# taz.de -- Manipulation bei „Deutschlands Beste“: Fernsehen aus Kleinpupsdorf
       
       > Das ZDF hat Umfrageergebnisse verfälscht. Intern sucht der Sender nun
       > nach Schuldigen. Aber ist die Manipulation tatsächlich ein Einzelfall?
       
 (IMG) Bild: Angeblich „Deutschlands Beste Männer“ – aufgenommen von Johannes B. Kerner. Und Maria Höfl-Riesch.
       
       Manche Interviews klingen im Nachhinein besonders pikant. [1][Am 2. Juli
       saß Johannes B. Kerner bei „Volle Kanne“ und warb für seine Abendshow
       „Deutschlands Beste“]. Moderator Ingo Nommsen kumpelte ihn an, er möge doch
       mal Ergebnisse ausplaudern. Wer sind denn nun die Besten? „Ich könnte jetzt
       einfach sagen: Ich weiß es ja nicht?“, schwadronierte Kerner. „Aber du
       weißt es natürlich schon?“, hakte Nommsen ein. „Ich ahne es“, antwortete
       Kerner mit einem breiten Lächeln.
       
       Einige Tage später teilt das ZDF kleinlaut mit: Die Redaktion der Show
       ahnte die Ergebnisse nicht nur, sie hat sie zum Teil selbst gemacht. Eine
       Forsa-Umfrage unter 1016 Menschen nahm sie lediglich als Empfehlung. Eine
       Abstimmung von Lesern der Programmzeitschrift Hörzu spülte sie gleich im
       Klo runter. Nachdem der NDR-Journalist Boris Rosenkranz tagelang das ZDF
       mit Fragen nervte, musste der Sender endlich zugeben, Mist gebaut zu haben.
       
       [2][Sieben Männer und drei Frauen wurden von der Redaktion gezielt hoch-
       oder abgestuft.] Die SPD-Politiker Frank-Walter Steinmeier und Hannelore
       Kraft verbesserten sich, abwärts ging es für Wolfgang Schäuble und Ursula
       von der Leyen von der CDU. Angeblich schummelten die Redakteure aber nicht
       aus politischen Gründen, sondern nur, um ihren Studiogästen zu schmeicheln.
       [3][„Idioten“], polterte heute-journal-Moderator Claus Kleber auf Twitter,
       als das bekannt wurde. Ihn selbst mogelten sie von Platz 39 auf 28.
       [4][„Unfassbar. Täter: I hate you!“] 
       
       ## Interne Untersuchung
       
       Jetzt läuft die Aufarbeitung. Ruprecht Polenz, Vorsitzender des
       ZDF-Fernsehrates, legte einen Fragenkatalog vor. Acht Punkte listete Polenz
       auf. Ein Ausschuss des Fernsehrates wird sie in den kommenden Wochen
       klären. Parallel läuft im Sender eine interne Untersuchung, betroffenen
       Mitarbeitern drohen Konsequenzen für ihren Verstoß. „Das untergräbt die
       Glaubwürdigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und schadet der
       Akzeptanz der Gebührenfinanzierung“, sagt die Grünen-Vorsitzende Simone
       Peter der taz. Auch sie ist Mitglied im Fernsehrat und drängt auf eine
       baldige Sondersitzung des Ausschusses Programmdirektion.
       
       Die jüngste Affäre beim ZDF lehrt: Es braucht nicht viel, um eine große
       deutsche Fernsehanstalt richtig bescheuert aussehen zu lassen. Man nehme
       eine mittelmäßige Abendshow, eine Fälschung wie bei der Tombola des FC
       Kleinpupsdorf und einen polternden Nachrichtenmoderator – fertig ist der
       gewaltige Imageschaden.
       
       Zu viel Wind um eine total egale Show? Das kann man so sehen. Aber es geht
       doch um mehr: die Integrität eines öffentlich-rechtlichen Senders. Auf
       dessen Facebook-Seite lassen Zuschauer Dampf ab. „Wenn bei solch leichter
       Kost schon manipuliert wird, möchte ich mir andere Dinge nicht mehr
       vorstellen“, schreibt einer und der nächste: „Ich bin mir sicher, die
       Nachrichten und vieles andere in diesem Sender wird ebenfalls gefälscht.“
       
       Wer nun meint, dass die Zeitschrift Hörzu total sauer über die Missachtung
       der Leserumfrage sei, hat sich getäuscht. Chefredakteur Christian Hellmann
       wertete den schweren Fehler des ZDF als „ein singuläres Ereignis“. Man habe
       schon „bei vielen Aktionen gut zusammengearbeitet“. Die Entschuldigungen
       der ZDF-Chefs habe Hörzu zur Kenntnis genommen. „Für uns ist die
       Angelegenheit damit erledigt, wir nehmen die Entschuldigung an und werden
       keine rechtlichen Schritte einleiten.“ Die konstruierte Realität des
       Gute-Laune-Fernsehens ist scheinbar eine allgemein akzeptierte Konstante.
       
       16 Jul 2014
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.zdf.de/ZDFmediathek/hauptnavigation/startseite#/beitrag/video/2188584/Johannes-B-Kerner-bei-Volle-Kanne
 (DIR) [2] http://presseportal.zdf.de/aktuelles/mitteilung/zdf-erstellung-der-ranglisten-bei-deutschlands-beste-fehlerhaft/772/seite/1/
 (DIR) [3] http://twitter.com/ClausKleber/status/487589067639775232
 (DIR) [4] http://twitter.com/ClausKleber/status/487591608976949250
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jens Twiehaus
       
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