# taz.de -- Unfreiwilliger Spendenmarsch in Hildesheim: Vielen Dank, Rechte!
       
       > Rechtsextreme laufen am Tag gegen Rassismus in Hildesheim. Mit einer
       > findigen Aktion nimmt der Flüchtlingsrat dadurch 7.000 Euro ein.
       
 (IMG) Bild: Im November 2014 gab es bereits eine ähnlichen Aktion im oberfränkischen Wunsiedel
       
       HILDESHEIM taz | Der Coup gelang. In Hildesheim marschierte die Partei „Die
       Rechte“ am Samstag gegen ihre eigene Intention. Eigentlich wollten sie
       gegen die angebliche „Überfremdung des deutschen Volkes“ protestieren. Doch
       für jeden Meter, den sie vorwärts kamen, wurden von BürgerInnen drei Euro
       für den Niedersächsischen Flüchtlingsrat gespendet.
       
       „Knapp 7.000 Euro liefen die Rechtsextremen ein. Vielen Dank!“, sagte
       Regina Stolte vom „Bündnis gegen Rechts“, nachdem der Nazi-Marsch endete.
       Der Tag wäre ein „voller Erfolg“ gewesen. Mit einer ähnlichen Aktion
       sammelte das Aussteiger-Programm Exit in Wunsiedel [1][im November bereits
       rund 10.000 Euro].
       
       Die Anhängerinnen von „Die Rechte“ versammelten sich zunächst am
       Hinterausgang des Bahnhofs. Nur 80 Rechtsextreme insgesamt, darunter auch
       der Parteichef Christian Worch. Schnell wurde klar, dass ihre Provokation,
       am internationalen Tag gegen Rassismus aufzulaufen, ihnen nicht nur wegen
       der geringen Beteiligung wenig nutzte.
       
       Über 2.000 Menschen gingen am Nachmittag gegen den Nazi-Marsch auf die
       Straße. „Für Menschen – gegen Feindlichkeit“ und „Bedingungsloses
       Mindesthirn für alle“ war auf den Transparenten der Gegendemonstration zu
       lesen. „Dass der Marsch der Rechten in der Nordstadt genehmigt wurde, ist
       unglaublich“, sagte Regina Stolte. In dem Stadtteil befinden sich Gottes-
       und Gemeindehäuser aller Religionen und eine Flüchtlingsunterkunft. Zum
       Abschluss der friedlichen Gegendemonstration auf dem Angoulemeplatz sagte
       Oberbürgermeister Ingo Meyer: „Viele Nationen leben in der Nordstadt und
       davon ist keine zu viel“.
       
       ## Der 2.300 Meter-Lauf
       
       Anlässlich der Umwandlung des Nazi-Marsches zum Spendenlauf hatten linke
       Aktivisten Start- und Zielmarkierungen auf die Pflaster gesprüht. Eine
       Stunde mussten die Anhänger der „Rechten“ aus Braunschweig, Hildesheim und
       Dortmund warten, bis sie losziehen konnten. „Lügenpresse – Auf die Fresse“
       prangte auf dem Pullover einer Rechtsextremistin. Ein kleiner Tross aus
       Nienburg trat äußerst aggressiv auf. Komplett vermummt versuchten sie
       Fotografen anzugehen.
       
       Wenig später durchbrachen sie einen Jägerzaun, wollten über Bahngleise, um
       einen Gegendemonstranten angreifen. Die überraschte Polizei schritt ein.
       Nur mit einer Reservelautsprecheranlage konnten die rechten Redner hetzen.
       Alexander Kurth warnte, „Mehment, Yusuf und Aische“ würden das Land
       übernehmen: „Wir sind die Notwehr des deutschen Volkes“. „Antifa und
       Lügenpresse“ könnten sich „Gutscheine“ für ihre eigenen „Asylanten“ abholen
       – den „Samenkanonen“ und Attentätern.
       
       Nach gut zwei Stunden und einer Strecke von 2.300 Metern, deren Finish mit
       dem Transparent „Endspurt statt Endsieg“ markiert war, ging der
       unfreiwillige Spendermarsch zu Ende. Das war nicht der Tag der Rechten,
       sagte die Grüne Landtagsabgeordnete Julia Hamburg am Bahnhof: „Gerade am
       Weltantirassismustag ist das eine zentrale Botschaft“.
       
       22 Mar 2015
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /!149578/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Speit
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Nazis
 (DIR) Hildesheim
 (DIR) Die Rechte
 (DIR) Nazis
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Spendenlauf verkehrt: Neonazis laufen gegen sich selbst
       
       In Hildesheim will die Partei „Die Rechte“ am Tag gegen Rassismus
       aufmarschieren. „Marschiert!“, fordert auch das Bündnis gegen rechts: Es
       will den braunen Umzug zum Spendenlauf umfunktionieren.