21:1 Der Mord durch einen unbekannten Taeter: 21,1-9 Wenn in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt, damit du es in Besitz nimmst, einer auf freiem Feld ermordet aufgefunden wird und man nicht weiss, wer ihn erschlagen hat, [(1-9) 5,17; 19,12 1-9: War der Mörder nicht bekannt, dann konnte die Blutrache sich gegen jeden Menschen aus der naechstliegenden Stadt richten. Durch die hier vorgeschriebene rechtlich-rituelle Aktion befreite sich die Stadt von dieser Bedrohung.] 21:2 dann sollen deine Aeltesten und Richter hinausgehen und feststellen, wie weit die Staedte ringsum von dem Ermordeten entfernt sind. 21:3 Wenn feststeht, welche Stadt dem Ermordeten am naechsten liegt, sollen die Aeltesten dieser Stadt eine junge Kuh aussuchen, die noch nicht zur Arbeit verwendet worden ist, das heisst, die noch nicht unter dem Joch gegangen ist. 21:4 Die Aeltesten dieser Stadt sollen die Kuh in ein ausgetrocknetes Bachtal bringen, wo weder geackert noch gesaet wird. Dort sollen sie im Bachbett der Kuh das Genick brechen. 21:5 Dann sollen die Priester, die Nachkommen Levis, herantreten; denn sie hat der Herr, dein Gott, dazu ausgewaehlt, vor ihm Dienst zu tun und im Namen des Herrn den Segen zu sprechen. Nach ihrem Spruch soll jeder Rechtsstreit und jeder Fall von Körperverletzung entschieden werden. [10,8; 17,8-13; 19,17] 21:6 Alle Aeltesten dieser Stadt sollen, weil sie dem Ermordeten am naechsten sind, ueber der Kuh, der im Bachbett das Genick gebrochen wurde, ihre Haende waschen. [(6-7) Mt 27,24] 21:7 Sie sollen feierlich sagen: Unsere Haende haben dieses Blut nicht vergossen, und unsere Augen haben nichts gesehen. [(7-9) 19,10] 21:8 Deck es zu, zum Schutz deines Volkes Israel, das du freigekauft hast, Herr, und lass kein unschuldig vergossenes Blut in der Mitte deines Volkes Israel bleiben. Dann ist das Blut zu ihrem Schutz zugedeckt. 21:9 Du wirst das unschuldig vergossene Blut aus deiner Mitte wegschaffen können, wenn du tust, was in den Augen des Herrn richtig ist. [21,21] 21:10 Die Heirat einer Kriegsgefangenen: 21,10-14 Wenn du zum Kampf gegen deine Feinde ausziehst und der Herr, dein Gott, sie alle in deine Gewalt gibt, wenn du dabei Gefangene machst 21:11 und unter den Gefangenen eine Frau von schöner Gestalt erblickst, wenn sie dein Herz gewinnt und du sie heiraten möchtest, 21:12 dann sollst du sie in dein Haus bringen, und sie soll sich den Kopf scheren, ihre Naegel kuerzen [12f: Haarescheren, Naegelschneiden und Neueinkleidung sind wahrscheinlich Symbolhandlungen, die besagen, hier beginne ein neues Leben. Der Sinn der Trauer ist die seelische Loslösung von der Vergangenheit.] 21:13 und die Gefangenenkleidung ablegen. Sie soll in deinem Haus wohnen und einen Monat lang ihren Vater und ihre Mutter beweinen. Danach darfst du mit ihr Verkehr haben, du darfst ihr Mann werden und sie deine Frau. 21:14 Wenn sie dir aber nicht mehr gefaellt, darfst du sie entlassen, und sie darf tun, was sie will. Auf keinen Fall darfst du sie fuer Silber verkaufen. Auch darfst du sie nicht als Sklavin kennzeichnen. Denn du hast sie dir gefuegig gemacht. 21:15 Das Erbrecht des erstgeborenen Sohnes: 21,15-17 Wenn ein Mann zwei Frauen hat, eine, die er liebt, und eine, die er nicht liebt, und wenn beide ihm Söhne gebaeren, die geliebte wie die ungeliebte, und der erstgeborene Sohn von der ungeliebten stammt, 21:16 dann darf er, wenn er sein Erbe unter seine Söhne verteilt, den Sohn der geliebten Frau nicht als Erstgeborenen behandeln und damit gegen das Recht des wirklichen Erstgeborenen, des Sohnes der ungeliebten Frau, verstossen. 21:17 Vielmehr soll er den Erstgeborenen, den Sohn der Ungeliebten, anerkennen, indem er ihm von allem, was er besitzt, den doppelten Anteil gibt. Ihn hat er zuerst gezeugt, er besitzt das Erstgeborenenrecht. [Gen 49,3 den doppelten Anteil, andere uebersetzungsmöglichkeit: zwei Drittel.] 21:18 Die Verstossung eines Sohnes: 21,18-21 Wenn ein Mann einen störrischen und widerspenstigen Sohn hat, der nicht auf die Stimme seines Vaters und seiner Mutter hört, und wenn sie ihn zuechtigen und er trotzdem nicht auf sie hört, [(18-21) 5,16; Ex 21,15.17 18-21: Das Gesetz begrenzt die in der patriarchalischen Gesellschaft unbegrenzte vaeterliche Gewalt auf doppelte Weise: Die Verstossung eines Sohnes muss ueber ein öffentliches Gerichtsverfahren laufen, und neben dem Vater muss auch die Mutter taetig werden.] 21:19 dann sollen Vater und Mutter ihn packen, vor die Aeltesten der Stadt und die Torversammlung des Ortes fuehren [19,12] 21:20 und zu den Aeltesten der Stadt sagen: Unser Sohn hier ist störrisch und widerspenstig, er hört nicht auf unsere Stimme, er ist ein Verschwender und Trinker. 21:21 Dann sollen alle Maenner der Stadt ihn steinigen, und er soll sterben. Du sollst das Böse aus deiner Mitte wegschaffen. Ganz Israel soll davon hören, damit sie sich fuerchten. [13,6.12; 17,7.12; 19,13.19; 21,9; 22,21f; 24,7; Ri 20,13] 21:22 Die Bestattung von Hingerichteten: 21,22f Wenn jemand ein Verbrechen begangen hat, auf das die Todesstrafe steht, wenn er hingerichtet wird und du den Toten an einen Pfahl haengst, [Apg 10,39; (22-23) Jos 8,29; Mt 27,57f; Joh 19,31] 21:23 dann soll die Leiche nicht ueber Nacht am Pfahl haengen bleiben, sondern du sollst ihn noch am gleichen Tag begraben; denn ein Gehenkter ist ein von Gott Verfluchter. Du sollst das Land nicht unrein werden lassen, das der Herr, dein Gott, dir als Erbbesitz gibt. [Gal 3,13]