# taz.de -- Hannover 96: Besiegt vom Stürmerstar
       
       > Den Ausschlag gaben eigene Schwächen: Hannover 96 kassiert eine glatte
       > 0:3-Niederlage gegen den Bayern-Verfolger Borussia Dortmund.
       
 (IMG) Bild: Mann des Tages: Dortmunds Robert Lewandowski (l.) gegen Hannover 96.
       
       HANNOVER taz | Ein wenig Schelte musste dann doch noch sein. Zwar hatten
       sich, zumindest eine Halbzeit lang, die Profis von Hannover 96 gewehrt,
       hatten gute Chancen herausgespielt in diesem Heimspiel gegen Borussia
       Dortmund – und dafür Lob verdient, aber es war eben auch nicht zu
       übersehen, dass vor allem die 96-Abwehrspieler einen Knicks gemacht hatten
       vor dem großen Favoriten im gegnerischen Trikot.
       
       „So viel Ehrfurcht muss man nicht haben“, sagte Hannovers Sportdirektor
       Dirk Dufner über die Szene des Tages: Kurz nach Wiederanpfiff spazierte
       Dortmunds Torjäger Robert Lewandowski ganz allein durch die gesamte
       Hannoveraner Abwehr und erzielte das Tor zum 0:2 aus Sicht der
       Niedersachsen. Ein Treffer, von dem sich die Gastgeber nicht erholten und
       chancenlos blieben bis zum 0:3-Endstand.
       
       ## Genial gedemütigt
       
       Angesichts eines Gegners, der aussichtsreichster Verfolger von
       Spitzenreiter Bayern München ist, fielen die anderen beiden Rückschläge am
       Samstag unter die Kategorie normal: Das 0:1 (43. Minute) von Verteidiger
       Mats Hummels ermöglichten mangelnde Absprachen in der hannoverschen Abwehr.
       Und ein Treffer wie das 0:3 (90.) durch den eingewechselten Marco Reus
       bleibt als typischer K. o. nach einem Konter in Erinnerung. Aber tief saß
       die Schmach nach Lewandowskis Sololauf in der 52. Minute: Fünf 96-Spieler
       plus Torhüter Ron-Robert Zieler hatten da kein Mittel gefunden, um den
       zuvor harmlosen Lewandowski aufzuhalten. „Als ich den Ball auf der linken
       Seite bekam, wusste ich, dass ich ganz alleine bin“, sagte der Pole nachher
       und grinste süffisant. Er wusste, dass ihm ein Geniestreich von Demütigung
       gelungen war.
       
       Die Aufarbeitung des 26. Spieltages in der Fußball-Bundesliga ergibt:
       Hannover war stets bemüht – und ist den Abstiegsrängen gefährlich nahe
       gekommen. 40 Minuten lang durften die 96er sogar für sich in Anspruch
       nehmen, Dortmund dominiert zu haben. „Leider reicht es nicht, nur eine
       Halbzeit gut zu spielen“, resümierte Mittelfeldspieler Leonardo
       Bittencourt, dem gegen die Borussia, seinen ehemaligen Verein, einige
       mutige Aktionen gelungen waren.
       
       ## Mangelhafte Offensive
       
       Sehnsüchtig blickten der Mittelfeldspieler und seine Mannschaftskollegen
       nachher auf einen Pfostenschuss Andre Hoffmanns und andere gute
       Gelegenheiten zurück. Was gefehlt hatte, war ein Führungstreffer für die
       Hannoveraner – oder wenigstens mehr Entschlossenheit in der Offensive.
       
       Wegen der Verletzungen von Mame Diouf (Schulter), Artus Sobiech (Knie) und
       Artjoms Rudnevs (Knöchel) stand mit Didier Ya Konan (Trainingsrückstand)
       nur ein klassischer Stürmer zur Verfügung. Den mochte 96-Trainer Tayfun
       Korkut aber nicht von Beginn an einsetzen und entschied sich für eine
       Anfangsformation ohne nominelle Spitze. Dieser taktische Kniff ermöglichte
       viele kluge Pässe und Kombinationen im Mittelfeld – sorgte aber auch für
       Harmlosigkeit vor des Gegners Tor. „Uns fehlt ein Stoßstürmer“, meinte
       Mannschaftskapitän Lars Stindl, „das wissen wir auch.“
       
       Zu den erhöhten Anforderungen, die der zum Jahresanfang eingestellte Korkut
       stellt, gehört auch: Stindl und die anderen sollen vor allem lernen, wie
       man gemeinsam verteidigt. Vor Lewandowskis Tor des Tages hatte kein
       Hannoveraner darüber nachgedacht, wie sich Schlimmes verhindern ließe. Es
       bleibt Korkuts Aufgabe, seine Mannschaft daran zu erinnern: Sie ist nicht
       vornehmlich an Dortmunder Stärken gescheitert, sondern an eigenen
       Schwächen.
       
       23 Mar 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christian Otto
       
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