# taz.de -- Nonne gewinnt Gesangsshow in Italien: Mit göttlichem Beistand
       
       > Eine Nonne hat in Italien das Finale von „The Voice“ gewonnen. Schwester
       > Cristina sorgte für Traumquoten. Doch nicht alle bejubeln die singende
       > Gläubige.
       
 (IMG) Bild: Das Kruzifix war immer dabei: „The Voice“-Siegerin Schwester Cristina.
       
       MAILAND afp | Die sizilianische Nonne Cristina Scuccia hat sich endgültig
       in die Herzen der Italiener gesungen: Die 25-Jährige gewann am
       Donnerstagabend das Finale der TV-Talentshow „The Voice". Mit 62 Prozent
       der Stimmen setzte sich die Angehörige des Ursulinen-Ordens gegen den
       28-jährigen Rocker Giacomo Voli durch. Anschließend forderte sie das
       Publikum auf, mit ihr das Vaterunser zu beten.
       
       Im Habit ihres Ordens und mit einem Kruzifix um den Hals überzeugte
       Schwester Cristina auch in der letzte Runde des Wettbewerbs die Fans. „Ich
       möchte, dass Jesus hierher kommt, es ist traumhaft!“, sagte die
       Ordensschwester, als sie die Siegestrophäe entgegennahm. Sie dankte ihrem
       Coach, dem Rapper J-Ax, der ihr während des Gesangswettbewerbs beigestanden
       hatte – und dem „Mann da oben“, dem sie ihre Anwesenheit auf dem
       Siegerpodest zu verdanken habe.
       
       Der langhaarige Rocker Voli konnte sich mit seiner Interpretation des
       Led-Zeppelin-Songs „Stairway to Heaven“ nicht durchsetzen. Weitaus
       himmlischer fand das Publikum Schwester Cristina: Sie gab im Finale
       nochmals den Alicia-Keys-Song „No One“ zum Besten, mit dem sie bereits zu
       Beginn der Staffel Jury und Zuschauer begeistert hatte. Das Video ihres
       ersten Auftritts wurde auf YouTube bereits mehr als 50 Millionen Mal
       angeklickt.
       
       Die aus Sizilien stammende Frau hatte sich für ein Leben im Kloster
       entschieden, nachdem sie 2008 in einem Musical die Gründerin der
       Ursulinen-Gemeinschaft, Angela Merici, verkörpert hatte. Bevor sie in den
       Orden in Mailand eintrat, lebte sie mit Straßenkindern in Brasilien.
       
       J-Ax nannte den Werdegang der jungen Frau „unglaublich“. Er rief sie auf,
       „die Dinge zu ändern, ein wichtiges Vorbild zu sein“. Der Rapper hatte die
       Nonne in der ersten Runde der Show ausgewählt, in der die Juroren mit dem
       Rücken zur Bühne sitzen und nur die Stimme der Sänger bewerten. Seitdem
       wurde Cristina zum Zuschauerliebling und bescherte dem Sender Rai Due
       Traumquoten, die stets über 15 Prozent lagen.
       
       Doch nicht alle Italiener lieben die singende Nonne. Die ehemalige
       Talentshow-Teilnehmerin Emma Marrone, die Italien beim Eurovision Song
       Contest vertrat, nannte sie gar „eine Beleidigung für das Showgeschäft“.
       Musikkritiker bemängelten, der Erfolg der 25-Jährigen basiere nicht auf
       deren Gesangskünsten, sondern auf dem in Italien verankerten Katholizismus
       und der medialen Aufmerksamkeit für die Nonne. Sogar ihr Mentor J-Ax wählte
       Schwester Cristina im Halbfinale zugunsten eines Rappers ab, doch die Fans
       hielten ihr bis zuletzt die Treue.
       
       Sie selbst sieht ihren Erfolg als Zeichen für den „Durst nach Freude und
       Liebe und nach einer Botschaft, die schön und rein ist“. Obwohl der
       Talentshow-Siegerin ein Plattenvertrag beim Label Universal winkt, will
       Schwester Cristina dem religiösen Leben treu bleiben und nach Papst
       Franziskus' Idee die katholische Religion näher zu den Menschen bringen.
       Sie könne sich vorstellen, mit Kindern und Jugendlichen in Kirchen oder
       Schulen zu singen, sagte sie. „Ich überlasse die Zukunft der göttlichen
       Vorhersehung und ich werde überall dort singen, wohin Gott mich ruft.“
       
       6 Jun 2014
       
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