# taz.de -- Champions League Madrid – Schalke: Vier Tore sind zu wenig
       
       > „Wir sind glücklich, aber auch traurig.“ Das ist das Fazit des Trainers
       > Di Matteo. Die Schalker gewannen in Madrid 4:3 gegen Real – aber das
       > reichte nicht.
       
 (IMG) Bild: Nach dem Abpfiff: die Schalker Uchida, Barnetta, Nastasic, Kehrer und Wellenreuther (v.l.n.r.)
       
       MADRID dpa | Mit eisiger Miene stand der Weltfußballer auf dem Rasen des
       Bernabéu-Stadions. Cristiano Ronaldo war trotz des programmierten Einzugs
       in das Champions-League-Viertelfinale mächtig sauer und zutiefst
       frustriert. Mit 3:4 (2:2) von bärenstarken Schalkern düpiert, die Krise
       manifestiert, schrille Pfiffe der eigenen Fans gegen Real Madrid, der
       Titelverteidiger mit einem königsblauen Auge fast k.o. – das tat weh, das
       machte den Europapokal-Rekordtorschützen trotz zweier Kopfballtreffer
       sprachlos.
       
       Es war ein schmerzlicher Dienstagabend für beide Teams: für Ronaldo und Co.
       wegen der niemals erwarteten Pleite, für den Bundesligisten wegen dieses
       einen winzigen Treffers, der nach dem 0:2 im Hinspiel zum Wunder von Madrid
       fehlte. Enttäuschung oder Freude – auch Schalke-Trainer Roberto Di Matteo
       konnte sich nicht so recht entscheiden: „Wir haben eine Leistung der
       Superlative gezeigt. Aber eigentlich ist es unfassbar, dass man in Madrid
       vier Tore schießt und trotzdem nicht weiterkommt.“
       
       Sie glaubten daran, machten sich mit allen verfügbaren Mitteln auf eine
       fulminante Aufholjagd. „Unser Gegner hat ein tolles Spiel gezeigt“, lobte
       denn auch Real-Trainer Carlo Ancelotti den Gelsenkirchener Powerfußball,
       der zu den im Real-Tempel nahezu unfassbaren vier Toren von Christian Fuchs
       (20. Minute), Klaas-Jan Huntelaar (40./84.) und Debütant Leroy Sané (57.)
       führte.
       
       Weil aber Ronaldo (25./45.) vor 69 986 Zuschauern zweimal mit dem Kopf
       erfolgreich war und Karim Benzema (53.) mit dem Fuß traf, reichte es in der
       Addition nicht ganz für die Schalker, die indes „ein großes Spiel“ (Di
       Matteo) zeigten und endlich eine Art erfolgreiche Reifeprüfung auf Europas
       großer Fußballbühne ablegten. Di Matteo steckte im Zwiespalt der Gefühle:
       „Wir sind glücklich, aber auch traurig.“
       
       Eines durften er und Manager Horst Heldt auf dem Charterflug DE 9185 mit in
       das Ruhrgebiet nehmen: die Gewissheit, dass Schalke die Chance hat, sich
       noch mehr Möglichkeiten für derartige Präsentationen auf höchstem
       fußballerischen Niveau erarbeiten zu können. Am Schluss standen vier
       19-Jährige in Königsblau auf dem Feld. Di Matteo („Wir haben eine sehr,
       sehr, sehr junge Mannschaft“) sieht die Zukunft des Teams deshalb
       abgesichert – und sich in seiner These bestätigt.
       
       ## Wechselgerüchte um Khedira
       
       Nie habe er nur defensiv spielen lassen wollen, widersprach er der
       landläufigen Meinung, er sei Anhänger einer Mauertaktik. „Es geht um die
       Umsetzung der Ideen“, sagte der frühere Chelsea-Coach zum möglicherweise
       erst jetzt endgültig greifenden Effekt des Lernprozesses. Schade sei nur,
       dass es nicht ganz genug war in der spanischen Hauptstadt. „Aber wir haben
       von der ersten Minute gezeigt, dass wir daran glauben“, unterstrich Di
       Matteo.
       
       Toni Kroos jedenfalls war nach den 90 Minuten und der
       180-Sekunden-Dreingabe „nicht unglücklich, als das Spiel vorbei war“, wie
       der deutsche Weltmeister in Real-Diensten bekannte. Sami Khedira, der
       andere deutsche Weltmeister der Madridistas, könnte vielleicht bald ein
       neuer Leader für die aufstrebenden Schalke-Jungstars werden. Jedenfalls
       machte S04-Sportvorstand Horst Heldt das Interesse an dem einstigen
       Stuttgarter überdeutlich: „Natürlich würde Sami Khedira Schalke gut zu
       Gesicht stehen. Wenn er zu haben wäre, würden wir ihn natürlich nehmen.“
       
       Khedira könnte sehr wohl ins Revier gelockt und mittels einer vage
       angedachten Mitgliederaktion auch finanziert werden. Und er fände ein
       Umfeld vor, das durchaus zukunftsorientiert ist. „Es zeigt, dass wir's
       können. Wir haben Real vor große Probleme gestellt“, kommentierte
       Schalke-Kapitän Benedikt Höwedes den mutigen Auftritt im Bernabéu, der in
       Sanés Premierentreffer beim Champions-League-Debüt möglicherweise das
       richtungsweisende Element hatte: kess, frech, abgezockt – auf diese Jungs
       kann Schalke seine Zukunft bauen.
       
       11 Mar 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dietmar Fuchs
       
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