# taz.de -- Neue Superhelden-Serien im Fernsehen: Stark wie sonst niemand
       
       > Mit „The Flash“ und „Gotham“ starten zwei altbekannte Superhelden-Mythen
       > als Serien. Was fesselt die Zuschauer an diesen Geschichten?
       
 (IMG) Bild: Außerhalb des Normalen: der Superheld.
       
       Was fasziniert uns an diesen maskierten Superhelden, dass wir nicht genug
       von ihnen bekommen können, dass wir ihre Geschichten immer wieder sehen,
       immer wieder neu erzählt, aber im Kern immer gleich? Zwei neue Serien geben
       Hinweise auf Gründe für die ungebrochene Popularität der
       Superhelden-Stoffe.
       
       Da ist zum einen „The Flash“ – einer der ersten großen Superhelden
       überhaupt, auch wenn er nie die Bekanntheit von Superman oder Batman
       erreicht hat. Der grundsympathische, aber etwas tollpatschige
       Polizeiforensiker Barry Allen wird im Zuge eines misslungen Experiments vom
       Blitz getroffen und kann plötzlich schneller laufen als der Schall. Damit
       kann er nicht nur in seinem Job auftrumpfen, sondern auch die Suche nach
       dem Mörder seiner Mutter neu angehen, um seinen unschuldig verurteilten
       Vater zu entlasten.
       
       Der Rote Blitz, wie Allens Superheld in Deutschland auch heißt, steht
       stellvertretend für den Wunsch von uns Durchschnittsmenschen, die wir vom
       Alltag genervt sind; vom Zuspätkommen, vom Herumstolpern, von den ewigen
       Missverständnissen und Ärgernissen: Wenn wir doch selbst einfach
       Superkräfte entwickeln würden! Wir könnten endlich den Mut aufbringen,
       Menschen in Not zu retten, Verbrechen und schreckliche Unfälle verhindern
       oder zumindest all diejenigen beeindrucken, die uns sonst nie beachten.
       
       „The Flash“ ist eine gut gelaunte, aber nicht überdrehte
       Superhelden-Version ohne zu viel Tiefgang oder Pathos, jedoch smart und
       kurzweilig genug und mit dem notwendigen Augenzwinkern geschrieben, um dem
       Genre wieder etwas von der Unschuld und Leichtigkeit früherer
       Superheldencomics zurückzugeben.
       
       ## Leichtigkeit adé
       
       An Leichtigkeit und Unschuld ist die zweite Serie, die ProSieben ab
       Dienstag zeigt und die ebenfalls auf einem altbekannten Comic-Szenario
       basiert, nicht interessiert. Dennoch macht auch „Gotham“ deutlich, warum
       wir Superhelden sehen wollen: Die visuell bemerkenswert inszenierte und
       toll geschriebene Neo-Noir-Serie erzählt die Vorgeschichte des bekannten
       Fledermaus-Helden und beginnt mit dem Überfall und Mord der Eltern des
       kleinen Bruce Wayne, springt dann aber nicht in die Zukunft zu dessen
       ausgewachsenen Alter Ego „Batman“, sondern verharrt in der Gegenwart.
       
       Gotham ist ein düsterer Moloch, der im Sumpf von Verbrechen und Korruption
       versinkt, alle haben sich irgendwie damit arrangiert. Nur der ambitionierte
       Detective James Gordon will die wahren Verbrecher hinter Gitter bringen,
       muss seinen Kampf aber an viel zu vielen Fronten kämpfen und gerät
       natürlich in die Schusslinie der kriminellen Strippenzieher.
       
       Für Batman-Fans findet „Gotham“ einen originellen Ansatz, um die bekannten
       Geschichten und Charaktere aus einer wirklich neuen Perspektive zu
       erzählen: Nicht nur der spätere Batman ist in dieser Adaption lediglich ein
       traumatisierter Junge, auch Schurken wie die undurchschaubare Catwoman oder
       der kuriose Pinguin schlagen sich noch ohne Maske durch die Stadt.
       
       ## Im Getriebe der Macht
       
       Schnell wird deutlich, dass Detective Gordon noch so guten Willens sein
       kann, er bleibt ein Rädchen im Getriebe der Macht. Etwas bewirken könnte
       hier nur jemand, der sich autonom außerhalb des Systems bewegt. Doch der
       schwarze Schutzengel wird Gotham in dieser Serie nicht erlösen. Und das
       führt uns seine Abwesenheit umso schmerzhafter vor Augen: Wir sehnen uns
       nach Superhelden, die uns nicht enttäuschen, die nicht auf die Verlockungen
       von Macht und Geld hereinfallen.
       
       Wir brauchen sie, um uns daran zu erinnern: Eine bessere Welt ist möglich.
       
       10 Feb 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jens Mayer
       
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