# taz.de -- Protest gegen Flüchtlingspolitik: Blumen und Teddys für Schwesig
       
       > Das Zentrum für Politische Schönheit bedankt sich bei Familienministerin
       > Schwesig (SPD) für ihr historisches Hilfsprogramm. Ein Ortstermin.
       
 (IMG) Bild: Dankesgrüße vor dem Familienministerium
       
       „Wer sich so tatkräftig einsetzt, muss doch nicht bescheiden sein“,
       schmunzelt Anna De Carlo. Sie arbeitet für die „[1][Kindertransporthilfe
       des Bundes]“ und findet es ganz rührend, dass Familienministerin Manuela
       Schwesig (SPD) „keine großen Worte“ über ihre umfassende Rettungsaktion für
       Flüchtlingskinder aus Syrien verliert.
       
       De Carlos ironischer Zungenschlag ist natürlich nicht zu überhören.
       Schwesig hat zu der [2][gefakten Initiative], laut der die Bundesepublik
       unter ihrem Namen 55.000 Kinder aus dem Krisengebiet aufnehmen will,
       bislang noch nicht persönlich Stellung genommen. Das Zentrum für Politische
       Schönheit (ZPS) um den Aktionskünstler Philipp Ruch hat nun per Facebook
       und Twitter dazu aufgerufen, am Mittwoch zum Familienministerium zu kommen.
       Mit Blumen, Kuchen und Teddybären, um der Familienministerin für ihr
       Engagement zu danken.
       
       Es ist ein stiller Protest. Etwa 50 Leute versammeln sich um 15 Uhr vor
       einer Glasfassade in der Glinkastraße, darunter auch einige Journalisten.
       An einem Bauzaun neben dem Haupteingang des Ministeriums sind Dutzende
       Stofftiere und knallbunt verpackte Geschenke drapiert. Viele haben Blumen
       mitgebracht, eine junge Mitarbeiterin des ZPS verteilt Dankeskarten. „Zum
       ausfüllen und dazuhängen“, meint sie. Auch Manuela Schwesig steht am Zaun –
       als übergroßer Aufsteller, den das ZPS ihr zu Ehren aufgestellt hat.
       
       Unter den Besuchern ist auch eine junge Frau aus Syrien. Sie habe auf
       [3][Facebook] von der Transporthilfe gelesen und nachsehen wollen, ob die
       Rettungsaktion denn ernst gemeint ist. Seit zwei Jahren lebt sie nun in
       Deutschland, aufgewachsen ist sie in Aleppo. „Ich hatte einfach Glück“,
       sagt sie über ihre Ausreise in die Bundesrepublik. Andere hätten leider
       keines gehabt.
       
       ## Satire bis zum Schluss
       
       Nach etwa einer halben Stunde dann wird die Eingangstür geöffnet, eine
       Pressesprecherin des Ministeriums tritt vor die Demonstranten. Frau
       Schwesig sei leider terminlich verhindert, lasse aber ausrichten, wie sehr
       sie das überwältigende Feedback auf ihr Hilfsprogramm freue. „Gerade, dass
       so viele Bundesbürger sich bereit erklärt haben, Kinder bei sich
       aufzunehmen“, so die Sprecherin weiter, „gibt uns große Hoffnung, dass wir
       das Hilfsprogramm tatsächlich umsetzen können“.
       
       Kurze Verwunderung. Meint die das gerade ernst? Leider nein. Die
       „Pressesprecherin“ ist Teil der Inszenierung. Satire bis zum Schluss.
       
       Keine Inszenierung sind jedoch die Worte von Aziz Al-Ayyoobi. Als Mitglied
       der Union Kurdischer Studierender in Syrien (UKSS) setzt er sich vor Ort
       für syrische Schüler und Studenten ein. „Wir richten Übergangsschulen ein,
       geben Unterricht und Sprachkurse“, erzählt er. Jungen Menschen in Syrien
       soll dadurch ermöglicht werden, nach der Krise wieder in ein geregeltes
       Arbeitsleben eintreten zu können.
       
       Nach einer Stunde ist alles vorbei. Die Protestaktion des Zentrums für
       Politische Schönheit aber geht weiter. Am Freitag wird Ruch mit zwei
       Holocaustüberlebenden, die durch einen Kindertransport 1939 gerettet
       wurden, im Bundeskanzleramt erscheinen. „Wir wollen Druck auf die Kanzlerin
       machen“, erklärt Ruch, „und verlangen eine 180-Grad-Wende in der deutschen
       Flüchtlingspolitik“. Er hofft, am Freitag im Kanzleramt empfangen zu
       werden. Die Holocaustüberlebenden könne die Kanzlerin schließlich nicht vor
       verschlossenen Türen stehen lassen, „das wäre ein zu negatives Zeichen ins
       Ausland“.
       
       Die junge Dame aus Syrien bleibt noch ein wenig vor der Dankeswand stehen.
       „Es hat mir gefallen“, sagt sie. Vor allem das „Politische Schönheit“ im
       Namen der Künstlergruppe finde sie gut. „Das ist so ironisch, weil
       eigentlich ist Politik gar nicht schön.“
       
       15 May 2014
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.kindertransporthilfe-des-bundes.de/
 (DIR) [2] /!138307/
 (DIR) [3] http://de-de.facebook.com/politische.schoenheit
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Josef Wirnshofer
       
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