9:1 Die Heilung eines Gelaehmten: 9,1-8 Jesus stieg in das Boot, fuhr ueber den See und kam in seine Stadt. [(1-8) Mk 2,1-12; Lk 5,17-26] 9:2 Da brachte man auf einer Tragbahre einen Gelaehmten zu ihm. Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelaehmten: Hab Vertrauen, mein Sohn, deine Suenden sind dir vergeben! [Lk 7,48] 9:3 Da dachten einige Schriftgelehrte: Er laestert Gott. 9:4 Jesus wusste, was sie dachten, und sagte: Warum habt ihr so boese Gedanken im Herzen? 9:5 Was ist leichter, zu sagen: Deine Suenden sind dir vergeben!, oder zu sagen: Steh auf und geh umher? 9:6 Ihr sollt aber erkennen, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Suenden zu vergeben. Darauf sagte er zu dem Gelaehmten: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh nach Hause! 9:7 Und der Mann stand auf und ging heim. 9:8 Als die Leute das sahen, erschraken sie und priesen Gott, der den Menschen solche Vollmacht gegeben hat. 9:9 Die Berufung des Matthaeus und das Mahl mit den Zoellnern: 9,9-13 Als Jesus weiterging, sah er einen Mann namens Matthaeus am Zoll sitzen und sagte zu ihm: Folge mir nach! Da stand Matthaeus auf und folgte ihm. [8,22; (9-13) Mk 2,13-17; Lk 5,27-32 9-13: Nur das Matthaeusevangelium identifiziert den bekehrten Beamten der Zollstelle von Kafarnaum mit Matthaeus, dem Mitglied des Zwoelferkreises und spaeteren Apostel (vgl. auch 10,3: "Matthaeus, der Zoellner"). Bei Markus und Lukas fehlen diese Hinweise; bei ihnen hiess der Zoellner Levi (vgl. die Einfuehrung zum Matthaeusevangelium).] 9:10 Und als Jesus in seinem Haus beim Essen war, kamen viele Zoellner und Suender und assen zusammen mit ihm und seinen Juengern. [11,19; Lk 15,1f; 19,7 in seinem Haus: entweder im Haus des Matthaeus oder im Haus Jesu.] 9:11 Als die Pharisaeer das sahen, sagten sie zu seinen Juengern: Wie kann euer Meister zusammen mit Zoellnern und Suendern essen? 9:12 Er hoerte es und sagte: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. 9:13 Darum lernt, was es heisst: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer. Denn ich bin gekommen, um die Suender zu rufen, nicht die Gerechten. [Hos 6,6; Mt 12,7; Lk 19,10] 9:14 Die Frage nach dem Fasten: 9,14-17 Da kamen die Juenger des Johannes zu ihm und sagten: Warum fasten deine Juenger nicht, waehrend wir und die Pharisaeer fasten? [11,18; (14-17) Mk 2,18-22; Lk 5,33-38] 9:15 Jesus antwortete ihnen: Koennen denn die Hochzeitsgaeste trauern, solange der Braeutigam bei ihnen ist? Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Braeutigam genommen sein; dann werden sie fasten. 9:16 Niemand setzt ein Stueck neuen Stoff auf ein altes Kleid; denn der neue Stoff reisst doch wieder ab, und es entsteht ein noch groesserer Riss. [16f: Die zwei Klugheitsregeln weisen auf die Unvertraeglichkeit von Neuem und Altem hin. - "Schlaeuche" waren zusammengenaehte Ziegenfelle, die man im Altertum anstelle von Weinfaessern verwendete. Ungewalktes Tuch zieht sich bei Naesse zusammen.] 9:17 Auch fuellt man nicht neuen Wein in alte Schlaeuche. Sonst reissen die Schlaeuche, der Wein laeuft aus, und die Schlaeuche sind unbrauchbar. Neuen Wein fuellt man in neue Schlaeuche, dann bleibt beides erhalten. 9:18 Die Auferweckung der Tochter eines Synagogenvorstehers und die Heilung einer kranken Frau: 9,18-26 Waehrend Jesus so mit ihnen redete, kam ein Synagogenvorsteher, fiel vor ihm nieder und sagte: Meine Tochter ist eben gestorben; komm doch, leg ihr deine Hand auf, dann wird sie wieder lebendig. [(18-26) Mk 5,21-43; Lk 8,40-56] 9:19 Jesus stand auf und folgte ihm mit seinen Juengern. 