Was aus einem Bad alles werden kann.... Dies wird die Story über einen ungeahnt grossen Thread, der im Juli in der Mailingliste lugs@lugs.ch lief. Wer sich am Schluss für die gesamten und vollständigen Mails interessiert, kann diese unter http://www.lugs.ch/lugs/interna/maillugs/199907/thread_3.html (Ist aber nur fuer Mitglieder!) nachlesen - Achtung, es sind um die 400 Mails und die meisten duraus mehrere Seiten lang :) (Musste aber eben feststellen, dass die nicht so ideal sortiert sind :( Der Einfachheithalber werde ich die diversen Themen zusammenfassen und eine Fortsetzungsgeschichte schreiben. Heute geht es zuerst mal noch total on-topic um die Mail von Norbert und die diversen Antworten drauf. Angefangen hat alles mit folgender Mail, die am 9. Juli 99 von Norbert Kümin in die Lugsliste gepostet wurde: ---8<--- Salve zusammen, Es gibt noch Zeichen und Wunder und natuerlich echte Badewannen-Mails von mir :-) Den "Alteingesessenen" muss ich nix mehr erklaeren, aber diejenigen welche noch nie eine solche Mail gesehen haben sein gewarnt vor allfaelligen Folgeschaeden. Diese Briefe koennen sehr schnell Offtopic werden durch den Schwall intellektueller Energie, welche sich in einem heissen Vollbad freisetzt (siehe Badewannen-Brief Nr. 2) Heutiges Topic: Die "gute" alte Zeit. Ich musste meine Eltern vor kurzem beraten, ob sie ihrem eine neue HD spendieren sollen oder nicht. Nach eine Analyse der Oberflaeche (Format C:) stellte sich heraus, dass immer mehr BadBlocks die HD heimsuchen - ein Zeichen, dass es Zeit wird eine neue zu besorgen. Also flugs ins Web und sich orientiert, was gerade so aktuell ist. Aber was sehe ich? Die kleinste HD hat eine Groesse von ueber 4 GByte und das fuer 200-300 Franken! Ich habe auch so eine mit dieser Groesse, die kostete aber 2000 Stutz. Ok die meisten von uns haben schon gemerkt, dass Computer nicht die geeignete Geldanlage ist, aber eine Verminderung um 90% stimmt mich schon etwas nachdenklich. Vorallem wenn ich bedenke, dass meine Eltern schon genug Platz mit ihrer alten 2 GByte HD hatten. Fragt euch selbst mal, fuer was braucht Ihr mehr als 2 GByte Platz auf einer Workstation? Wie wollt Ihr 6-13 GByte HD's sichern? Die HD-Industrie ist mit ihrer Technologie und den Preisen dem Rest ein ganzes Stueck voraus. Sicher gibt es immer einen Zuwachs an Resourcenbedarf (Ich kann mir nicht mehr vorstellen, wie ich mal mit 100 MByte ausgekommen bin), aber zur Zeit werden wir mit Hardware "gefuettert", die wohl die wenigsten ausnutzen koennen. Aber wieso? Immer weniger Leute sehen in einem Rechner ein Geraet fuer die tägliche Arbeit, sondern der Computer wurde zu einem Statussymbol. Jeder hat einer, den er ist in. Aber um in zu bleiben muss man mit den neusten Modellen mithalten. In den seltesten Faellen entscheidet die Vernunft (Für was brauch ich den Computer?). Leute die heute erzaehlen, dass sie 386er und 486er verwenden, werden heute von allen belaechelt (Der Arme hat wohl zuwenig Geld fuer einen Neuen). Aber vielleicht hat sich gerade diese Person eingesehen, dass der Computer fuer Ihre Beduerfnisse und Aufgaben reicht. Wer braucht heute einen Pentium 3 mit 128 MByte Speicher und 9 GByte HD, zum Briefe schreiben und einwenig surfen? Genug gewettert :-) Aber was heisst das fuer Linux (um nicht ganz OT zu werden)? Dieser Umstand wird Linux die Weltherrschaft bringen. Wehe es lacht jetzt einer, denn ich kann meine Theorie belegen. 1. Alte Computer werden in aermere Laender verschachert, da dies billiger als zu Entsorgen. 2. Diese Leute koennen aber dementsprechend nix mit den "modernen" Betriebssystemen anfangen (Windows, Solaris, Apple), da diese auf einer 1-2 Jahre alten HW basieren. DOS ist eine Sackgasse. 3. Linux ist sehr guenstig und laeuft auch noch auf alten Systemen, hat aber Entwicklungstools und Applikationen in Huelle und Fuelle. 