# taz.de -- Sicherheit im Internet: Facebook macht sich an Kinder ran
       
       > Mark Zuckerberg will unter 13-Jährigen den Zugang zu seinem Sozialen
       > Netzwerk erlauben. Der Kinderschutzbund ist besorgt.
       
 (IMG) Bild: Kinder unter 13 Jahren geben ein falsches Alter an, um sich bei Facebook anzumelden.
       
       BERLIN taz | Schon bald könnte Facebook seine Altersschranken aufheben und
       Kindern unter 13 Jahren erlauben, sich im Online-Netzwerk anzumelden. Vor
       kurzem hat das US-Patentamt einen [1][Antrag] von Facebook für ein
       mögliches Verfahren publiziert.
       
       Einzige Bedingung für die Kinder-Accounts ist die Kontrolle der Eltern, die
       sich mit eigenen Profilen anmelden müssen. Mit der Verknüpfung der Accounts
       können Erziehungsberechtigte die Facebook-Aktivitäten ihrer Kinder
       kontrollieren und ihren Handlungsspielraum individuell einschränken.
       Facebook gibt sich verantwortungsvoll: Diese Maßnahme soll „Eltern helfen,
       ihre Kinder im Internet zu schützen“, erklärt ein Pressesprecher im
       Gespräch mit dem [2][Guardian].
       
       Schon 2011 hat Mark Zuckerberg gegenüber [3][CNN] geäußert, dass sein
       Unternehmen für eine Aufhebung der aktuellen Altersschranke kämpfen werde.
       Im Sinne der Bildung sollte man mit der Facebook-Nutzung schon „in sehr,
       sehr jungen Jahren anfangen“, sagte der Erfinder und Geschäftsführer von
       Facebook.
       
       Der Deutsche Kinderschutzbund ist irritiert: „Mich würde konkret
       interessieren, welchem Bildungsauftrag Herr Zuckerberg da nachgeht. Wenn es
       darum geht, wie man Kinder als Konsumenten gewinnt, um mehr Geld von
       Investoren zu bekommen, dann zielt diese Aktion sicher in die richtige
       Richtung“, sagt Christoph Thiel, Projektkoordinator für Medienkurse.
       
       ## 5,6 Millionen Mitglieder unter 13 Jahren
       
       Facebook ist mit seinen 1,23 Milliarden Mitgliedern zwar weltweit das
       größte Online-Netzwerk, aber es verzeichnet immer weniger Neuanmeldungen.
       Dabei bringen neue Nutzer höhere Werbeeinnahmen und mehr Investoren. Die
       wiederum steigern den Gewinn.
       
       Kinder unter 13 Jahren, die sich unerlaubt registriert haben, mussten
       bisher keine große Sicherheitshürde überwinden. Bei der Anmeldung wird die
       Altersangabe nicht überprüft. Allerdings ist die Plattform verpflichtet,
       jeder Vermutung auf einen Account mit falschen Daten nachzugehen.
       
       Allein 2012 wurden so über 800.000 Profile gelöscht. Trotzdem vermutet
       Facebook, dass derzeit etwa 5,6 Millionen unter 13-Jährige einen Account
       besitzen. Würde die Altersgrenze aufgehoben, könnte man mit einem
       beachtlichen Zuwachs rechnen: Zu jedem legalen Kinder-Account gehörte
       schließlich ein Eltern-Account.
       
       Bleibt die Frage, ob Kinder unter 13 Jahren durch die elterliche Kontrolle
       vor allen Gefahren des Internets geschützt sind. Mobbing und Belästigungen
       könnten durch Privatsphäre-Einstellungen verhindert werden. Trotzdem
       beantwortet Christoph Thiel vom Kinderschutzbund die Frage ganz klar: Nein.
       „Wir wissen heute, dass Status-Updates das Belohnungssystem anregen.“ Ein
       körperlich-biologischer Aspekt, den Eltern nicht kontrollieren können.
       
       ## Strikte Verbote bringen nichts
       
       Jeder Kommentar und Klick auf „Gefällt mir“ hat Auswirkungen auf die Psyche
       der Kinder. „Facebook birgt eine gewisse Suchtgefahr“, warnt Thiel. „Daher
       sollte man nicht früher als mit 13 Jahren anfangen, Facebook zu nutzen.“
       Dem stimmt Michael Littger nicht zu. „Soziale Netzwerke werden zunehmend
       von allen Altersgruppen genutzt“, sagt er. Der kontrollierte Gang ins
       Internet sei daher ein potentieller Beitrag für mehr Datenkompetenz.
       
       Für den Geschäftsführer von Deutschland sicher im Netz e.V. (DsiN) spricht
       damit nichts gegen die Facebook-Nutzung für unter 13-Jährige. „Man kann
       Kinder schon sehr früh an das Internet gewöhnen. Natürlich nur unter
       Aufsicht der Eltern.“ Das Online-Netzwerk gehört zu den Mitgliedern von
       DsiN.
       
       Auch die Berliner Kinderpsychotherapeutin Irina Czertok empfiehlt Eltern,
       beim Thema Facebook offen zu sein. Strikte Verbote würden nichts bringen.
       „Die Problematik beim Konsum von Facebook entsteht dann, wenn die Kinder
       nicht angeleitet werden und sich über ihre Erfahrungen nicht mitteilen
       dürfen.“ Zumindest die heimliche und unkontrollierte Nutzung könnte
       vermieden werden.
       
       Trotzdem müssten Eltern sich überlegen, welchen Stellenwert die
       Medienkompetenz bei Kindern haben sollte. Wird der virtuellen Welt zu viel
       Aufmerksamkeit geschenkt, könnten andere wichtige Kompetenzen leiden: „Je
       früher der Konsum von Facebook einsetzt, desto wahrscheinlicher ist es,
       dass ein Kind diese virtuelle Welt zur Bewältigung der Realität nutzt. Die
       Gefahr dabei ist, dass Kinder in der Realität weniger sozial kompetent
       sind.“
       
       Facebook will sich zu all dem nicht äußern. Schließlich stünde noch gar
       nicht fest, wann und ob die neue Regelung eingeführt wird. Mit dem
       Patentantrag habe man lediglich auf Forschungsergebnisse reagiert. Da diese
       bereits zwei Jahre alt seien, könne man sich „keine Vorhersagen auf weitere
       Aktivitäten in diesem Bereich“ erlauben.
       
       13 Jun 2014
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://appft.uspto.gov/netacgi/nph-Parser?Sect1=PTO2&Sect2=HITOFF&u=%2Fnetahtml%2FPTO%2Fsearch-adv.html&r=86&p=2&f=G&l=50&d=PG01&S1=20140529&OS=20140529&RS=20140529
 (DIR) [2] http://www.theguardian.com/technology/2014/jun/03/facebook-children-join-social-network
 (DIR) [3] http://fortune.com/2011/05/20/zuckerberg-kids-under-13-should-be-allowed-on-facebook/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anne Dittmann
       
       ## TAGS
       
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