# taz.de -- Wie heißt es? Bizeps
       
       > In der U-Bahn
       
       Zwei kurzgeschorene adoleszente Freunde mit Sporttaschen sitzen sich, nach
       guter Berliner Art, in der U-Bahn gegenüber. Kurz nach dem Hermannplatz
       werden sie warm. „Isch mach heut mal wieder Fitness!“, beginnt der eine.
       „Isch mach jeden Tag“, trumpft der andere auf. „Montag mach isch Trizeps,
       Dienstag Arm und Schulter. Mittwoch nur Schulter. Donnerstag mach isch
       Unterarm und Rücken, Freitag nur Rücken, Samstag Trizeps und …“, er schlägt
       sich, damit es ihm wieder einfällt, auf den Oberarm in der ballonseidenen
       Sportjacke, „wie heißt es, Bizeps.“
       
       Der andere nickt verständig. „Beine machst du gar nicht?“ – „Nee, Beine
       nicht.“ Ich versuche, einen unauffälligen Blick auf seine Beine zu werfen,
       was durch die weite Trainingshose erschwert wird. Fast wirkt es, als ob
       sich die Knochen abzeichnen. „Isch mach heute alles“, versucht es der Erste
       etwas kleinlaut. „Nee“, winkt der Muskelprofi ab, „das ist voll Scheiße, du
       musst die Muskeln, wie heißt es, du musst die mal in Ruhe lassen. Wenn du
       die zu doll anstrengst, dann können die wieder schrumpfen!“ – „Was, escht?“
       Der Faulpelz reißt die Augen auf. „Ja, ey, isch hatte das schon mal“,
       erzählt der Muskelprofi aus dem Anabolikakästchen. „Da muss man escht
       vorsichtig sein.“
       
       Der Faulpelz ist überzeugt. „Und sonntags?“, findet er nach einer kleinen
       Denkpause die Lücke. „Da ist Boxtraining. Seilspringen, das ist voll
       anstrengend.“ Gerade will ich kameradschaftlich „Genau wie Gummitwist! Ich
       hab das in den 70ern gemacht“ einwerfen, da kommt meine Station, und ich
       raffe alle meine durch zu viel Training klein gewordenen Muskeln zusammen
       und steige mit Müh und Not aus. Abends bin ich zum Essen verabredet. Es
       gibt Rücken und Schulter. Weil Donnerstag ist. JENNI ZYLKA
       
       30 Oct 2007
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) JENNI ZYLKA
       
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