13:1 Amnon und Tamar: 13,1-22 Danach geschah folgendes: Abschalom, der Sohn Davids, hatte eine schoene Schwester namens Tamar, und Amnon, der Sohn Davids, verliebte sich in sie. [Abschaloms und Tamars Mutter war Maacha; Amnons Mutter war Ahinoam.] 13:2 Amnon war sehr bedrueckt und wurde fast krank wegen seiner Schwester Tamar; denn sie war Jungfrau, und es schien Amnon unmoeglich, ihr etwas anzutun. 13:3 Nun hatte Amnon einen Freund namens Jonadab, einen Sohn des Schima, des Bruders Davids. Jonadab war ein sehr kluger Mann. 13:4 Er sagte zu Amnon: Warum bist du jeden Morgen so bedrueckt, Sohn des Koenigs? Willst du es mir nicht erzaehlen? Amnon antwortete ihm: Ich liebe Tamar, die Schwester meines Bruders Abschalom. 13:5 Da sagte Jonadab zu ihm: Leg dich ins Bett, und stell dich krank! Wenn dann dein Vater kommt, um nach dir zu sehen, sag zu ihm: Lass doch meine Schwester Tamar zu mir kommen und mir etwas zu essen machen; sie soll die Krankenkost vor meinen Augen zubereiten, so dass ich zusehen und aus ihrer Hand essen kann. 13:6 Amnon legte sich also hin und stellte sich krank. Als der Koenig kam, um nach ihm zu sehen, sagte Amnon zum Koenig: Meine Schwester Tamar moege doch zu mir kommen; sie soll mir vor meinen Augen zwei Kuchen backen, und ich will die Krankenkost aus ihrer Hand essen. 13:7 David schickte jemand ins Haus der Tamar und liess ihr sagen: Geh doch in das Haus deines Bruders Amnon, und mach ihm etwas zu essen! 13:8 Tamar ging in das Haus ihres Bruders Amnon, der im Bett lag. Sie nahm Teig, knetete vor seinen Augen die Kuchen und backte sie. 13:9 Dann nahm sie die Pfanne und legte ihm (das Gericht) vor. Amnon aber wollte nichts essen, sondern sagte: Schickt alle hinaus! Als alle aus dem Zimmer hinausgegangen waren, 13:10 sagte Amnon zu Tamar: Bring das Essen in die (innere) Kammer, ich moechte sie aus deiner Hand essen. Tamar nahm die Kuchen, die sie zubereitet hatte, und brachte sie ihrem Bruder Amnon in die Kammer. 13:11 Als sie ihm aber die Kuchen zum Essen reichte, griff er nach ihr und sagte zu ihr: Komm, leg dich zu mir, Schwester! 13:12 Sie antwortete ihm: Nein, mein Bruder, entehre mich nicht! So etwas tut man in Israel nicht. Begeh keine solche Schandtat! 13:13 Wohin sollte ich denn in meiner Schande gehen? Du wuerdest als einer der niedertraechtigsten Menschen in Israel dastehen. Rede doch mit dem Koenig, er wird mich dir nicht verweigern. [Demnach waren Ehen zwischen Halbgeschwistern moeglich; nach Lev 18,11; 20,17 und Dtn 27,22 sind sie streng verboten.] 13:14 Doch Amnon wollte nicht auf sie hoeren, sondern packte sie und zwang sie, mit ihm zu schlafen. 13:15 Hinterher aber empfand Amnon eine sehr grosse Abneigung gegen sie; ja, der Hass, mit dem er sie nun hasste, war groesser als die Liebe, mit der er sie geliebt hatte. Amnon sagte zu ihr: Steh auf, geh weg! 13:16 Sie erwiderte ihm: Nicht doch! Wenn du mich wegschickst, waere das ein noch groesseres Unrecht, als das, das du mir schon angetan hast. Er aber wollte nicht auf sie hoeren, 13:17 sondern rief den jungen Mann, der in seinen Diensten stand, und sagte: Bringt dieses Maedchen da von mir weg auf die Strasse hinaus, und schliesst die Tuer hinter ihr ab! 13:18 Sein Diener brachte sie hinaus und schloss die Tuer hinter ihr zu. Sie hatte ein Aermelkleid an; denn solche Obergewaender trugen die Koenigstoechter, solange sie Jungfrauen waren. [Die beiden Saetze sind sinngemaess umgestellt.] 