# taz.de -- Kommentar Arabische Liga: Der Jemen interessiert nicht wirklich
       
       > Die Nachbarstaaten wollen den Jemen mit Bombenangriffen ruhig stellen.
       > Aber wo war die Arabische Liga, als sich al-Qaida dort festsetzte?
       
 (IMG) Bild: Straßenszene in Sanaa nach den saudi-arabischen Bombenangriffen
       
       Die Arabische Liga ist für ihr Krisenmanagement nicht gerade berühmt. Die
       Ereignisse in Syrien, im Irak und jetzt im Jemen sind beredter Beweis
       dafür. Wenn die Liga sich wirklich einmal mit einem Problem
       auseinandersetzt, dann meist auf Initiative und im Interesse einer
       innerarabischen Macht.
       
       Wie einst im libanesischen Bürgerkrieg, wo Saudi-Arabien im Abkommen von
       Taif die Weichen stellte für eine Entspannung. Anderswo aber hat die Liga
       sich meist rat- und tatenlos gezeigt.
       
       Im ägyptischen Scharm al-Scheich sollte nun ein gegenteiliger Eindruck
       entstehen. Ebenfalls auf Initiative der Saudis, die im Fall des Jemen
       freilich viel mehr Partei sind als damals im Libanon: Wer Luftangriffe
       zugunsten einer der jemenitischen Konfliktparteien durchführt, ist als
       Vermittler unglaubwürdig.
       
       Dasselbe gilt für die meisten anderen Teilnehmer des Treffens: Keiner von
       ihnen will die nicht existente Demokratie des Jemen retten – Demokratie
       gibt es bei ihnen ja auch nicht. Sie alle wollen dieses ärmste Land in
       ihren Reihen zur Ruhe bringen. Und wenn dies eine Friedhofsruhe würde.
       Notfalls mit noch mehr Luftangriffen und mit einer Bodenoffensive.
       
       ## Die Huthis kommen nicht aus dem Nichts
       
       Der geflohene Präsident Hadi erklärt den eigentlichen Grund: Das Ziel der
       Angriffe – die schiitischen Huthis – sei ein „Handlanger des Iran“. Obwohl
       die Huthis Jemeniten sind und etwa 40 Prozent der Bevölkerung ausmachen,
       geht es hier nicht um sie, sondern um den regionalen Einfluss des
       schiitischen Iran bzw. des sunnitischen Saudi-Arabien.
       
       Leichtfertig wird von „Rebellen“ gesprochen, von „Aufständischen“ und
       „Regierungsgegnern“. So als seien diese aus dem Nichts gekommen und hätten
       eine rechtmäßige Regierung mit ihrem gewählten Präsidenten vertrieben.
       Hadi, der vorerst im Exil bleiben will, war während des Arabischen
       Frühlings ins Amt gekommen, an Wahlen dachte er aber nicht. Vorgänger Saleh
       wandelte sich unterdes vom Gegner der Huthis und Verbündeten der Saudis ins
       Gegenteil.
       
       Wenn sich die Liga nun hinter Hadi stellt und dessen Gegner bombardiert,
       dann unterstreicht sie damit nur, wie gleichgültig ihr die Akteure im Jemen
       sind. Zumal sie eine Ausweitung der Kämpfe zu einem internationalen Krieg
       riskiert.
       
       Angesichts dieser Fakten erscheint es müßig, zu fragen, wo denn die Liga
       war, als al-Qaida sich vor Jahren im Jemen festsetzte und die Regierung wie
       auch die Huthis ins Visier nahm.
       
       30 Mar 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Peter Philipp
       
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