# taz.de -- Studentenproteste in Hongkong: Boykott der Lehrveranstaltungen
       
       > Tausende Studenten demonstrieren in Hongkong für mehr Demokratie. Peking
       > will weiter die Kandidaten für das Amt des Regierungschefs aussuchen.
       
 (IMG) Bild: Tausende Studenten gehen in Hongkong auf die Straße.
       
       HONGKONG ap/dpa | Aus Protest gegen unzureichende demokratische Reformen in
       Hongkong haben Tausende Studenten am Montag einen einwöchigen Streik
       begonnen. Sie boykottierten in 24 Hochschulen der chinesischen
       Sonderverwaltungsregion den Unterricht. Bei einer Demonstration auf dem
       Campus der Chinesischen Universität von Hongkong forderten Studenten von
       der kommunistischen Führung in Peking, ihre umstrittenen Pläne für die
       erste Direktwahl in Hongkong zurückzunehmen.
       
       Anlass des Vorlesungsboykotts ist eine Reise von reichen, regierungstreuen
       Geschäftsleuten aus Hongkong nach Peking. Die kommunistische Führung Chinas
       hatte Ende August entschieden, die Kandidaten für die Regierung von
       Hongkong nicht frei aufstellen zu lassen, sondern nur Personen zuzulassen,
       die von einem regierungstreuen Komitee ausgewählt werden. Der
       Zentralregierung in Peking wird deshalb eine „diktatorische“ Kontrolle der
       Wahlverfahren in der asiatischen Wirtschafts- und Finanzmetropole
       vorgeworfen.
       
       Die ehemalige britische Kronkolonie, die 1997 an China zurückgegeben wurde,
       wird heute nach dem Grundsatz „ein Land, zwei Systeme“ als eigenständiges
       chinesisches Territorium autonom verwaltet. Zwar hatte Peking für 2017
       erste direkte Wahlen vorgeschlagen, doch müssen die Kandidaten von einem
       1200 Mitglieder großen Wahlkomitee ernannt werden, das weitgehend loyal zu
       Peking steht. Auch behält sich Peking das Recht vor, den gewählten
       Regierungschef am Ende zu billigen.
       
       Hongkongs Regierungschef Leung Chun-ying appellierte in einem Leitartikel
       in der „Financial Times“ an die Hongkonger, die begrenzten Reformen für die
       Wahl 2017 zu akzeptieren. Nach der gemeinsamen Erklärung mit Großbritannien
       von 1984 über die Rückgabe Hongkongs sei China nicht verpflichtet, das
       freie Wahlrecht einzuführen, hob Leung hervor.
       
       Dennoch planen Studenten von Dienstag an nahe des Hongkonger
       Regierungssitzes tägliche Aufmärsche und Veranstaltungen zu politischen
       Reformen, an denen auch Lehrkräfte teilnehmen werden. Rund 400 Mitarbeiter
       von Universitäten, darunter knapp 300 Mitglieder des Lehrkörpers,
       unterstützen den Boykott.
       
       Der Studentenstreik ist nur ein Vorläufer weiterer Proteste. Die
       prodemokratische Occupy-Central-Bewegung plant am 1. Oktober eine
       Demonstration als Auftakt für eine Kampagne des zivilen Ungehorsams, in
       deren Folge auch die Straßen des Central genannten Finanzdistrikts von
       Hongkong blockiert werden sollen. Vor dem Hintergrund der Kontroverse ist
       die Stimmung in Hongkong gegenwärtig so schlecht, dass in einer Umfrage
       jeder Fünfte darüber nachdenkt, die Metropole zu verlassen, wie die „South
       China Morning Post“ berichtete.
       
       22 Sep 2014
       
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