Samstag, 2. August 2014 ======================= Ich frage mich, ob ich im Sommer wirklich mehr Zeit habe mich Dingen zu widmen, die ich den Rest des Jahres ueber als Absichten mit mir herumschleppe, als Plaene, Projekte, als Traeume. Zwar habe ich kaum berufliche Verpflichtungen, die mir sonst - gefuehlsmaessig - weniger die Zeit rauben, als die Energie, (weil sie unnoetig viel meiner Aufmerksamkeit absorbieren). Der Andrang von Uni-mails ist fast zum Erliegen gekommen (und das fuehlt sich in der Tat so an, als lockere man den Guertel und geniesse fuer einen Moment das Gefuehl, weniger eingeengt zu sein). Aber diese Freiraeume werden auch augenblicklich wieder ausgefuellt. Sofort bekleide ich eine Unzahl von Rollen: Ich bin der Autofahrer, der Urlauber, der Schwimmer, der Autor, der Wissenschaftler, der Freizeitsportler, der Leser, der Autodidakt, der Aussteiger, der Computerfreak ... Manche Rollen, die mich ebenfalls reizen - und sei es nur fuer einen Moment - ueberlasse ich L., sobald ich sehe, dass sie ihr Interesse finden. Die Rolle des Gemuesegaertners z.B. Ich mag uns nicht in derselben Rolle sehen. Habe ich Angst, die Konkurrenz wuerde uns zu Feinden machen? Oder fuerchte ich nicht vielmehr das Ende der Abgrenzung, die Aufhebung der Distinktion? Trotzdem gibt es ein wenig mehr Zeit fuer Experimente. Ich beobachte mich. Ich teste mich selbst. Doch oft stelle ich dabei fest, was ich laengst schon weiss. (Wochenlang hatte ich eine Aufgabe vor mir hergeschoben, weil ich die quaelende Ahnung hatte, sie wuerde 6-8 Stunden konzentrierteste Arbeit erfordern. Einen ganzen Arbeitstag fuer eine im Grunde unbedeutende Aufgabe. Ich beschloss, ein Experiment daraus zu machen. In der Hoffnung, viel weniger Zeit zu benoetigen, wenn ich erst einmal mich in den Kokon der Konzentration eingesponnen haette, stoppte ich die Zeit, die ich fuer jeden kleinen Ablauf aufwenden musste. Es waren 5 1/2 Stunden. Und dabei waren die ca. 2 Stunden Vorbereitung noch nicht einmal mit eingerechnet.)