# taz.de -- Tempelbau in der Berliner Hasenheide: Indische Verhältnisse
       
       > Vor zehn Jahren bekam ein Verein ein Stück Land, um einen Hindutempel
       > darauf zu errichten. Bis heute ist das Gebäude weit davon entfernt,
       > fertiggestellt zu sein.
       
 (IMG) Bild: Ganesha soll einmal in der Hasenheide gehuldigt werden.
       
       Nach indischer Regel muss ein Tempel entweder in der Nähe eines Berges,
       eines Flusses oder eines Dorfs stehen – zumindest muss er an einem ruhigen
       Ort liegen, sagt Jairam Naidu. Er ist Sprecher des Vereins Sri Ganesha
       Hindu Tempel Berlin, der genau das zum Ziel hat: einen Ganesha-Tempel zu
       bauen. Und zwar in der Hasenheide, jenem Park, der im Sommer mit seinem
       Freiluftkino und dem Tiergehege voller Lamas lockt und ganzjährig
       Drogenkonsumenten und -verkäufer anzieht. Neben der „Neuen Welt“, wo die
       Holzturnhalle Turnvater Jahn aus dem 19. Jahrhundert steht, wird an einem
       der größten Hindutempels Europas gebaut. Seit Jahren.
       
       Neuköllns Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) unterstützt das
       Projekt; der Bezirk hat ein 1.300 Quadratmeter großes Stück Land dem
       Hindu-Tempel-Verein zur Pacht zur Verfügung gestellt. Noch ein bisschen
       mehr religiöse Vielfalt tue dem Bezirk nur gut, und so ein Tempel sieht
       auch hübsch aus, findet Buschkowsky.
       
       „Natürlich ist es auch für uns nicht schön, an einem Drogenumschlagplatz zu
       beten und zu feiern. Aber Bürgermeister Buschkoswsky hofft, dass sich der
       Drogenhandel im Park durch unsere Präsens dezimiert“, sagt Jairam Naidu.
       Auf die Frage, ob er denn wirklich glaube, dass es so kommen werde, sagt
       Naidu: „Na ja, ich weiß es nicht.“ Und fügt dann hinzu, dass der Volkspark
       eigentlich der ideale Ort für einen Hindutempel sei. „Die Hasenheide ist
       ein ruhiger und schöner Park, ein guter Ort für unseren Tempel“, meint er.
       Früher musste die Hindu-Gemeinde in einem Keller in der Kreuzberger
       Urbanstraße beten.
       
       Doch die Gläubigen müssen Geduld beweisen, der Tempelbau verzögert sich
       immer wieder. Die Einweihung des Areals fand bereits im September 2006
       statt. Danach hätten die Arbeiten beginnen können. Doch ein Großinvestor
       aus Indien hatte eine angekündigte Spende von 400.000 Euro zurückgezogen.
       Der Baustart musste verschoben werden.
       
       Überhaupt sei die Finanzierung das größte Problem, so Naidu. In Berlin
       leben lediglich 6.000 Hindus, von denen auch nicht alle Ganesha anbeten,
       und obwohl auch Hindus und Nichthindus aus anderen Bundesländern und selbst
       aus Indien gespendet hätten, reiche das Geld nicht, um die Kosten von
       900.000 Euro zu decken.
       
       Wobei das sogar weniger ist als anfangs geplant: Zuerst ging der Verein
       sogar von 1,5 bis 2 Millionen Euro aus. Weil der verwendete Naturstein aus
       Indien billiger ist als erwartet, werde der Bau günstiger als gedacht, sagt
       Jairam Naidu.
       
       Dazu kamen andere Probleme. Weil die Statik nicht stimmte, musste sechs
       Meter tiefer als ursprünglich geplant für das Fundament gebohrt werden;
       auch ein Spezialzement, der die niedrigen Temperaturen in Berlin aushält,
       wurde nötig, und die Sicherheitsmaßnahmen stimmten nicht ganz. Außerdem
       sind die Bauarbeiter immer nur für wenige Monate vor Ort: Die auf indische
       Baukunst spezialisierten Männer reisen im April aus Indien an und bleiben
       bis September. Lediglich das Grundgerüst haben Architekten aus Berlin
       gebaut. Auch für die Herstellung der indischen Tempelfiguren müssen Meister
       aus Indien kommen. Zwischendurch lief die Baugenehmigung aus, sodass eine
       neue beantragt werden musste. So konnte erst vor zwei Jahren mit dem
       tatsächlichen Bau begonnen werden
       
       Derweil ist im vergangenen Jahr eine kleine Ausgabe des Sri Ganesha Tempels
       in der Britzer Blaschkoallee entstanden: der Mayurapathy Murugan Tempel.
       Auch in der Hasenheide seien inzwischen drei Viertel der Bauarbeiten
       abgeschlossen, versichert Jairam Naidu. Tatsächlich steht bisher aber nur
       ein Turm, an dem die Arbeiter per Hand kunstvolle Figuren und Ornamente in
       den Stein einarbeiten. Hinter dem Turm steht die Turnvater-Jahn-Turnhalle,
       die von den Gemeindemitgliedern seit fünf Jahren für Andachten und Feiern
       genutzt wird.
       
       Neben dem Tempel soll ein Kulturzentrum entstehen: Der Tempel wird einen
       Hof haben für Prozessionen und ähnliche Zeremonien, die im Freien
       durchgeführt werden. Das Zentrum soll für alle Religionen und Kulturen
       offen stehen, versichert Jairam Naidu. Wenn es dann mal fertig wird.
       
       4 Jan 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Leyla Dere
       
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