# taz.de -- Psychologie hat ausgedient: Therapie für die Universität
       
       > Die Uni Bremen muss abspecken, das Geld reicht nicht mehr für alle
       > Studiengänge. Ausgerechnet das beliebteste Fach soll als erstes das Feld
       > räumen
       
 (IMG) Bild: Universität Bremen: Bald ohne Psychologie?
       
       BREMEN taz | Bremens Bildungssenatorin Eva Quante-Brandt hat den
       RektorInnen der Hochschulen den Entwurf für den Wissenschaftsplan 2020
       überreicht. „Die Planung soll das Wissenschaftssystem in die Lage
       versetzen, sich auf die zukünftigen Aufgaben und Anforderungen
       einzustellen“, sagte sie: „Im Zentrum stehen die Verbesserung der Lehre
       sowie die Weiterentwicklung der Forschung.“ Im Klartext wird das heißen,
       dass diverse Studiengänge nicht weitergeführt werden.
       
       Die Studienrichtungen Meereswissenschaften, Materialwissenschaften,
       Informations- und Kommunikationswissenschaften, Sozialwissenschaften sowie
       Gesundheitswissenschaften stehen praktisch unter Artenschutz, Quante-Brandt
       bezeichnete sie als Schwerpunkte ihrer Hochschulpolitik.
       
       Zwar genießen die Hochschulen eine unabstreitbare Autonomie und können so
       selber entscheiden, wie sie welche Fächer fördern und bezuschussen, jedoch
       wurde von der Ministerin bestimmt, welche Fächer sie prüfen sollen. Zum
       Beispiel hat Quante-Brandt zwar ihren Fokus auf
       Kommunikationswissenschaften gelegt, will aber gleichzeitig, dass die
       Hochschule Bremen das Fach Journalismus prüft, das kann als Ansage zum
       Beenden des Studienganges verstanden werden. Studiengänge die besonders
       Drittmittel-stark sind, wie Materialwissenschaften, bleiben unberührt, da
       sie den Uni-Etat zusätzlich aufstocken. Im Jahr 2009 waren das knapp 86
       Millionen Euro – ein Drittel des Gesamtetats.
       
       Verschiedene Stimmen ärgern sich vor allem darüber, dass Psychologie
       abgeschafft werden soll. Das Studienfach ist nicht nur in Bremen sehr
       beliebt, in ganz Deutschland ist ein Studienplatz für angehende Psychologen
       heiß begehrt: 2012 haben sich allein in Bremen 5.221 Abiturienten auf nur
       148 Studienplätze beworben – nur für das Fach Psychologie. Die einzige
       Möglichkeit dann noch in Bremen Psychologie zu studieren, wäre die private
       und kostenpflichtige Jacobs University.
       
       Der Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) der Universität Bremen vermutet
       eine gezielte Auslagerung von öffentlicher Bildung in den privaten Sektor.
       „Wir wissen nicht genau, ob sich die Verantwortlichen einen Zustrom
       zahlungswilliger Studierender an der Jacobs University versprechen“, sagt
       Jean-Jacques Dengler, Vorsitzender des Asta, „aber der Verdacht liegt
       nahe.“ Die Jusos fordern stattdessen ein Zukunftskonzept, das den
       Studiengang zukunftsfähiger macht.
       
       Auch die Bremer Jusos sehen den Wissenschaftsplan skeptisch. „Die Anzahl
       der psychisch erkrankten Menschen nimmt seit Jahren zu. Eine Schließung
       geht sowohl am Studienwunsch junger Menschen als auch am gesellschaftlichen
       Bedarf vorbei und ist ein fatales Signal“, sagte David Ittekkot, der
       stellvertretende Landesvorsitzende der Jusos und selbst Psychologie-Student
       an der Uni Bremen.
       
       Die Wissenschaftsbehörde begründet ihren Vorschlag sehr pragmatisch.
       Momentan sind vier von sechs Professuren im Studiengang Psychologie
       unbesetzt oder in Kürze vakant. Eine zusätzliche Stiftungsprofessur laufe
       2020 aus. Außerdem schneide das Fach in einem Hochschulranking in der Lehre
       schlecht ab. Auch die Forschung sei „schlecht aufgestellt“ und trage nicht
       „zur Profilbildung der Universität bei“.
       
       15 May 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Frida Kammerer
       
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