Sonntag 27. Juli 2014 ===================== Es dauert erstaunlich lange - fast genau einen Monat lang - bis sich bei mir die inneren Widerstaende gegen diese "pastorale" Existenz aufloesen. Aber vor ein paar Tagen, trete ich spaetabends vor das Haus und spuere in der Luft die greifbare Anwesenheit des Meers und stelle verbluefft fest, dass sie die Abwesenheit der Stadt nicht nur aufwiegt, sondern mich geradezu gefuehllos gegen diese Abwesenheit macht. Unwillkuerlich verlaengere ich diese Affirmation in die Zukunft, aber die Empfindungen des Abgeschnittenseins, des Mangels an Veraenderungen oder Ereignissen, die mich sonst immer schrecken, schwappen mir nur mehr wie lauwarme und kaum verlockende Erinnerungen entgegen. Eine ebenso angenehmes, wie unheimliches Gefuehl. Seit 2 Tagen zurueck von unserem kurzen Trip auf die Halbinsel K... Es ist das von hier aus gesehen andere, ziemlich ferne Ende der Insel, auf das ich jahrelang keinen Fuss gesetzt habe. Aber neuerdings ist eine kleine Leidenschaft daraus geworden, fuer einige Tage mit dem Zelt dorthin aufzubrechen, weil sich dort gewisse andere Empfindungen einstellen, mit einer Vorhersagbarkeit wie bei einem Experiment im Labor. Als wir spaetabends am Meer in einem Kiefernwald unser Zelt aufbauen, geht eben die Sonne unter: das altbekannte, immer eindrucksvolle Schauspiel. Doch als ich morgens zufaellig um 5 nach 5 aufwache, werde ich ueberdies und ungeplant Zeuge des Sonnenaufgangs - ein fuer mich als Nachtmensch und Spaetaufsteher seltenes Ereignis. Wie auf der Flagge Japans steigt die rote Sonne vor einem blassen Hintergrund, scharf umrandet aus dem Meer und vertreibt den diesigen Morgendunst, der rechts und links den Bildausschnitt in Unschaerfe ausbleichen laesst. Ruft nur in mir der Sonnenaufgang stets das Gefuehl "unvordenklicher Zeiten" hervor? Wie schnell die Sonne steigt und ein Tag beginnt, einer von Milliarden, bis irgendwann das Gestirn immer kaelter wird und verloescht. Ich werde davon in den Bann gezogen, die Macht des Kalenders loest sich auf und ich schmecke ein bischen an der Ewigkeit.