# taz.de -- Kulturkampf: Jetzt kommt der Einheitslehrer
       
       > Schleswig-Holsteins umstrittenes Lehrkräfte-Bildungsgesetz könnte in
       > dieser Woche im Landtag beschlossen werden. Die Opposition wittert den
       > Einstieg in die „Einheitsschule“.
       
 (IMG) Bild: Glaubt man dem Philologenverband, drohen in Schleswig-Holstein bald Einschulungen in die Einheitsschule wie hier in der DDR 1980.
       
       KIEL taz | „Gymansien“ und „planwirtschaftklch“: Der Brief, in dem die
       Kieler Bildungsministerin Waltraud Wende Änderungen im umstrittenen
       Lehrkräftebildungsgesetz beschrieb, wimmelte von Tippfehlern,
       Grammatik-Lücken und falschen Kommata. Dass das Schreiben, in das die
       parteilose Ministerin telefonisch Änderungen einfügte, ohne Korrektur
       verschickt wurde, ist die geringste Panne beim Werden des Gesetzes, das
       seit Monaten für Streit sorgt.
       
       Unruhe gab es zwischen den Hochschulen Kiel und Flensburg, Studierende
       gingen auf die Straße. Dennoch wird das Gesetz aller Wahrscheinlichkeit
       nach in dieser Woche im Landtag verabschiedet. Zuletzt hatten die
       Landtagsausschüsse dem ergänzten und geänderten Entwurf mehrheitlich
       zugestimmt. Das Gesetz sieht eine einheitlichere Ausbildung des
       pädagogischen Nachwuchses vor, der an allen Schultypen eingesetzt werden
       kann. Die Opposition wie auch der Philologenverband lehnen die Pläne
       weiterhin ab – und haben dafür das Wort vom „Einheitslehrer“ geprägt.
       
       Werde die „letzte tragende Säule des Gymnasiums, die Gymnasiallehrerinnen
       und Gymnasiallehrer“, abgeschafft, sei „der Weg zur Einheitsschule frei“,
       warnte Helmut Siegmon, Vorsitzender des Philologenverbandes
       Schleswig-Holstein. Gegen diese „rein ideologische Debatte“ wendet sich der
       Landeselternbeirat der Gesamtschulen: „Es wird in Zukunft sogar mehr auf
       gymnasialem Niveau ausgebildete Lehrer geben“, so die Vorsitzende Benita
       von Brackel-Schmidt. Und die neuen Lehrer erhielten eine bessere
       methodisch-didaktische und pädagogische Ausbildung. „Das ergänzt die
       Fachlichkeit und ersetzt sie nicht, wie der Philologenverband offenbar
       befürchtet.“
       
       Der Konflikt um das Gesetz reicht tief – die Landtagsparteien werfen
       einander vor, unsachlich zu sein. „Das Gesetz wird zum Kulturkampf
       genutzt“, heißt es aus dem Regierungslager. Die Opposition klingt ähnlich
       frustriert: „Jedes Argument wird pauschal abgebügelt, Sachgründe dringen
       nicht durch.“ Dazu passt, dass SPD, Grüne und SSW den scharfen Streit der
       Unis in Kiel und Flensburg, die künftig um Studierende konkurrieren, als
       „atmosphärische Irritationen“ bezeichnen.
       
       Der Gesetzentwurf folgt nun weitgehend dem, worauf sich das Ministerium und
       beide Hochschulen geeinigt hatten: Künftig soll auch die Uni Flensburg in
       elf Fächern Lehrkräfte ausbilden, die bis Klasse 13 unterrichten dürfen. In
       naturwissenschaftlichen Fächern, in denen Lehrkräfte knapp sind, sollen in
       Flensburg zusätzlich Lehrer für die Klassen fünf bis zehn ausgebildet
       werden. Auf Gymnasialniveau gibt es diese Fächer nach wie vor nur in Kiel.
       Die Opposition kritisiert diese Doppelstruktur: Die Kosten seien zu hoch,
       warnen Heiner Garg (FDP) und der Landesrechnungshof. Das Ministerium
       dagegen beharrt darauf, dass sein Plan mit der Schuldenbremse vereinbar
       sei. Lars Harms vom mitregierenden Südschleswigschen Wählerverband sagt:
       „Eine bessere Lehramtsausbildung gibt es nicht zum Nulltarif.“ Würden aber
       mehr Mittel in die Hochschulen gesteckt, verbessere das die Bildungschancen
       der Schulkinder in Schleswig-Holstein.
       
       Anders sieht das die CDU, die warnt, es sei unklar, ob die Ausbildung in
       Kiel und Flensburg von anderen Bundesländern anerkannt werde. Das könne
       potenzielle Lehrkräfte abschrecken.
       
       Erfüllt hat die Ministerin einen Wunsch der Studierenden: Für das
       Praxissemester, laut Ralf Stegner (SPD) das „Herzstück der neuen
       Lehrerbildung“, ersetzt das Land ihnen die Fahrtkosten zu ihrer
       Praktikumsschule.
       
       9 Jul 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Esther Geisslinger
       
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 (DIR) Schleswig-Holstein
       
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