# taz.de -- Die Bayern vor dem Ligastart: Vorgeschmack auf die kalte Dusche
       
       > Diese Bundesligasaison könnte etwas spannender werden. Denn der
       > Titelverteidiger startet mit einigen Problemen in die neue Spielzeit.
       
 (IMG) Bild: Muss derzeit einige Personalprobleme lösen: Bayern-Coach Pep Guardiola (Mitte)
       
       MÜNCHEN taz | Was die Damen und Herren beim Fahrzeughersteller MAN sich da
       gedacht haben? Wahrscheinlich gar nichts. Stellen dem FC Bayern einen neuen
       Mannschaftsbus vor die Tür und schämen sich kein bisschen für den Namen:
       „Lion’s Coach L Supreme“. Ein Löwe für die Roten? Es sollte sich bis zum
       Firmensitz im Münchner Norden herumgesprochen haben, dass die Löwen ein
       paar Meter jenseits der Säbener Straße zu Hause sind.
       
       Ausgelegt ist der Nobel-Hobel für 30 Mitfahrer, was ihn dann 25 Tonnen
       schwer machen würde. Aber Busfahrerin Sandra König muss sich nicht sorgen:
       Die nächsten Monate wird sie weniger Ladung durch die Lande kutschieren.
       Dem FC Bayern fehlen nämlich ein paar Schwergewichte. Und das in Pep
       Guardiolas zweiter Saison, in der er den Münchnern seine Idee vom Fußball
       endgültig in die DNA stempeln wollte. Könnte schwierig werden.
       
       Die neue Sitzordnung im Löwen-Bus wird erst Ende August festgelegt werden
       können, weil dann erst das sogenannte Transferfenster schließt. Spannend
       ist die Frage, wer die freien Plätze von Toni Kroos, Mario Mandzukic,
       Daniel van Buyten, Diego Contento und Lukas Raeder übernimmt.
       
       Nach dem jüngsten Verletzungspech des Rekordmeisters steht außer Frage:
       Transfertechnisch muss jenseits der Verpflichtungen von Robert Lewandowski,
       Sebastian Rode, Juan Bernat und Pepe Reina noch etwas passieren. Die
       Ansammlung an verhinderten Fußballprofis (Schweinsteiger, Ribéry, Thiago,
       Martínez und Rafinha) ist derart dramatisch, dass vor dem Bundesligastart
       gegen Wolfsburg gar mit einer halbwegs spannenden Saison zu rechnen ist.
       
       Kein Klub hatte bei der WM in Brasilien mehr Spieler im Einsatz als der FC
       Bayern, zum Großteil bis zum Finalwochenende. Doch nicht nur diese schon
       bekannte Belastung wird dem Rekordmeister zu schaffen machen. Es sind die
       aktuellen Krankengeschichten der „Big four“, die hinter den erneuten
       Durchmarsch in der Liga ein paar Fragezeichen setzen.
       
       ## Schweinsteigers Sehne
       
       Leidensmann Bastian Schweinsteiger (30), der im WM-Finale weit über seine
       körperlichen Grenzen gegangen war und im vergangenen Jahr zweimal am
       Sprunggelenk operiert werden musste, hat es diesmal an der Patellasehne,
       wie der ebenfalls zuletzt allzu oft lädierte Kollege Frank Ribéry (31) –
       eine Verletzung mit schwer berechenbarem Heilungsprozess. Den
       kreuzbandgeschädigten Javier Martínez, von Guardiola gerade erst zum Chef
       der neuen Dreierkette auserkoren, wird man so schnell nicht mehr im
       Bayern-Dress sehen, und wann der mysteriöse Innenbandriss des potenziellen
       Kroos-Nachfolgers Thiago Alcantara endlich abgeklungen ist, weiß
       wahrscheinlich nicht mal Klubarzt Müller-Wohlfahrt.
       
       Ohne diese vier Weltklasse-Kicker droht die Statik des Bayern-Spiels aus
       den Fugen zu geraten. Rummenigge sagt zwar: „Wir sind gut aufgestellt,
       kommen damit klar, keine Sorge“, fügt aber an: „Es sollte sich allerdings
       keiner mehr verletzten.“ Ziel sei die Titelverteidigung, „nicht mit x oder
       oder y Punkten Vorsprung – der Titel interessiert uns!“ Vom Triple redet
       niemand mehr. Die neue Bescheidenheit des FC Bayern? I wo, vielmehr blanker
       Realismus.
       
       Guardiolas Plan vom Verfeinern des Systems ist obsolet. Stattdessen muss er
       im laufenden Betrieb eine neue Mannschaft zimmern. Wichtiger erscheint nun
       vor allem die Verpflichtung eines Abwehrchefs, denn weder dem
       rekonvaleszenten Holger Badstuber („Bin noch nicht bei 100 Prozent“) noch
       dem bei der WM arg entzauberten Dante noch Heißsporn Jérôme Boateng (gegen
       Wolfsburg nach roter Karte an Spieltag 33 noch gesperrt) traut der Trainer
       die Position des zentralen Innenverteidigers wirklich zu.
       
       Mit dem Marokkaner Mehdi Benatia vom AS Rom hat man sich angeblich schon
       geeinigt – bis auf die Ablösesumme, die bei stolzen 30 Millionen Euro
       liegen soll. Bewegte Zeiten beim FC Bayern München, mal wieder. Und der
       Rest der Mannschaft? Macht gut gelaunt und beschwingt bei dem Facebook-Hit
       „Eiskübel-Challenge“ mit. Sozusagen als Vorgeschmack auf die ein oder
       andere kalte Dusche.
       
       22 Aug 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Thomas Becker
       
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