# taz.de -- Kolumne Press-Schlag: Ukrainische Klubs werden einverleibt
       
       > Kiew protestiert dagegen, dass Krim-Klubs im russischen Pokal antreten.
       > Zu Recht. Aber war nicht Rapid Wien mal Deutscher Meister?
       
 (IMG) Bild: Wichtig fürs Spiel: Ball und Bein
       
       Die Empörung ist groß und alles andere als unbegründet. Die drei
       Fußballklubs Tawrija Simferopol, PFK Sewastopol und Schemtschumschina Jalta
       liefen am Dienstag zu Spielen um den russischen Pokal auf. Es sind Vereine
       von der Krim, und die wurde illegal von Russland annektiert.
       
       Nun protestiert der ukrainische Fußballverband FFU. „Wir haben gesehen, wie
       ukrainische Klubs von der Krim widerrechtlich und willkürlich durch die
       Exekutive des russischen Verbandes einverleibt wurden“, schreibt
       FFU-Präsident Anatoli Konkow an die Fifa, von der er verlangt, sie möge
       bitte den russischen Verband bestrafen. „Wir warten auf Ihre prompte
       Antwort und die Klärung der ‚Krimfrage‘. Die Zukunft des ukrainischen und
       des Weltfußballs liegt in Ihren Händen.“
       
       Verzwickt ist vielleicht das ehrlichste, was sich als Kommentar zu den
       sportpolitischen Folgen der Krimkrise formulieren lässt. Nach der Annektion
       der Krim hatten die Klubs bei der Fifa um Erlaubnis gebeten, künftig in der
       russischen Premjer-Liga zu kicken. Daraufhin hatte die FFU sie
       ausgeschlossen. Nach Umbenennungen, Neugründungen und anderen Tricks sind
       alle drei Vereine nun unter dem Dach des russischen Fußballverbands
       gelandet, wo sie in Liga und Pokalwettbewerb mitkicken.
       
       Der bloße Umstand, dass Vereine des einen Landes in der Liga eines anderen
       spielen, ist alles andere als ungewöhnlich: Das nordirische Derry City
       spielt in der League of Ireland, der FC Vaduz in der Schweizer Liga, und
       der AC Monaco in der Ligue 1 in Frankreich. Sogar ein Beispiel ist bekannt,
       bei dem nach einer völkerrechtswidrigen Einverleibung eines Landes ein
       annektierter Klub Landesmeister wurde: Rapid Wien gilt bis zum heutigen Tag
       als Deutscher Fußballmeister 1941. Niemand, weder Fifa, noch Uefa, noch DFB
       haben jemals eine sporthistorische Korrektur vorgenommen, wonach der
       damalige Meistertitel als ungültig anzusehen ist.
       
       Gewiss, Russland will mit der Einverleibung der Klubs eine quasi natürliche
       Zugehörigkeit der Krim zu seinem Territorium demonstrieren. Gewiss auch, es
       gibt gute Gründe, auch sportpolitische Sanktionen gegen Russland zu
       verlangen. Dennoch bleiben Zweifel, schließlich wollten die Vereine selbst
       den Wechsel, und ihr alter Verband hatte sie hinausgeworfen. Vielleicht
       sollten hiesige kluge Ratgeber erst mal Rapid Wien aus der deutschen
       Meister-Liste streichen, ehe sie laut nach Sanktionen rufen.
       
       15 Aug 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Martin Krauss
       
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