13:19 Tamar aber streute sich Asche auf das Haupt und zerriss das Aermelkleid, das sie anhatte, sie legte ihre Hand auf den Kopf und ging schreiend weg. 13:20 Ihr Bruder Abschalom fragte sie: War dein Bruder Amnon mit dir zusammen? Sprich nicht darueber, meine Schwester, er ist ja dein Bruder. Nimm dir die Sache nicht so zu Herzen! Von da an lebte Tamar einsam im Haus ihres Bruders Abschalom. 13:21 Doch der Koenig David erfuhr von der ganzen Sache und wurde darueber sehr zornig. 13:22 Abschalom aber redete nicht mehr mit Amnon, weder im guten noch im boesen; er hasste Amnon, weil dieser seine Schwester Tamar vergewaltigt hatte. 13:23 Abschaloms Rache an Amnon: 13,23-37 Zwei Jahre spaeter liess Abschalom in Baal-Hazor, das bei Efraim liegt, seine Schafe scheren und lud alle Soehne des Koenigs ein. [Baal-Hazor: nordoestlich von Bet-El.] 13:24 Er ging zum Koenig und sagte: Dein Knecht laesst gerade seine Schafe scheren. Der Koenig moege doch samt seinen Dienern seinen Knecht dorthin begleiten. 13:25 Der Koenig antwortete Abschalom: Nein, mein Sohn, wir koennen doch nicht alle kommen; wir wollen dir nicht zur Last fallen. Obwohl Abschalom ihn dringend bat, wollte er nicht mitgehen, sondern wollte ihn mit dem Segensgruss verabschieden. 13:26 Da sagte Abschalom: Kann nicht wenigstens mein Bruder Amnon mit uns gehen? Der Koenig fragte ihn: Warum soll er mit dir gehen? 13:27 Abschalom aber draengte ihn (noch mehr), und der Koenig liess Amnon und seine anderen Soehne mit ihm gehen. 13:28 Abschalom befahl seinen jungen Leuten: Gebt acht: Wenn Amnon vom Wein guter Laune ist, werde ich zu euch sagen: Schlagt Amnon tot! Dann toetet ihn! Habt keine Angst! Ich selbst habe es euch ja befohlen. Seid mutig und tapfer! 13:29 Die jungen Leute Abschaloms machten mit Amnon, was ihnen Abschalom befohlen hatte. Da sprangen alle Soehne des Koenigs auf, stiegen auf ihre Maultiere und flohen. 13:30 Sie waren noch auf dem Weg, als zu David das Geruecht gelangte: Abschalom hat alle Soehne des Koenigs erschlagen; nicht einer von ihnen ist uebriggeblieben. 13:31 Da stand der Koenig auf, zerriss seine Kleider und warf sich zu Boden. Auch alle seine Diener, die um ihn herumstanden, zerrissen ihre Kleider. 13:32 Jonadab aber, der Sohn Schimas, des Bruders Davids, sagte: Mein Herr soll nicht glauben, dass alle jungen Maenner, alle Soehne des Koenigs, tot sind. Nur Amnon ist tot; denn Abschalom war verbittert seit dem Tag, an dem Amnon seine Schwester vergewaltigte. [Abschalom war verbittert, woertlich: es lag ueber Abschaloms Mund.] 13:33 Mein Herr, der Koenig, nehme sich die Sache nicht so zu Herzen und denke nicht: Alle Soehne des Koenigs sind tot. Nur Amnon ist tot. 13:34 Abschalom aber war geflohen. Der junge Mann jedoch, der Wache hielt, schaute aus und sah ploetzlich, dass eine Menge Leute auf dem hinter ihm liegenden Weg von der Seite des Berges herabkamen. 13:35 Da sagte Jonadab zum Koenig: Sieh, da kommen die Soehne des Koenigs. Es ist so, wie dein Knecht gesagt hat. 13:36 Kaum hatte er das gesagt, da kamen die Soehne des Koenigs. Sie begannen laut zu weinen, und auch der Koenig und alle seine Diener brachen in heftiges Weinen aus. 13:37 Abschalom aber floh und ging zu Talmai, dem Sohn des Koenigs Ammihud von Geschur, und David trauerte lange Zeit um seinen Sohn. [14,23 Abschaloms Mutter war eine Koenigstochter aus Geschur (3,3).] 13:38 Abschaloms Rueckkehr: 13,38 - 14,33 Abschalom war also geflohen und nach Geschur gegangen; dort blieb er drei Jahre. 13:39 Dann aber hoerte der Koenig allmaehlich auf, gegen Abschalom zu hadern; denn er hatte sich damit abgefunden, dass Amnon tot war. [zu hadern: Text korr., vgl. G.]