# taz.de -- Kolumne Press-Schlag: Absteigen mit Anstand
       
       > Das Saisonende naht. Grund genug, sowohl trauernde als auch hämische Fans
       > schonend darauf vorzubereiten. Ein Schnellkurs.
       
 (IMG) Bild: Womöglich werden eine ganze Menge VfB-Fanschals am Ende auf dem Müll landen
       
       Es dauert nicht mehr lange, dann wird es sie wieder geben, die Bilder von
       Fans, deren Lieblingsklub soeben abgestiegen ist: weinende Kinder,
       schockstarre Männer mit noch vor Stunden so hoffnungsvoll bemalten
       Gesichtern, offenkundig einander Unbekannte, die sich vom Schmerz
       überwältigt gegenseitig im hilflosen Versuch, Trost gleichzeitig zu spenden
       und zu empfangen, in den Armen liegen.
       
       Unter diesen Bildern werden hämische Kommentare anderer Fans stehen, denn
       im Fußball werden Verhaltensweisen ausgelebt und akzeptiert, die ansonsten
       als verpönt gelten: Schwächere, also Unterlegene, dürfen verhöhnt, Traurige
       ausgelacht, Verzweifelte verspottet werden.
       
       Womit wir zum Hamburger SV kommen, der in dieser Saison wieder die
       Möglichkeit hat, zum ersten Mal in seiner Geschichte aus der Bundesliga
       abzusteigen. Und weil in den 51 Jahren Erstklassigkeit etwa zwei
       Generationen Bundesligaabsteigerfans auch von HSV-Anhängern mies behandelt
       wurden, gibt es entsprechend viele Menschen, die es gar nicht abwarten
       können, sich nach dem Abpfiff des letzten Saisonspiels einen Fan dieses
       Vereins zu suchen und dem triumphierend das ganze erlittene Elend verbal
       heimzuzahlen.
       
       Aber gegen wen auch immer sich die Gehässigkeiten der In-der-Liga-Bleiber
       am Ende richten werden – der folgende „Schnellkurs Absteigen mit Stil“
       richtet sich bewusst sowohl an Abstiegsanfänger wie auch an
       -fortgeschrittene. Ziel ist es, den dann Betroffenen nicht nur dabei zu
       helfen, die positiven Aspekte des Scheiterns zu erkennen, sondern sondern
       sie auch in die Lage zu versetzen, den Nichtklassenerhalt und die Häme
       darüber mit Fassung zu tragen.
       
       1. So schlimm ist es in der Zweiten Liga gar nicht, es gibt dort alles, was
       es in der Ersten auch gibt: Stadien, Ordner, scheußliche Halbzeitmusik,
       Würstchenbuden und Schlangen vor den Toiletten – nur halt nicht so viele
       Erfolgsfans oder gar VIPs.
       
       2. Und so schön war es doch nun wirklich nicht, zweimal pro Saison gegen
       die Bayern zu verlieren.
       
       3. Auch Klopperfußball kann glamourös sein. Es bedarf nur einer positiven
       Einstellung.
       
       4. Zweite Liga verspricht Entspannung: Statt freitagsabends oder
       samstagsnachmittags ewig im Stau zu stehen, um ins Stadion zu kommen, ist
       es sehr erholsam am frühen Sonntagmorgen auf leeren Autobahnen in
       irgendeine landschaftlich hübsche Provinz zu fahren.
       
       5. Außerdem: Nach Berlin fahren kann wirklich jeder, aber wer kann schon
       von sich sagen, dass er schon mal in Sandhausen war?
       
       6. Auch Weltstars und Trainerlegenden haben mal klein angefangen. Mit etwas
       Glück kannst du in zehn Jahren damit angeben, dass du den Dingens schon
       damals in der Zweiten Liga gesehen hast, „als wir ihn 7:0 geschlagen haben.
       Boah, war der sauer.“
       
       7. Nur wer absteigt, kann auch wieder aufsteigen. Und was ist schon eine
       Klassenerhaltsparty gegen eine rauschende Aufstiegsfeier?
       
       20 Apr 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Elke Wittich
       
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