# taz.de -- Massive Rücktrittsforderungen gegen Senatorin: Blankau räumt Versäumnis ein
       
       > Nach langem Schweigen erklärte Bausenatorin Blankau, warum sie Saga-Chef
       > Lutz Basse eine lukrative Nebentätigkeit erlaubte. Die Rede dürfte ihren
       > politischen Abgang beschleunigen.
       
 (IMG) Bild: Ratlos und uneinsichtig: Jutta Blankau brachte in der Bürgerschaft die Oppsosition auf die Zinne.
       
       HAMBURG taz | Sie hat sich geäußert. Von der Opposition massiv dazu
       gedrängt, trat Jutta Blankau (SPD) am Mittwoch punkt 17.09 Uhr hinter das
       Rednerpodium der Bürgerschaft, verteidigte ihre genau drei Monate alte
       Entscheidung, dem Vorstandsvorsitzenden der städtischen
       Wohnungsbaugesellschaft Saga/Gwg einen üppig dotierten Aufsichtsratsposten
       bei dem privaten Konkurrenten, der börsennotierten „Deutsche Annington“ zu
       genehmigen. Zwei Wochen zuvor war Blankau von ihren Senatskollegen in der
       Bürgerschaft trotz vorliegendem Mansuskript noch an ihrer Rede gehindert
       worden - aus Angst, sie könne sich um Kopf und Kragen reden. Am gestrigen
       Mittwoch gab es kein Halten mehr, Blankau brach ihr Schweigen.
       
       Was in den folgenden gerade einmal knapp vier Minuten folgte, motivierte
       die versammelte Opposition den sofortigen Rücktritt von Blankau - und wenn
       sie dazu nicht bereit sei - ihre umgehende Entlassung durch Bürgermeister
       Olaf Scholz zu fordern. Nach zwei Minuten Allgemeinplätzen über die
       Bedeutung der Saga hatte Blankau ihre Entscheidung sogar verteidigt - es
       sei gut, wenn ein ausgewiesener Kenner einer sozial orientierten
       Wohnungswirtschaft sein Wissen bei einem privaten Wohnungsbaukonzern
       einbringe, um dessen mieterfreundlichere Neuausrichtung zu fördern.
       
       Nur bei der Vergütung der Nebentätigkeit, ja da habe sie vor ihrer
       Entscheidung vergessen das Augenmerk drauf zu legen. „Ich hätte sofort
       nachfragen müssen, das habe ich versäumt, aber die Tätigkeit selbst war in
       Ordnung“ befand Blankau. Fassungsloses Kopfschütteln auf den
       Oppositionsbänken und magerer Applaus aus den eigenen Reihen waren die
       Quittung für die Kurzkritik der Senatorin.
       
       Jens Kerstan, Fraktionschef der Grünen, brachte es am deutlichsten auf den
       Punkt. „Was war denn das denn - war das wirklich alles, was sie dazu zu
       sagen haben?“, fragte der Abgeordnete mit gespielter Irritation in das
       Auditorium: „Dann stellt sich die Frage nicht mehr, ob Sie diesem Amt noch
       gewachsen sind. Dann bleibt ihnen nur noch der Rücktritt!“ Und gewandt an
       Olaf Scholz, der tapfer versuchte, den Katastrophenauftritt wegzulächeln,
       schloss Kerstan noch eine rhetorische Frage an: „Herr Bürgermeister, wollen
       sie diese Frau wirklich im Amt halten?“
       
       Der Rest der Opposition tat es Kerstan nach. „Verstehen sie es nicht worum
       es geht, oder wollen sie es nicht verstehen?“, fragte der CDU-Abgeordnete
       Jörg Hamann nach und ergänzte: „Wenn ein privater Konkurrent der Saga in
       Hamburg mit Macht auf den Markt möchte, hat Herr Basse da nichts zu
       suchen.“ Fand Hamann Blankaus Rede „so schlecht, dass es nicht sein kann,
       dass das jemand gegengelesen hat“, urteilte FDP-Fraktionschefin Katja
       Suding: „Das war ein furchbarer Auftritt, das kann doch alles nicht ihr
       Ernst sein, Frau Blankau!“ Auch Suding forderte: „Herr Bürgermeister,
       entlassen sie diese Frau!“
       
       Scholz aber äußerte sich nicht - ob sein Dauerlächeln für Blankau ein gutes
       Zeichen ist, werden die nächsten Tage zeigen.
       
       24 Sep 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Marco Carini
       
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