David - Psalm zu seiner Inthronisation (neu uebersetzt ohne alle spaeteren christlichen Deutungen) Psalm 110 Psalm fuer David. Chor: So spricht JHWH zu meinem Herrn: Solosaenger: Setze dich zu meiner Rechten und ich lege deine Feinde als Schemel unter deine Fuesse. Chor: Vom Zion sendet JHWH das Szepter deiner Macht aus: Solosaenger: Herrsche inmitten deiner Feinde! Chor: Dein ist die Herrschaft am Tag deiner Heere im Glanz der Heiligen. Solosaenger: Aus dem Bauch habe ich dich geboren vor dem Morgenrot. Chor: JHWH hat geschworen, und nie wird's ihn reuen: Solosaenger: Du bist Priester auf ewig nach der Ordnung Melchisedeks. Chor: Der Herr zur Rechten zerschmettert Koenige am Tage seines Zornes. Er haelt Gericht unter den Voelkern, er haeuft die Gefallenen, er zerschmettert die Haeupter der Vielen auf Erden. Er trinkt aus dem Bach am Weg. So kann er das Haupt erheben. Anmerkungen: Der Solosaenger uebernimmt die Stimme Gottes, der Chor gibt die Einfuehrung und den Kommentar dazu. Die Angaben von Chor und Solosaenger sind im Text nicht vorhanden, wurden aber zur Verdeutlichung hinzugesetzt. In der Bibel wird oft falsch uebersetzt: Psalm Davids. Die Septuaginta, die von 70 juedischen Gelehrten ca. 150 vor Chr. angefertigte Uebersetzung der hebraeischen Bibel, gibt an: Psalm dem David. Die christliche Deutung, dass in diesem Psalm Koenig David selbst spricht, ist eine Umdeutung, die David zu einem Propheten macht, der den kommenden Messias als Herrn anredet. Zu beachten ist, dass die meisten Uebersetzungen nicht trennen zwischen JHWH und Herr. Nimmt man diese Unterscheidung aber vor, so wird klar: mit JHWH ist Gott gemeint und mit Herr David. So wird auch klar, dass mit Herr zur Rechten nicht Gott, sondern David gemeint ist. Im Text der Septuaginta ist von Maechten die Rede, gemeint sind damit in der militaerischen Sprache die Heere. Vgl. dazu den Ausdruck: Herr der Maechte in der Septuaginta. In der hebraeischen Bibel steht: JHWH Zebaoth, Gott der Scharen oder Gott der Heerscharen, damit man den Ausdruck auf die Engel beziehen kann. Aber im Psalm 110 sind mit Maechten die Heere des Koenigs David gemeint. Damit wird auch der naechste Ausdruck klar: in den Schmuckstuecken der Heiligen, oder woertlich: in den Glaenzenden der Heiligen. Die Soldaten gelten, solange sie im Namen Gottes mit ihrem Koenig auf dem Kriegszug sind als Heilige. Damit werden nun auch die raetselhaften letzten beiden Saetze des Psalms 110 klar: Koenig David zieht mit seinem Heer durch die Lande und trinkt wie seine Soldaten aus dem Bach am Weg. Weil er ein Koenig ist, der nicht in der Sicherheit seines Palastes bleibt, sondern mit seinen Truppen durchs Land zieht, deshalb wird er von seinen Truppen und dem Volk geachtet und hat mit seinen Unternehmungen und Strafaktionen Erfolg. Nimmt man den Psalm als Loblied fuer Koenig David zur Inthronisation, dann wird auch der Satz klar: Du bist Priester auf ewig nach der Ordnung Melchisedeks. Koenig David hatte ja Jerusalem erobert, dass vom Priester bzw. Priesterkoenig Melchisedek und seinen Nachfolgern regiert wurde. David ist also Nachfolger auf dem Priesterkoenigsthron des Melchisedek. Er setzt die Ordnung des Priesterkoenigs Melchisedek fort. In lobpreisender Uebertreibung heisst es dann: Du bist Priester auf ewig nach der Ordnung Melchisedeks. Im Christentum wurde dieser Psalm dann auf Jesus den Messias und sein endzeitliches Strafgericht umgedeutet. Nicht der Psalm 110 beweist, wer Jesus ist, sondern die Umdeutung beweist, was die ersten Christen geglaubt haben. Jesus hat nach den Zeugnissen des Neuen Testamentes eindeutig den Anspruch erhoben, der Messias, d.h. der goettliche Koenig, Priester, Befreier und Richter aller Menschen zu sein. Dr. Bernhard Dalkmann dalkmann@sdf-eu.org 22.04.2009