# taz.de -- Kunst auf dem CCC-Kongress: Kultur durch Technik
       
       > Auf dem Kongress des Chaos Computer Clubs zeigten Künstler, wie sie
       > Technik für ihre Projekte nutzen. Die fünf besten Art-Talks des 31C3.
       
 (IMG) Bild: Mit einer Oculus-Rift-Brille entsteht die Illusion, sich im Körper des anderen zu Befinden. Ein Projekt von BeAnotherLab.
       
       HAMBURG taz | Sich in einen anderen Köper zu beamen, ist technisch
       natürlich noch nicht möglich. Doch es gibt Tricks, das Gehirn zu
       überlisten. Das Forschungskollektiv BeAnotherLab präsentierte auf dem 31C3
       ihre „Machine To Be Another“, die Maschine „um jemand anders zu sein“.
       Bestehend aus zwei Oculus Rift Brillen, zwei Kameras und vielen Kabeln,
       schafft die Konstruktion es, die Illusion zu erzeugen, im Körper des
       Gegenübers zu stecken.
       
       Warum das möglich ist, zeigt die Hirnforschung. Aktionen, egal ob man sie
       selbst durchführt oder sie nur sieht, aktivieren ähnliche Regionen im
       Gehirn. Die beiden Teilnehmer müssen nur versuchen, gleichzeitig ähnliche
       Bewegungen zu machen. Das Ergebnis sieht für außenstehende aus wie ein
       Tanz, sagt Christian Cherene. Bekannt geworden ist das transnationale
       Projekt durch [1][ihr Video „Gender Swap“]. In ihrem Vortrag stellt das
       Kollektiv dar, warum das Erlebnis nicht nur die Beziehungen von Menschen
       zueinander ändern kann, sondern auch zum Abbau von Rassismus nützlich sein
       könnte.
       
       Telefonzellen sind so gut wie ausgestorben. Mit ihnen konnte man nicht nur
       unterwegs, sondern auch besonders diskret und relativ anonym telefonieren.
       Ersetzt wurden diese bei den meisten Menschen durch eigene Handys. Das
       Problem: Weil jede Nummer nun einem Menschen zugeordnet werden kann, ist
       ein anonymes Telefonat fast nicht mehr möglich. Ben Daltons Konzept einer
       neuen Art von Telefonzelle, soll das ändern können.
       
       Freiminuten von Handys sollen diese Telefonzelle füttern. Dafür müssen die
       „Spender“, die ihre Minuten zur Verfügung stellen, sich mit der
       Bluetooth-Schnittstelle der Telefonzelle verbinden. Die Anrufenden können
       so gratis telefonieren. Was die Spender dafür bekommen: mehr Anonymität,
       sagt Dalton. Denn dadurch, dass fremde Nummern über ihre Mobilnummern
       gewählt werden, lässt sich schwieriger ein Profil von ihnen und ihren
       gewohnten Kontakten zeichnen. Da Bluetooth nur in der näheren Umgebung der
       Telefonzelle funktioniert, ist die Spende örtlich beschränkt. Wie das
       Konzept in der Paxis funktioniert, dazu mehr in Daltons Vortrag.
       
       Das „gif“, ist ein Dateiformat, was durch seine kleine Größe und eine
       relativ gute Auflösung als besonders geeignet als Webformat gilt. Eine
       weitere Eigenschaft des Gifs: es kann animieren. Gleich zwei
       Veranstaltungen widmeten sich der Verbreitung dieses Formats.
       [2][//www.youtube.com/watch?v=5p020DvcpZQ:Felix Mütze beschäftigt sich mit
       Alternativen] zum Detailformat und wertet dafür Bilder der Plattform 4chan
       aus.
       
       Die historische Entwicklung des Gifs hingegen beschreibt die russische
       Netzkünstlerin Olia Lialina in ihrem Talk „Das Einzige, was wir über das
       Cyberspace wissen, ist dass es 640x480 Pixel groß ist“. Der Titel bezieht
       sich auf GeoCities, ein 1994 gegründeter Anbieter für Webseiten, der 1999
       von Yahoo aufgekauft, und 2009 endgültig geschlossen wurde.
       
       Die dortigen Webseiten waren zunächst auf eine Bildschirmauflösung von
       640x480 Pixel ausgelegt. Ihr Projekt „[3][One Terabyte of Kilobyte Age]“
       versucht diese Seiten zu archivieren. Ein paar Funde von GeoCities-Seiten
       mit Animation und Ton stellte sie auf dem 31C3 vor. Dazu den Versuch, sich
       selbst im Netz als Gif zu verbreiten.
       
       Rund 20 Jahr lang ist die Mietwohnung in Chemnitz bereits unbewohnt. Möbel
       und Einrichtung der Bewohner sind noch immer unberührt. In ihrem Projekt
       öffnen Robert Verch und Eva Olivin diese Wohnung für die Welt. Und machen
       den Raum durch einem Roboter betretbar.
       
       Auch wenn sich Stefan Pelzer und Philipp Ruch vom Zentrum für Politische
       Schönheit selbst nicht als Künstler, sondern als Organisation bezeichnen.
       Mit künstlerischen Aktionen sorgen für Aufsehen. Zuletzt entfernten sie die
       Gedenkkreuze der Mauertoten am Bundestag für die Aktion „[4][Erster
       Europäischer Mauerfall]“.
       
       In ihrem Vortrag auf dem 31C3 kritisierten Pelzer und Ruch die
       Menschenrechtsorganisation Amnesty International mit ihren rund drei
       Millionen Mitgliedern, die vor allem Onlinepetitionen aufsetze, statt
       Aktionen zu organisieren, die Flüchtlingen wirklich helfen. Auch das
       Zentrum für Politische Schönheit nutzt das Internet, doch vor allem um
       seine Kampagnen viral bekannt zu machen.
       
       Neben den hier genannten, stellten noch viele weitere Künstler, Forscher
       und Entwickler ihre Projekte zum Großthema Kunst auf dem Kongress vor. So
       zeigte Aram Barthol, [5][wie man Datenträger zerstören kann] und das Duo
       „read and delete“ stelle seine „[6][Anleitung zum Glücklichsein vor]“.
       
       Weitere Vorträge des 31C3 gibt es als Video unter [7][media.ccc.de].
       
       31 Dec 2014
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://vimeo.com/84150219
 (DIR) [2] http://https
 (DIR) [3] http://oneterabyteofkilobyteage.tumblr.com/
 (DIR) [4] /Aktion-Erster-Europaeischer-Mauerfall/!149304/
 (DIR) [5] http://www.youtube.com/watch?v=dl2vPB8Gla8
 (DIR) [6] http://www.youtube.com/watch?v=n6Bd1XM7zb0
 (DIR) [7] http://media.ccc.de/browse/congress/2014/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Svenja Bednarczyk
       
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