# taz.de -- Robert Zion über Spitzenkandidatur: „Ich meine das sehr ernst“
       
       > Der Parteirebell Robert Zion will die Grünen in die Bundestagswahl 2017
       > führen – und hat auch Lob für seinen Konkurrenten Habeck übrig.
       
 (IMG) Bild: Hat die Parteispitze schon einmal herausgefordert: Robert Zion, hier beim Sonderparteitag zum Afghanistan-Einsatz 2007
       
       taz: Herr Zion, Sie haben auf Twitter angekündigt, sich bei den Grünen um
       die Spitzenkandidatur zur Bundestagswahl 2017 zu bewerben. War das ein
       Scherz? 
       
       Robert Zion: Nein, ich meine das sehr ernst.
       
       Sie müssten gegen starke Konkurrenten wie den schleswig-holsteinischen
       Vize-Ministerpräsidenten Robert Habeck oder auch Parteichef Cem Özdemir
       antreten. Was versprechen Sie sich überhaupt davon? 
       
       Ich möchte großen Teilen der Grünen-Basis eine Stimme geben – und auch
       vielen anderen Menschen außerhalb der Partei. Meine Kandidatur richtet sich
       gegen den Stillstand in Europa, der letztlich auf einen Zerfall des
       sozialen Zusammenhaltes, der Demokratie und der Friedensordnung
       hinauslaufen wird. Ich möchte, dass meine Partei solchen großen Krisen
       nicht weiter ausweicht, sondern mutig nach vorne denkt.
       
       Aber wieso unterscheidet Sie das von anderen potenziellen
       Spitzenkandidaten? Nach vorne denken wollen doch alle … 
       
       Da bin ich mir nicht so sicher. In der Europapolitik habe ich den Eindruck,
       dass viele Grüne den großen Fragen der Zeit eher ausweichen. Aber die
       nächste Bundestagswahl wird eine Richtungsentscheidung, auch für die
       Grünen.
       
       Die Grünen haben inzwischen Hürden für die Spitzenkandidatur eingeführt:
       Sie müssen als Bundestagskandidat nominiert sein oder brauchen die
       Unterstützung eines Kreisverbandes – sonst können Sie nicht bei der Urwahl
       antreten. Weiß der Kreisverband Gelsenkirchen schon von Ihren Plänen? 
       
       Ja, natürlich. Ich habe bisher auch nur positive Rückmeldungen bekommen.
       Allerdings steht noch nicht fest, wie genau ich meine Bewerbung angehe.
       Nach der Satzung stünden mir mehrere Möglichkeiten offen. Ich brauche nicht
       unbedingt das Votum meines eigenen Kreisverbands. Wir haben insgesamt mehr
       als 400 Kreisverbände bei den Grünen. Einige davon werden mich schon als
       Spitzenkandidat vorschlagen.
       
       Aus der Partei gab es viel Kritik an Robert Habeck, weil er die
       Personaldebatte zu früh eröffnet habe. Und nun steigen Sie auch noch ein.
       Was soll das? 
       
       Was Robert Habeck beim Landesparteitag in Schleswig-Holstein vergangene
       Woche gesagt hat, das hat mir ziemlich gut gefallen. Es geht ja nicht nur
       um Personen, sondern darum, programmatische Debatten bei den Grünen
       wiederzubeleben – denn die Partei ist geradezu ideenlos. So ein
       Graswurzel-Wahlkampf um die Urwahl ist da eigentlich genau das richtige
       Mittel.
       
       Welche Debatten liegen denn brach bei den Grünen? 
       
       Die europapolitische Debatte ist sehr formalisiert. Vieles wirkt
       technokratisch, bewegt sich nur innerhalb der bekannten Institutionen. Ein
       demokratischer Neustart in Europa etwa über ein Europaministerium oder die
       Einberufung eines Bürger-Verfassungskonvents – solche Dinge werden bei uns
       leider nicht diskutiert. Das muss sich ändern.
       
       Und welche Chancen rechnen Sie sich mit dieser Agenda für die Urwahl aus? 
       
       Sehr gute. Viele bei den Grünen warten auf eine alternative Stimme.
       
       15 May 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Astrid Geisler
       
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