# taz.de -- Kommentar Panikmache bei Twitter: Wo viele Vögel zwitschern
       
       > Räumung sofort! Polizeieskalation! Tweets zur Situation in der besetzten
       > Schule machen viel Wind, sind aber nicht immer richtig. Oder hilfreich.
       
       Wer in den letzten Tagen über die Ereignisse in der besetzen
       Gerhart-Hauptmann Schule auf dem Laufenden bleiben wollte, musste nur
       Twitter verfolgen. Mehrere Tausend Tweets ergaben ein umfangreiches Bild.
       Nur leider stimmte das oft nicht.
       
       Denn wer in den letzten Tagen den Hashtag Ohlauer verfolgte, bekam alle
       paar Stunden mitgeteilt, dass die Räumung der besetzen Schule unmittelbar
       bevorstünde und deswegen „alle“ aufgefordert wurden, „sofort“ zur Schule zu
       kommen. Aus Einzelbeobachtungen etwa über Polizisten verbreitete sich im
       Netz immer wieder eine Panikmache, die drastisch von der Realität
       kontrastiert wurde. Denn wer daraufhin mit Menschen vor der Schule
       telefonierte, bekam meist „Alles ruhig“ zu hören.
       
       ## Kaum zu überprüfen
       
       Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg ist an dieser Gerüchteküche nicht
       unschuldig. Weil er Journalisten nicht auf das Schulgelände lässt, können
       die Medien die Nachrichtenfetzen kaum überprüfen. Auch deswegen geht die
       taz juristisch weiter gegen diesen Ausschluss vor.
       
       Twitter ist im Fall der Schule zu einem Ersatzmedium geworden, für das
       leider viele journalistische Regeln nicht gelten. Das bedeutet, dass die
       Verfolger von #Ohlauer ein gesundes Misstrauen gegenüber allen
       140-Zeichen-Meldungen entwickeln sollten. Viele sind schlicht falsch. Das
       bedeutet auch, dass die Twitterer ihrer publizistischen Verantwortung
       bewusst werden müssen: Einfach so eine Eskalation herzeizuzwitschern
       gefährdet die Situation der Flüchtlinge (auch die Polizei liest inzwischen
       Soziale Medien), reduziert die Glaubwürdigkeit des Nachrichtenkanals
       generell und kann deswegen nicht im Sinne der Unterstützer sein: Wenn es
       wirklich zu einer Räumung kommen sollte, halten das alle für Unsinn.
       
       29 Jun 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bert Schulz
       
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