# taz.de -- Kommentar Frankfurter Flughafen: Die heilige Kuh schlachten
       
       > Am Drehkreuz Frankfurter Flughafen wird weiter auf Wachstum gesetzt. Die
       > Nachhaltigkeit bleibt auf der Strecke.
       
 (IMG) Bild: So soll es einmal aussehen, das Terminal 3. Ganz schick eigentlich. (Plan für 2021.)
       
       Die These vom nachhaltigen Wachstum entpuppt sich an Deutschlands größtem
       Flughafen in Frankfurt als Farce. Dieser wurde immer dann ausgebaut, wenn
       der Flughafenbetreiber mit dem Finger schnippte und Bedarf anmeldete. In
       den letzten 30 Jahren hat sich die Zahl der Flüge verdoppelt – auf knapp
       500.000 jährlich. Auf ökologische und gesundheitliche Bedenken wurde dabei
       nur eingegangen, wenn sie nicht die heilige Kuh antasteten: das Wachstum.
       Dabei ist die Belastung enorm hoch: Fluglärm macht krank und Flugverkehr
       ist das umweltschädlichste Verkehrsmittel.
       
       Dennoch soll der Frankfurter Airport weiter expandieren – mitten in einem
       Ballungsgebiet. Zwar gibt es erhebliche Zweifel an der Zahl neu
       geschaffener Jobs, und die Bedarfsprognosen wurden stark nach unten
       korrigiert. Doch was zählt, ist Wachstum – egal wie groß. Selbst die nun
       das Land regierenden Grünen trauen sich nicht, diese heilige Kuh
       anzutasten. Sie betreiben nur Kosmetik, dabei bedarf es eines ausgewogenen,
       aber echten Kurswechsels. Dazu muss das Konzept der Luftfahrtdrehkreuze
       zugunsten dezentraler Alternativen verworfen werden. Denn mehr als die
       Hälfte der Passagiere in Frankfurt sind Umsteiger.
       
       Zudem wäre eine Einschränkung der Kurzstreckenflüge nötig. Etwa jeder
       dritte Flug von Frankfurt ist innerdeutsch oder führt in Nachbarländer.
       Ziele, die meist bequem mit der Bahn zu erreichen sind. Dafür sind wir alle
       in der Verantwortung – vor allem aber die Politik. Sie muss die 11,5
       Milliarden Euro an jährlichen Subventionen für den Flugverkehr streichen,
       eine Kurzstrecken-Steuer erheben und das Bahnfahren attraktiver machen.
       
       Das würde zwar auf erheblichen Widerstand stoßen – wäre aber das einzig
       Richtige. Denn Wachstum darf kein Tabu sein, wenn es nachweislich krank
       macht.
       
       11 Nov 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Timo Reuter
       
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