
       Ende durchsetzt“.
       
       In dem Verfahren am Kassationsgerichtshof, zu dem Sarkozy und sein Anwalt
       Informationen von dem Staatsanwalt bekommen wollten, ging es um die
       Terminplaner Sarkozys. Diese waren im Zuge der Ermittlungen in Bordeaux zur
       Bettencourt-Affäre beschlagnahmt worden. Ein Ermittlungsverfahren gegen
       Sarkozy dort wurde später aber aus Mangel an Beweisen eingestellt.
       
       Sarkozy wollte seine Kalender zurück, doch der Kassationsgerichtshof
       entschied im März, dass er darüber nicht befinden könne. Nun darf die
       französische Justiz die Aufzeichnungen weiterhin auswerten, die Sarkozy
       auch in anderen Affären gefährlich werden könnten. Dazu zählt die
       Tapie-Affäre, in der die Chefin des Internationalen Währungsfonds,
       Christine Lagarde, am Mittwoch in Paris von der Justiz verhört wurde.
       
       Bei den Sozialisten lösten die Enthüllungen wenige Tage vor den
       Kommunalwahlen in Frankreich scharfe Reaktionen aus. Parteichef Harlem
       Désir nannte die aufgenommenen Äußerungen „unfassbar“ und prangerte eine
       „Justizbehinderung“ an. Solch ein Verhalten müsse bestraft werden.
       
       Die wichtigste Richtervereinigung Frankreichs zeigte sich „wie vor den Kopf
       gestoßen“. Falls sich die Informationen bestätigen sollten, wäre dies der
       Beweis, „dass versucht wurde, die Justiz zu beeinflussen“, sagte die
       Generalsekretärin der Vereinigung USM, Virginie Duval.
       
       19 Mar 2014
       
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