# taz.de -- Radikal-Religiöses aus Ratzeburg: Standesbeamter diskriminiert Lesben
       
       > Einem lesbischen Paar in Ratzeburg wird nahegelegt, sich anderswo trauen
       > zu lassen.
       
 (IMG) Bild: Die Verpartnerung könnte ein schönes Fest werden: Mode für lesbische Brautpaare.
       
       HAMBURG taz | Fast hätte ein homophober Standesbeamter Lara Fabinski und
       Nadine Böttcher den Hochzeitstag vermiest. Anstatt letzte Details der
       heutigen Trauung im Ratzeburger Rathaus zu besprechen, habe der Beamte die
       Frauen am Montag angerufen, um ihnen mitzuteilen, dass er mit „ihrer
       Lebensweise nicht konform gehe“, erinnert sich Fabinski. Trauen wollte der
       Mitarbeiter die Frauen deshalb lieber nicht.
       
       Zwar hätten die 34-Jährige und ihre Verlobte ein Recht auf eine
       Verpartnerung, beglückwünschen werde er das Paar aber keinesfalls, habe der
       Standesbeamte gesagt. Dabei sei auch das Wort „abartig“ gefallen. „Das war
       für uns so kurz vor der Hochzeit der absolute Supergau“, sagt Fabinski, die
       in Ratzeburg für die CDU im Stadtrat sitzt.
       
       Der Beamte habe seinen Anruf selbst sogar als fair bezeichnet: Denn die
       Frauen könnten ja für 40 Euro Verwaltungsgebühr zu einem anderen Standesamt
       wechseln.
       
       „Das geht natürlich nicht“, sagt der Ratzeburger Bürgermeister Rainer Voß
       (parteilos), und ergänzt: „Ein Beamter muss eine Dienstleistung ohne
       Bewertung ausführen.“ Zudem solle die Trauung in einem würdigen Rahmen
       stattfinden – einfach durchziehen und aufs Gratulieren verzichten, geht
       also nicht. Mit dem Mitarbeiter konnte Voß bisher nicht über den Vorfall
       sprechen – der hat sich bis Weihnachten krankgemeldet.
       
       In dieser Woche war er selbst für eine kranke Kollegin eingesprungen, die
       die Trauung mit Fabinski und Böttcher geplant hatte. „Ich kann nur
       versprechen, dass so etwas nicht wieder passiert“, versichert der
       Bürgermeister. Er entschuldigte sich persönlich bei den Frauen. Seit der
       Einführung der Lebenspartnerschaft für lesbische und schwule Paare im
       August 2001 seien in Ratzeburg 14 derartige Hochzeiten gefeiert worden –
       ohne Beschwerden.
       
       Fabinski vermutet einen religiösen Hintergrund für die Diskriminierung. Von
       Bekannten habe sie gehört, dass der Beamte ein Anhänger der Zeugen Jehovas
       sei. Die Religionsgemeinschaft lehnt gleichgeschlechtliche Partnerschaften
       ab. Auf der Website „Jehovas Zeugen“ heißt es: „Als Gott die Menschen
       erschaffen hat, legte er fest, dass Sex nur für Mann und Frau gedacht ist.“
       Lesben und Schwule sollten demnach ihre Sexualität unterdrücken. Weder der
       Beamte noch die Gemeinde nahmen Stellung.
       
       Der Fall in Ratzeburg sei in ganz Deutschland ein Einzelfall, schätzt
       Konstanze Gerhard vom Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD),
       der die Ehe für alle fordert und die Lebenspartnerschaft kritisiert. Der
       Standesbeamte habe sich völlig falsch verhalten: „Er darf zwar alles
       denken, aber es auf keinen Fall zu dem Paar sagen.“
       
       Mit Unterstützung des LSVD entwickelte der schleswig-holsteinische Landtag
       im Januar einen Aktionsplan gegen Homophobie und für Gleichberechtigung.
       „Gerade deshalb dürfen hier solche Diskriminierungen nicht vorkommen“, sagt
       Gerhard, die bei ihrer eigenen Hochzeit gute Erfahrungen mit dem Standesamt
       in Kiel gemacht hat. „Es war ein ganz toller Moment, als die Standesbeamtin
       in der weiblichen Form von Lebenspartnerin gesprochen hat“, sagt sie.
       
       Auch Lara Fabinski und Nadine Böttcher wollen sich ihre Hochzeit nicht
       verderben lassen. Die Trauung übernimmt nun eine Standesbeamtin, die dafür
       extra aus dem Urlaub gekommen ist. „Jetzt soll es erst recht richtig bunt
       werden“, kündigt Fabinski an. 200 Luftballons in Regenbogenfarben will sie
       vor dem Rathaus mit Freunden und Familie steigen lassen und im Sommer folgt
       die kirchliche Trauung. Da werde es keine Probleme mit dem Pastor geben,
       sagt Fabinski: „Der ist mein Cousin.“
       
       11 Dec 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andrea Scharpen
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Eingetragene Lebenspartnerschaft
       
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