16:1 Die Verweigerung eines Zeichens: 16,1-4 Da kamen die Pharisaeer und Sadduzaeer zu Jesus, um ihn auf die Probe zu stellen. Sie baten ihn: Lass uns ein Zeichen vom Himmel sehen. [12,38f; Lk 11,16.29-32; Joh 6,30; (1-4) Mk 8,11-13] 16:2 Er antwortete ihnen: [2b-3: Spaetere Textzeugen fuegen hier ein: Am Abend sagt ihr: Es kommt schoenes Wetter, denn der Himmel ist rot. Und am Morgen: Heute gibt es Sturm, denn der Himmel ist rot und trueb. Das Aussehen des Himmels koennt ihr beurteilen, die Zeichen der Zeit aber nicht.] 16:3 [s.o.] 16:4 Diese boese und treulose Generation fordert ein Zeichen, aber es wird ihr kein anderes gegeben werden als das Zeichen des Jona. Und er liess sie stehen und ging weg. [Zu "treulose" vgl. die Anmerkung zu Mt 12,39.] 16:5 Warnung vor den Pharisaeern und Sadduzaeern: 16,5-12 Die Juenger fuhren an das andere Ufer. Sie hatten aber vergessen, Brot mitzunehmen. [(5-12) Mk 8,14-21] 16:6 Und Jesus sagte zu ihnen: Gebt acht, huetet euch vor dem Sauerteig der Pharisaeer und Sadduzaeer! [Lk 12,1] 16:7 Sie aber machten sich Gedanken und sagten zueinander: Wir haben kein Brot mitgenommen. 16:8 Als Jesus das merkte, sagte er: Ihr Kleinglaeubigen, was macht ihr euch darueber Gedanken, dass ihr kein Brot habt? [Mk 6,52] 16:9 Begreift ihr immer noch nicht? Erinnert ihr euch nicht an die fuenf Brote fuer die Fuenftausend und daran, wie viele Koerbe voll ihr wieder eingesammelt habt? [14,21; Mk 6,44f] 16:10 Auch nicht an die sieben Brote fuer die Viertausend, und wie viele Koerbe voll ihr da eingesammelt habt? [15,38; Mk 8,9] 16:11 Warum begreift ihr denn nicht, dass ich nicht von Brot gesprochen habe, als ich zu euch sagte: Huetet euch vor dem Sauerteig der Pharisaeer und Sadduzaeer? 16:12 Da verstanden sie, dass er nicht gemeint hatte, sie sollten sich vor dem Sauerteig hueten, mit dem man Brot backt, sondern vor der Lehre der Pharisaeer und Sadduzaeer. 16:13 Das Messiasbekenntnis des Petrus und die Antwort Jesu: 16,13-20 Als Jesus in das Gebiet von Caesarea Philippi kam, fragte er seine Juenger: Fuer wen halten die Leute den Menschensohn? [(13-20) Mk 8,27-30; Lk 9,18-21] 16:14 Sie sagten: Die einen fuer Johannes den Taeufer, andere fuer Elija, wieder andere fuer Jeremia oder sonst einen Propheten. [14,2; Mk 6,14f; Lk 9,7f] 16:15 Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, fuer wen haltet ihr mich? 16:16 Simon Petrus antwortete: Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes! [14,33; 27,54; Mk 15,39; Joh 1,49; 11,27] 16:17 Jesus sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel. 16:18 Ich aber sage dir: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Maechte der Unterwelt werden sie nicht ueberwaeltigen. [Joh 1,42; Ijob 38,17; Weish 16,13; Jes 38,10 (Der eigentliche Name des Petrus ist Simon. Jesus gibt ihm den neuen Namen "Fels", hebr. Kephas, griech. Petros, lat. Petrus. Sowohl im Griechischen wie im Lateinischen gibt es eine weibliche Form fuer Fels: petra. Bei dem Wort "auf diesen Felsen" benutzt Jesus die weibliche Form fuer Fels, "epi taute te petra", lat. "super hanc petram", um auszudruecken, dass es nicht um maennliche Haerte, sondern um weibliche Treue, Zaehigkeit und Verlaesslichkeit geht. B. Dalkmann) Das dem Beinamen Petrus zugrunde liegende griechische Wort petra bedeutet "Fels". - "die Maechte der Unterwelt", woertlich: "die Pforten des Hades". Hades, hebraeisch Scheol, bezeichnete damals den als Gebaeude, Festungsanlage gedachten Bereich des Todes, aller Toten. Die Totenwelt, die man sich unter der Erde befindlich vorstellte, war jedoch nicht der Aufenthaltsort Satans oder der Daemonen. Die Pforten oder Tore des Hades sind ein Bild fuer die alles verschlingende Macht des Todes und der Vergaenglichkeit.] 16:19 Ich werde dir die Schluessel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden loesen wirst, das wird auch im Himmel geloest sein. [18,18; Joh 20,23; 21,15-17 (Es bleibt die Frage offen, wann denn Jesus dem Petrus die Schluessel des Himmelreiches uebergeben hat. Nach den Evangelien sind es die Worte Jesu in Joh 20,21-22, besonders Joh 21,15-17 sowie Mt 18,18-19 und Lk 22,31. Nach der Lehre des II. Vatikanischen Konzils kann deshalb der Papst als Nachfolger des Petrus die Vollmacht Jesu nur in Gemeinschaft mit den Bischoefen, den Nachfolgern der Apostel, ausueben. Lumen Gentium 22. B. Dalkmann)] 16:20 Dann befahl er den Juengern, niemand zu sagen, dass er der Messias sei. 16:21 Die erste Ankuendigung von Leiden und Auferstehung: 16,21-23 Von da an begann Jesus, seinen Juengern zu erklaeren, er muesse nach Jerusalem gehen und von den Aeltesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten vieles erleiden; er werde getoetet werden, aber am dritten Tag werde er auferstehen. [17,22f; 20,18f; 26,2; Mk 9,31; 10,32-34; Lk 9,44; 18,31-33; (21-23) Mk 8,31-33; Lk 9,22] 16:22 Da nahm ihn Petrus beiseite und machte ihm Vorwuerfe; er sagte: Das soll Gott verhueten, Herr! Das darf nicht mit dir geschehen! 16:23 Jesus aber wandte sich um und sagte zu Petrus: Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Du willst mich zu Fall bringen; denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen. [(geh mir aus den Augen!, woertlich: geh hinter mich! Man beachte den starken Widerspruch zu Mt 16,18-19. Der Petrus, der nicht will, was Gott will, sondern das, was die Menschen wollen, ist der Satan. Nur in der gehorsamen Nachfolge Jesu ist Petrus der verlaessliche Fels. B. Dalkmann)] 16:24 Von Nachfolge und Selbstverleugnung: 16,24-28 Darauf sagte Jesus zu seinen Juengern: Wer mein Juenger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. [10,38f; Lk 14,27; (24-28) Mk 8,34-9,1; Lk 9,23-27] 16:25 Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen. [10,39; Lk 17,33; Joh 12,25] 16:26 Was nuetzt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbuesst? Um welchen Preis kann ein Mensch sein Leben zurueckkaufen? 16:27 Der Menschensohn wird mit seinen Engeln in der Hoheit seines Vaters kommen und jedem Menschen vergelten, wie es seine Taten verdienen. [Ps 62,13; 28,4] 16:28 Amen, ich sage euch: Von denen, die hier stehen, werden einige den Tod nicht erleiden, bis sie den Menschensohn in seiner koeniglichen Macht kommen sehen. [10,23; 24,34]