4. Viele Leute werden also Linux verwenden (Beispiel ist hier Indien). Und daraus werden einige begabte Programmierer hervorgehen, die zu Dumping-Preisen entwickeln. 5. Wie sich dieser Umstand auf den Software-Markt auswirkt, könnt Ihr Euch selbst ausmalen. Was teure Software ausmachen kann seht ihr Unix <-> Windows. Weil Unix (HP, Solaris, etc.) und ihre Applikationen zu teuer ware, hat Windows den Markt erobert. Dasselbe mit IBM (PC-Hersteller) und Compaq. IBM war fuer eine lange Zeit im PC-Bereich komplett weg vom Fenster. Heute stehen Linux und seine Verbuendeten von GNU auf der einen und die ganze Komerzielle (Microsoft, Sun, HP, SGI, Apple, etc.) auf der anderen Seite. Darum wage ich hier eine Voraussage aber ohne Datum: - SGI wird Irix einfrieren und sich ganz auf das Herstellen von HW konzentrieren. - HP und Sun werden mithelfen Linux auf ihre HW zu portieren und werden ihre eigenen Betriebssysteme ebenfalls beerdigen. - Microsoft wird sich auf das Herstellen von Applikation beschraenken. Ein Linux-Monopol? Mir persoenlich egal, solange das Betriebssystem frei ist. Was meint Ihr ? Gruss Norbert ---8<--- Zuerst wurde natuerlich auf den Satz "Es gibt noch Zeichen und Wunder und natuerlich echte Badewannen-Mails von mir :-)" reagiert und zwar in etwa so: Neil : Ein Wunder ist geschehen! Das muss der Anfang vom Weltuntergang sein ;-). David : Ich glaube Dein Vollbad war nicht heiss genug, denn Deine Ideen wurden fast 1:1 schon am Linux-Kongress 1997 von Jon ``maddog'' Hall prophezeit. Philipp : Juhui, endlich wieder mal. Die Durststrecke war sehr lang...:-) Wolfgang : Jetzt wird gleich OT: Ist das Wunder die mail oder das Bad :-)) Priska antwortete bereits auf Wolfgangs Mail: Ich frage mich viel mehr, wie lange Norbert in der Wanne liegen musste, damit all der Dreck runterkam seit seiner letzten Badewannen-Mail (tm) ;-)) Dann wurde natuerlich heiss diskutiert, vonwegen grossen und kleinen, teuren und billigen HD's: Neil meinte dazu, dass die vielen BadBlocks auf - Hard Disk Alzheimer zurueckzuführen ist und dies für manche nicht so einfach zu verstehen ist. Dass Norbert für seine 4 GByte HD noch 2000 Stutz bezahlt, wo die HD's heute doch nur noch 200 - 300 Franken kosten, begründet Neil schlicht und einfach mit 9.81 . Sprich, die 2000 Franken waren vor bald 20 Jahren aktuell... Wolfgang schrieb da aus eigener Erfahrung: Viele Anwender kaufen HDs nach ihrer Erfahrung, und die lautet nun einmal: Die HD ist immer zu klein. Als ich meine erste HD mit 30 MB für 1000.- kaufte, hielten mich viele für verrückt. 20 MB reichen doch ewig. Sie wurde zu klein. Martin hatte da wohl aehnliche Erfahrung gesammelt: Was glaubst Du, wie ich gestaunt habe, als ich vor einiger Zeit eine 8.4 GByte Platte für Fr. 280.-- gekauft habe? Anno 1993 hab ich für den Amiga 3000 eine 1.225 GByte gekauft und fast Fr. 3000.-- bezahlt. Hmm... uups, da vergleiche ich ein bisschen Aepfel mit Birnen, denn die 8.4er war "nur" eine IDE. Nicht fehlen durfte natuerlich Meinung zu Norberts Theorie... und genau da schweifte dann der ganze Thread ins Off-Topic ab :) Neil denkt nicht, dass alte Computer an arme Laender verschachert werden, den Zeit ist Geld. Ich kenn Leute (Haendler), die Pentiums einfach fortwerfen (haufenweise). . Zu 4. schrieb er: Mexico nicht vergessen. Die haben Linux zum offiziellen OS fuer Schulen erklaert! Philipp schloss sich Neils Meinung betreffend Mexico an und denkt, dass dort eine grosse Portion Gnome entwickelt wurde. Bei verschachern in andere Länder fand Philipp, dass die Computer genausogut für hiesige Schulen gebraucht werden könnten. Zu 5. war seine Meinung: Ich freu' mich drauf. Dann stehe ich wenigstens mit meinen Linux T-Shirts nicht mehr wie ein bunter Hund da (stört mich zwar überhaupt nicht). Anders sah das Wolfgang. Zum Punkt 1 meinte er, dass Computer