# taz.de -- ZLB-Reform macht Ärger: Viel Streit, wenig Neues
       
       > Die Zukunft der Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) wurde im
       > Abgeordnetenhaus besprochen. Befürworter und Kritiker der Reformpläne
       > zeigten sich unversöhnlich.
       
 (IMG) Bild: Zukünftig mehr als ein Regallager: Bibliotheken sind im Wandel.
       
       Am Montag erreichte der Streit darüber, ob ein Großteil der Bucheinkäufe
       künftig outgesourct werden soll (siehe taz von gestern), auch den
       Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses. Auf Antrag der Fraktionen von
       Grünen und Linken erläuterten Befürworter und Gegner der Reform ihre Sicht
       der Dinge. Für Konfliktstoff war also gesorgt – denn die Fronten sind
       verhärtet. Die Reformkritiker um den pensionierten Bibliothekar Peter Delin
       verteilten unter den Anwesenden Flugblätter mit dem Aufruf „Rettet die
       ZLB!“.
       
       Dass auch die Leitung der Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) mittlerweile
       scharf schießt, zeigte ein Plakat, das die grüne Abgeordnete Sabine Bangert
       hochhielt: Unter der Überschrift „So ein Unsinn!“ werden Leser gewarnt, den
       Flugblättern und der Online-Petition gegen die Reform zu glauben. Ob das
       eine angemessene Reaktion auf konstruktive Kritik sei, wollte Bangert
       wissen. Es sei jetzt an der Zeit, bei einer „tiefgreifenden
       Profilveränderung der meistbesuchten Kulturinstitution der Stadt“ die
       Öffentlichkeit zu informieren.
       
       Das geschah dann auch, in einer Ausführlichkeit, die manches
       Ausschussmitglied an den Rand der Verzweiflung bringen sollte: Nacheinander
       formulierten ZLB-Chef Volker Heller, der Verfasser des umstrittenen
       Reformkonzepts Konrad Umlauf, der Kritiker Peter Delin und der Personalrat
       Lothar Brendel ihre Positionen. Wer die Diskussion bis dato aufmerksam
       verfolgt hatte, fand hier wenig Neues: Heller und Umlauf betonten, dass das
       Personal für neue Aufgaben gebraucht werde. Sie beteuerten, dass man die
       Titelbreite um höchstens 10 Prozent verringern werde. Und versuchten, durch
       schnittige Fachvokabeln wie Digital Literacy oder Multichanneling ihre
       Kritiker als Fossilien dastehen zu lassen. Die wiederum beklagten eine
       Verzerrung der Tatsachen: Nicht an der Umstellung auf Digitales störe man
       sich, sondern an einem rein betriebswirtschaftlich motivierten
       Effizienzwahn auf Kosten der Büchervielfalt.
       
       Hella Schwemer-Martienßen, Direktorin der Hamburger Öffentlichen
       Bücherhallen, erwies sich als stramme Reformverfechterin. Hamburg arbeitet
       mit dem externen Dienstleister EKZ, der auch künftig die ZLB beliefern
       soll. In ihrem Haus arbeite man zu 90 Prozent mit Fremdleistungen, und das
       erfolgreich, betonte Schwemer-Martienßen. Sie wundere sich, dass man in
       Berlin Prozesse verwehre, die anderswo seit 25 Jahren durch seien.
       
       Nach langen 90 Minuten stand es nicht nur zahlenmäßig 3:2 für die
       Befürworter der Reform. Für den Ausgleich sorgte allerdings das Verhalten
       der Senatsverwaltung: Der Regierende Bürgermeister Müller blätterte
       teilnahmslos in Papieren und verließ früh den Raum.
       
       Sein Staatssekretär Tim Renner fläzte im Sessel, tuschelte grinsend mit
       seinen Nebensitzern. Was man hier erlebe, sagte er lässig, sei „die nackte
       Angst vor der Digitalisierung“. Das kenne er aus dem Musikbusiness. Der
       Lauf der Dinge sei nun aber nicht aufzuhalten. „Vielleicht verstehen Sie
       das ja nicht mehr“, wandte er sich an den ergrauten Delin.
       
       Das Niveau der Auseinandersetzung um die ZLB – es kann nur noch steigen.
       
       2 Mar 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Nina Apin
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