# taz.de -- Vibrierende Brustkörbe
       
       > ■ “Danzig“, mächtig starker Show- und Musik-Mann aus Amerika im Aladin
       
       Danzig in Bremen, das kann doch nur mit der Städtepartnerschaft.....Nein,
       völlig falsche Richtung. Glenn Danzig ist Amerikaner, ehemaliges Mitglied
       der Hard-Core-Band Misfits und nun steht er seiner eigenen Gruppe vor. Ein
       Show-Mensch ist Glenn, das zeigte seine Inszenierung.
       
       Auf der Bühne des gutbesuchten Aladin stand eine riesige Monstermaske mit
       lila Augen und ausladendem Widdergehörn, darüber thronte in zwei Metern
       Höhe der Drummer. Ein schweres Gitarrengejaule erfüllte den Raum, und ein
       wuchtig polternder Baß ließ die Brustkörbe des Publikums erzittern. Dann
       setzte ein wüstes Gekloppe vom Schlagzeugthron ein, und Glenn trat ins
       Rampenlicht. Dieser Mann ist eine Marke für sich. Nicht gerade
       großgewachsen, lange, schwarzgefärbte Haare, breite Koteletten und
       muskelbepackt stand er da wie ein Denkmal. Mit einem viel zu engem T-Shirt
       und einer Jeanshose so knapp wie ein Hüftkondom schwang er sein Becken in
       einer Art Trocken-Kopulation den ZuhörerInnen entgegen. Dazu brüllte er mit
       bösem Blick Unverständliches ins Mikrophon und schüttelte fortwährend seine
       Mähne. Das war so richtig nach dem Geschmack der Headbanger vor der Bühne,
       die ihrerseits Kostproben ungezügelter Bewegungslust zeigten.
       
       Das Repertoire von Danzig bewegte sich zwischen rasanten Speed-Stücken und
       wüstem Metal-Gebolze, allerdings nicht ohne mittendrin zu demonstrieren,
       daß auch die wildesten und stärksten Männer nicht ständig im roten Bereich
       agieren können. In diesen Momenten wurde es fast balladesk mit einem
       langsamen Beat, moderaten Saitenklängen und dem Versuch von Mr. Danzig,
       Stimme zu beweisen. Das ging zwar meistens schief, dafür konnte er ohne
       T-Shirt darstellen, daß sogar seine Haut zu eng für den Körper war.
       
       Dem durchaus variablen Gitarrist war es immer wieder vorbehalten, mit
       jaulenden Riffs die neuen Stücke einzuleiten, auf die dann unbarmherzig der
       Schlagzeuger antwortete, bis Glenn, der Stramme, Martialisches von der
       Bühne sang. Das böse, böse Gehabe der Amerikaner ließ fast vergessen, daß
       da vor ihnen die Berliner Kombo Depp Jones die Anheizer spielen mußten. Der
       Name trügt etwas, denn das Quartett erwies sich als punkiger, agiler Haufen
       mit einer Menge Drive nach vorn. „Rock'n'Roll will live forever“, tönten
       sie. Aber ja doch. Lobsang Samten
       
       20 Nov 1990
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) lobsang samten
       
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