9:20 Da trat eine Frau, die schon zwoelf Jahre an Blutungen litt, von hinten an ihn heran und beruehrte den Saum seines Gewandes; [14,36; Mk 6,56 20-22: Blutungen machten eine Frau unrein; sie durfte nicht am Gottesdienst teilnehmen und musste die Beruehrung mit anderen Menschen meiden, da diese sonst ebenfalls unrein wurden. Das Vorgehen der Frau war deshalb ein Verstoss gegen das Gesetz (vgl. Lev 12), offenbart aber ihre Not und ihr Vertrauen.] 9:21 denn sie sagte sich: Wenn ich auch nur sein Gewand beruehre, werde ich geheilt. 9:22 Jesus wandte sich um, und als er sie sah, sagte er: Hab keine Angst, meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Und von dieser Stunde an war die Frau geheilt. [Mk 10,52; Lk 7,50; 17,19; 18,42; Apg 14,9] 9:23 Als Jesus in das Haus des Synagogenvorstehers kam und die Floetenspieler und die Menge der klagenden Leute sah, 9:24 sagte er: Geht hinaus! Das Maedchen ist nicht gestorben, es schlaeft nur. Da lachten sie ihn aus. 9:25 Als man die Leute hinausgedraengt hatte, trat er ein und fasste das Maedchen an der Hand; da stand es auf. [Mk 1,31; 9,27] 9:26 Und die Kunde davon verbreitete sich in der ganzen Gegend. 9:27 Die Heilung von zwei Blinden: 9,27-31 Als Jesus weiterging, folgten ihm zwei Blinde und schrien: Hab Erbarmen mit uns, Sohn Davids! [(27-30) 20,29-34; Mk 10,46-52; Lk 18,35-43; (27) Kap 15,22 Matthaeus verdoppelt gern die Personen bei Heilungen, wie der Vergleich mit Mk 8,22-26 zeigt (vgl. auch Mt 20,29-34 mit Mk 10,46-52 und Mt 8,28 mit Mk 5,2).] 9:28 Nachdem er ins Haus gegangen war, kamen die Blinden zu ihm. Er sagte zu ihnen: Glaubt ihr, dass ich euch helfen kann? Sie antworteten: Ja, Herr. 9:29 Darauf beruehrte er ihre Augen und sagte: Wie ihr geglaubt habt, so soll es geschehen. 9:30 Da wurden ihre Augen geoeffnet. Jesus aber befahl ihnen: Nehmt euch in acht! Niemand darf es erfahren. 9:31 Doch sie gingen weg und erzaehlten von ihm in der ganzen Gegend. 9:32 Die Heilung eines Stummen: 9,32-34 Als sie gegangen waren, brachte man zu Jesus einen Stummen, der von einem Daemon besessen war. [(32-34) 12,22-24; Lk 11,14f] 9:33 Er trieb den Daemon aus, und der Stumme konnte reden. Alle Leute staunten und sagten: So etwas ist in Israel noch nie geschehen. 9:34 Die Pharisaeer aber sagten: Mit Hilfe des Anfuehrers der Daemonen treibt er die Daemonen aus. [10,25; Mk 3,22] 9:35 Die Aussendungsrede: 9,35 - 11 Von der Groesse der Ernte: 9,35-38 Jesus zog durch alle Staedte und Doerfer, lehrte in ihren Synagogen, verkuendete das Evangelium vom Reich und heilte alle Krankheiten und Leiden. [Mk 6,6; Lk 8,1; 35-11,1: Aus verschiedenen Weisungen Jesu an die ausgesandten Juenger und anderen Worten Jesu hat Matthaeus eine Rede gebildet, die Richtlinien gibt fuer die missionierende und zugleich verfolgte Kirche seiner Zeit. - Die Berufung der Zwoelf (10,1-4) war ein Zeichen fuer den Anspruch Jesu, die zwoelf Staemme Israels wieder zu sammeln und so das Gottesvolk der Endzeit zu schaffen.] 9:36 Als er die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren muede und erschoepft wie Schafe, die keinen Hirten haben. [14,14; 15,32; Mk 6,34; 8,2; Num 27,17; 1 Koen 22,17; Ez 34,5] 9:37 Da sagte er zu seinen Juengern: Die Ernte ist gross, aber es gibt nur wenig Arbeiter. [(37-38) Lk 10,2] 9:38 Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter fuer seine Ernte auszusenden.