# taz.de -- Kieler Bildungsstreit: Wendes Wechselbad
       
       > Schleswig-Holsteins Bildungsministerin kann einen Kompromiss zwischen den
       > Unis Kiel und Flensburg vermelden, muss sich aber Vetternwirtschaft
       > vorwerfen lassen.
       
 (IMG) Bild: Zwei, die sich mögen: Ministerpräsident Albig findet Bildungsministerin Wende "sehr honorig".
       
       KIEL taz |Der Mittwoch im Kieler Landtag begann ganz fröhlich: Zwei
       Mitglieder feierten ihren 60. Geburtstag und die Abgeordneten aller
       Fraktionen gratulierten mit einem kleinen Ständchen. Aber kurz darauf war
       es mit dem Einklang vorbei. Korruption, Selbstbedienungsmentalität,
       Vetternwirtschaft waren nur einige der Vorwürfe der Opposition aus CDU, FDP
       und Piraten gegen die parteilose Bildungsministerin Waltraud Wende.
       
       Die ehemalige Präsidentin der Universität Flensburg steht seit Wochen wegen
       eines Gesetzes über die künftige Lehrerausbildung in Schleswig-Holstein in
       der Kritik. Der Vorwurf, sie wolle ihre alte Uni auf Kosten der Hochschule
       in Kiel stärken, erhielt neue Nahrung, als bekannt wurde, dass Wende sich
       vor ihrem Amtsantritt eine „Rückkehroption“ auf eine Professorenstelle an
       der Flensburger Hochschule ausgehandelt hatte. Auf diese Option hat sie
       mittlerweile verzichtet. Aber für die Opposition ist das kein Grund, die
       Vorwürfe fallenzulassen.
       
       Die Frage ist, ob Waltraud Wende als designierte Ministerin und
       Noch-Uni-Präsidentin durchgesetzt hat, dass für sie eine Stelle geschaffen
       wird. „Absurd“, sagte SPD-Fraktionschef Ralf Stegner, der der Opposition
       „miesen parlamentarischen Stil“ vorwarf. Es sei vollkommen normal, vor dem
       Wechsel in ein politisches Amt über die Zukunft nachzudenken. Er musste
       sich dafür von Johannes Callsen (CDU) Doppelmoral und parteipolitische
       Gutsherrenart vorwerfen lassen.
       
       Aus den Regierungsfraktionen von Grünen und SPD erhielt Wende, die sich am
       Mittwoch im Landtag selbst nicht äußern wollte, aber Unterstützung. Vor
       allem Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) stärkte ihr erneut den Rücken.
       Ein Rückkehrrecht sei für Hochschulprofessoren gesetzlich vorgesehen, sagte
       er.
       
       Das trifft allerdings auf Wende nicht zu. Denn sie wurde von einem
       Lehrstuhl in den Niederlanden ins Präsidentenamt der Uni Flensburg berufen.
       Sie war also nie Professorin nach schleswig-holsteinischem Landesrecht –
       eine potenzielle Gesetzeslücke, sagte Albig dazu. Er hatte ihr im
       vergangenen April geraten, auf die Lebenszeitstelle zu verzichten, um sie
       vor einer Schmutzkampagne zu schützen. Ihr Verzicht sei „sehr honorig“,
       sagt Albig. Die CDU warf ihm dagegen vor, nur auf öffentlichen Druck zu
       reagieren.
       
       Beendet ist der Streit nicht und heute befasst sich das Parlament erneut
       mit Wendes umstrittenen Gesetzesentwurf. Auf der Tagesordnung steht der
       Kompromiss zwischen den Hochschulen und dem Bildungsministerium, der am
       Mittwoch bekannt wurde. Demnach sollen Lehramtsstudierende in Kiel künftig
       in 21 und in Flensburg nur in sieben Fächern unterrichtet werden. In
       einigen Bereichen wie Sport werde die Kooperation der beiden Unis
       verstärkt.
       
       Die Kieler Universität werde keine Ressourcen verlieren, hieß es aus dem
       Bildungsministerium. Ziel der Reform sei es, Lehrkräfte auszubilden, die an
       allen weiterführenden Schularten unterrichten können. Unklarheiten bestehen
       aber trotz des Kompromisses weiter über die Kosten für die Doppelstruktur.
       
       14 May 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Esther Geisslinger
       
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