# taz.de -- Nach dem Grubenunglück von Soma: Überall nur Hilflosigkeit
       
       > Zwei Wochen nach dem Grubenunglück von Soma warten Hinterbliebene und
       > Überlebende auf Hilfe. Ein Bergmann klagt, er wisse nicht mehr weiter.
       
 (IMG) Bild: Und nun? Ein Mann betet in Soma
       
       ISTANBUL dpa | Hinter den nüchternen Statistiken stehen furchtbare
       Schicksale. 432 Kinder habe das Grubenunglück im westtürkischen Soma zu
       Waisen gemacht, sagte die türkische Familienministerin Aysenur Islam vor
       wenigen Tagen. Später muste Islam nach Gesprächen mit Hinterbliebenen
       weinen, wie türkische Medien berichteten.
       
       Auch zwei Wochen nach dem verheerenden Grubenunglück ist die Lage für die
       Hinterbliebenen zum Verzweifeln, das gilt auch für die Arbeiter, die die
       Katastrophe überlebten. Die Erde auf den 301 Gräbern ist noch frisch, und
       immer noch wird jeden Tag in lokalen Medien darüber spekuliert, wer für das
       Unglück vom 13. Mai die Verantwortung trage.
       
       Für Aufsehen sorgte ein Bericht der Zeitung Hürriyet, dass der Schwager
       eines Managers der Betreibergesellschaft für die behördliche Aufsicht der
       Zeche zuständig gewesen sein soll. Der Inspekteur habe bei der letzten
       Prüfung im März binnen weniger Tagen bescheinigt, dass die elektrische
       Anlage keine Mängel aufweise – obwohl eine solche Kontrolle üblicherweise
       einen Monat dauere.
       
       Mehrere Führungskräfte der Betreibergesellschaft Soma Holding sitzen
       inzwischen in Untersuchungshaft, die Staatsanwaltschaft wirft ihnen
       fahrlässige Tötung vor. Die Regierung war nach dem Unglück ebenfalls in die
       Kritik geraten, sie weist eine Verantwortung aber zurück.
       
       ## „Arbeitssicherheit zuerst“
       
       Die Regierung hat versprochen, für die Betroffenen zu sorgen. „Wir werden
       alles machen, um unseren verwundeten Brüdern und ihren Kindern zu helfen“,
       sagte Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan erst am Dienstag wieder bei
       einer Ansprache.
       
       Bislang wissen die Überlebenden, Waisen und Witwen der Katastrophe nicht,
       wie es mit ihnen weitergehen wird. Die Betreibergesellschaft Soma-Holding
       habe die Zeche für drei Monate geschlossen, sagte der Bergmann Ertan Avaz
       der Nachrichtenagentur dpa am Telefon. Wer nun die Gehälter zahlen werde,
       sei ungeklärt.
       
       Der 32-jährige Avaz war am Unglückstag gerade dabei, seine Schicht unter
       Tage zu beginnen, als der verheerende Grubenbrand ausbrach. Er sagte, weder
       die Betreibergesellschaft noch Politiker hätten bisher konkret geholfen.
       „Von der Regierung werden wir doch nur angelogen“, meinte er. Er habe
       Schulden, es gebe keine Arbeit in der Region. „Ich weiß nicht mehr, wie ich
       meine zwei Kinder ernähren soll.“
       
       „Arbeitssicherheit zuerst“, stand auf einem Schild über dem Eingang zur
       Unglückszeche. Inzwischen wurde der Schacht zugemauert. „Ich will, dass die
       Soma-Holding mich kündigt“, sagte Avaz. „Denn dann würde ich zumindest für
       die nächsten Monate Arbeitslosengeld bekommen.“
       
       28 May 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Cigdem Akyol
       
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