# taz.de -- Kämpfe in der Ukraine: Poroschenko will aufrüsten
       
       > Mehr Waffen, mehr Soldaten. So will die ukrainische Armee gegen die
       > Separatisten vorgehen. Deren „Volkswehr“ meldet den Abschuss von
       > Flugzeugen.
       
 (IMG) Bild: Noch kontrollieren Separatisten Donezk. Bewohner fürchten, dass die Armee die Stadt erstürmt
       
       LUGANSK/KIEW/BERLIN dpa/rtr/afp | Nach verlustreichen Kämpfen gegen
       prorussische Separatisten hat der ukrainische Präsident Petro Poroschenko
       eine massive Aufrüstung der Armee angekündigt. In den vergangenen drei
       Tagen seien neue russische Raketensysteme gegen Regierungseinheiten
       eingesetzt worden, sagte er bei einer Krisensitzung des Nationalen
       Sicherheitsrats in Kiew. Zudem gebe es „Beweise“, dass Offiziere der
       russischen Armee aufseiten der Aufständischen in der Ostukraine kämpfen
       würden. „Darauf müssen wir reagieren“, sagte Poroschenko. Moskau hatte
       einen solchen Einsatz von Soldaten stets zurückgewiesen.
       
       Die Kämpfe nahmen unterdessen erneut an Härte zu. Die Separatisten schossen
       nahe Lugansk eine Transportmaschine vom Typ Antonow An-26 ab. Das Flugzeug
       sei von einer Rakete getroffen worden, die „wahrscheinlich“ von russischem
       Territorium aus abgeschossen worden sei, teilte das ukrainische
       Verteidigungsministerium auf der Internetseite des Präsidialamtes mit. Nach
       Angaben der Separatisten sind dabei etwa 20 Fallschirmjäger ums Leben
       gekommen. Sie meldeten zudem den Abschuss eines Kampfjets vom Typ Suchoi
       Su-25. Der Pilot habe sich per Schleudersitz gerettet, hieß es. Dafür gab
       es zunächst keine offizielle Bestätigung.
       
       Die Separatisten verloren bei Luftangriffen der ukrainischen Streitkräfte
       nach eigener Darstellung 30 Kämpfer in den eigenen Reihen. Die
       Aufständischen seien bei einem Beschuss des Ortes Aleksandrowka getötet
       worden, teilte Sprecher Konstantin Knyrik vom Informationszentrum
       Südost-Front mit. Das Verteidigungsministerium in Kiew bestätigte, dass es
       am Sonntag nahe Lugansk fünf Luftschläge gegeben habe. „Der Feind hat
       bedeutende Verluste erlitten“, teilte das Ministerium mit. Auch
       Kampftechnik sei zerstört worden.
       
       Der Bürgermeister der Millionenstadt Donezk, Alexander Lukjantschenko, floh
       unterdessen nach Kiew. Er sei bedroht worden, sagte der Politiker. Die
       Armee hat Donezk umstellt, Bewohner und Separatisten fürchten eine
       Erstürmung und Bombardierung.
       
       ## Eine halbe Million Flüchtlinge
       
       Bei Gefechten kamen erneut Zivilisten ums Leben. In Lugansk seien drei
       Bewohner an Schusswunden gestorben, teilten die Gesundheitsbehörden mit.
       Etwa 14 weitere Bürger wurden verletzt. Präsident Poroschenko forderte von
       der Armee größere Anstrengungen, das Leben der Bürger in der Kampfzone zu
       schützen. Die von den Separatisten zurückeroberten Orte müssten von
       Regierungseinheiten gehalten werden.
       
       Die prorussischen Kräfte wiesen zurück, dass der Flughafen von Lugansk nun
       unter Kontrolle der Regierungseinheiten sei. Alle Angriffe seien abgewehrt
       worden. Die Stadtverwaltung von Lugansk appellierte an die Einwohner, nicht
       auf die Straße zu gehen.
       
       Die russische Migrationsbehörde teilte mit, dass immer mehr Ukrainer
       Zuflucht suchten in ihrem Nachbarland. Mehr als 30.000 Menschen hätten
       inzwischen den Flüchtlingsstatus oder zeitweiliges politisches Asyl
       beantragt, sagte Behördenchef Konstantin Romodanowski der Agentur Interfax
       zufolge. Die Zahl der Hilfesuchenden steige. Insgesamt hielten sich in
       Russland aktuell rund 500.000 Ukrainer aus dem Konfliktgebiet auf – viele
       bei Verwandten und Freunden.
       
       ## Putin und Merkel in Brasilien
       
       In Berlin erneuerte das Auswärtige Amt angesichts der Gefechte seine
       Forderungen nach einem Dialog der Konfliktparteien. Die Ereignisse am
       Wochenende zeigten, „wie brandgefährlich die Situation in der Ukraine ist“,
       sagte eine Ministeriumssprecherin am Montag in Berlin. Nur mit direkten
       Gesprächen zwischen der Regierung in Kiew und Vertretern aus dem Osten der
       Ukraine könne verhindert werden, dass die „brenzlige Lage“ weiter
       eskaliere.
       
       Nach Angaben der Bundesregierung befürwortet auch Russlands Staatschef
       Wladimir Putin einen solchen Dialog. Putin hatte sich am Sonntag am Rande
       des WM-Endspiels in Rio de Janeiro mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)
       getroffen. Beide seien sich einig gewesen, dass „möglichst bald direkte
       Gespräche zwischen der ukrainischen Regierung und den Separatisten in Form
       einer Videokonferenz aufgenommen werden sollen“, teilte Regierungssprecher
       Steffen Seibert anschließend mit.
       
       Dieser Artikel wurde aktualisiert um 15.58 Uhr.
       
       14 Jul 2014
       
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