# taz.de -- Kommentar Putinversteher Platzeck: Der Tabubruch
       
       > Die gewaltsame Besetzung von Gebieten im Nachhinein zu legitimieren ist
       > absurd. Und Platzecks diesbezügliche Äußerungen zu Krim und Ukraine sind
       > dumm.
       
 (IMG) Bild: Ein schönes Bild: Matthias Platzeck mit Friedenstaube
       
       Matthias Platzecks Äußerungen zur Ukraine-Krise sind skandalös. Um zu
       verstehen, wie weit sich der frühere SPD-Chef von allem entfernt hat, was
       im Westen zu Recht als akzeptable Position gilt, muss man nur das Interview
       nachlesen, das [1][Henry Kissinger in der Vorwoche dem Spiegel gegeben
       hat].
       
       Der frühere US-Außenminister, ein Pragmatiker par excellence, plädiert dort
       gegen eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine und zeigt sich skeptisch
       gegenüber den antirussischen Sanktionen. Aber in einem Punkt ist Kissinger
       knallhart: Wir sollten die Krim nicht völkerrechtlich als russisches Gebiet
       behandeln, sagt er. Und: Der Westen konnte die Besatzung nicht hinnehmen.
       
       Platzeck ist heute Chef des Deutsch-Russischen Forums, hinter dem führende
       deutsche Wirtschaftsvertreter stehen. [2][Er fordert, die Annektion der
       Krim nachträglich zu legitimieren] – ein Tabubruch in der westlichen
       Außenpolitik. Insbesondere nach den Erfahrungen mit der deutschen „Heim ins
       Reich“-Politik der dreißiger Jahre lautete der völkerrechtliche Common
       Sense, die Änderungen von Ländergrenzen nur noch dann zu legitimieren, wenn
       sie in gegenseitigem Einverständnis geschieht oder schwere
       Menschenrechtsverletzungen vorausgingen.
       
       Die gewaltsame Besetzung von Gebieten zu legitimieren – und sei es mit
       Entschädigungszahlungen an die Ukraine – ist dagegen tabu. „Der Klügere
       gibt auch mal nach“, fordert Platzeck. Das ist eine bei fundamentalen
       Verletzungen der Nachkriegsordnungen geradezu dumme Position.
       
       Am kommenden Wochenende treffen sich die Putinversteher dieser Republik bei
       der sogenannten Friedenskonferenz des Exlinksradikalen Jürgen Elsässer, der
       heute links und rechts zusammenbringen will. Auch Brandenburgs AfD-Chef
       Gauland soll dort sprechen. Platzeck, so scheint es, wäre dort gut
       aufgehoben.
       
       18 Nov 2014
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.spiegel.de/politik/ausland/henry-kissinger-fuerchtet-wie-gorbatschow-neuauflage-des-kalten-krieges-a-1001870.html
 (DIR) [2] /Ukraine-Konflikt/!149686/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Martin Reeh
       
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