in Zahlung genommen werden, an Verschrottungsfirmen weitergereicht und diesen die Auflage, die alten PC's nicht zu verkaufen - das würde sonst den Umsatz auf neuen Rechnern schmälern. Zu 2. denkt Wolfgang vorallem an den Geldmangel in armen Ländern: Würde aber völlig reichen. Selbst Z80-basierte Betriebssysteme würden noch heute für viele Anwendungen ausreichen. Gerade in den armen Ländern herrscht nicht nur Geldmangel, sondern auch Bildungsmangel. Wer sich dort Bildung leisten kann, kann sich in der Regel auch Rechner leisten. Die Armen bleiben in beiden Fällen aussen vor. Priska's Antwort auf Wolfgang war dann wie folgt: Ach ist das die Firma, die ihre zum-entsorgen-Computer bei uns in den Kloentalersee warf??? Dann doch lieber an "arme" Laender verschenken. Apropos, wieso arme Laender? Philipp hat das ganz richtig geschrieben. Wieso nicht an eigene Schulen verschenken. Z.B. hier in Obstalden. Die haben nie und nimmer genug Geld um neue Computer zu kaufen. Vor eingiger Zeit bekamen sie mal Compatsch Computer, die in Zuerich ausgemustert wurden :) Tja, hoffe, dass es Beat und mir noch reicht, denen endlich ein Linux unterzujubeln, damit auch Obstaldner Schueler ans Netz koennen. Denn Internet ist hier oben ein Fremdwort, oder besser gesagt, es sei zu teuer - Aussage von einer aus der Schulkommission.... Da sieht man, was M$ anstellt. Wer reich ist kann surfen und alles haben, wer nicht so reich ist hat das nachsehen und wird im Bildungswesen immer mehr hinten anstehen muessen. Die Meinung zum Linux-Monopol will ich den Flugs-Lesern natürlich auch nicht vorenthalten: Neil: Stoert mich gar nicht. Allerdings unterschlaegst du da die xBSDs und Hurd und andere Freeware Projekte. Philipp: Wäre mir trotzdem unangenehm. Vielleicht weil ein Monopol nie gut ist oder weil ich nicht so gerne im Mainstream schwimme? Das mit dem Monopol ist auf alle Fälle die begründetere Sorge: wer würde denn die Entwicklung von Linux noch vorantreiben? IMHO sind die Studien von Mindcraft et al. das Beste was Linux passieren konnte. Damit wurde die Aufmerksamkeit auf die Skalierbarkeit und die Performance auf *High* End Maschinen gelenkt. Um die beste Performance für Low End Maschinen muss Linux nicht kämpfen. Da hat es zusammen mit xBSD sicher einen riesen Vorsprung. Je stärker die Maschinen werden, desto schneller schmilzt dieser Vorsprung gegenüber anderen OSs (z.B. NT). Aber man sieht ja gut: einmal herausgefordert, reagieren die Entwickler sehr schnell und gut. Lange wird NT Linux nicht mehr das Wasser reichen können, auch nicht auf High End Maschinen. Wolfgang: Monopole jeder Art machen mir Angst. Aber im Fall von Linux lebe ich völlig angstfrei. Vom Main-Stream-Markt ist Linux noch sehr weit weg. Das beginnt bei der Installation und endet bei der Administration. Priska: _Muss_ Linux den Main-Stream-Markt erobern? Ist ja eigentlich nicht so wichtig. Weil es ja nichts kostet, gibts auch kein Verlust, wenn nicht jeder Linux nutzt. Linux soll eher eine Alternative zu M$ sein, fuer die, die sich ueber zu viele Abstuerze aergern, oder weil sie zu viele Moneten an Billi schieben muessten. Martin: Hmm... frei. Ein Monopol schränkt doch aber die Freiheit grundsätzlich ein. Selbst wenn nun ein freies OS den Markt beherrschen würde, ich für meinen Teil bevorzuge es, wenn ich unter mehreren Varianten auswählen kann. Zählst Du die BSDs auch zu diesem Linux-Monopol? So, das war's nun mal soweit es ziemlich on-topic zu Norbert's Badewannemail war. Ich habe aber bereits einiges an Geschriebenem ausgelassen, weil das Flugs sonst ein Buch und kein Heft werden würde ;-) Im nächsten Flugs werde ich Euch weiter Geschichten aus dem Badethread erzählen, z.B. was wir über Schule zu schreiben wussten, wie das mit der Sonnenfinsternis ist, was Kinder fernsehen sollten usw. usf. Priska Rubischon priska@rubis.ch