(SZ) Dänemark - du hast es besser, hast Hamlet und Pølser, Asta Nielsen und Danish Dynamite, eine rauchende Königin und Kronen statt Euro, Andersens Märchen und Butter, Lars von Trier und Tivoli. Wenn's hoch kommt, auch noch Kierkegaard. Auf jeden Fall geht den Dänen der Ruf voraus, ein fröhliches, gewitztes Völkchen zu sein. Man denke nur an ihre Fußballnationalmannschaft, deren Mitglieder es sich bei der Europameisterschaft 1992 am Swimmingpool wohl sein ließen, mit ihren Frauen turtelten und im Ganzen den Eindruck machten, als seien sie nicht auf einem anstrengenden Turnier, sondern auf einem Ferientrip. Und dann gewannen sie den Titel. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen hält sich seit Shakespeares Hamlet der Spruch, etwas sei faul im Staate Dänemark. Ein Satz, der sich inzwischen vom Ursprungsland längst gelöst und Karriere rund um die Welt gemacht hat, weil ja in jedem Staat etwas fault oder zum Himmel stinkt. Was Dänemark aber einzigartig macht, ist sein gastfreundlicher Strafvollzug. Laut dem Kopenhagener Ekstra Bladet kann man "unfassbar leicht" einen Ersatzmann für den Aufenthalt hinter - bezeichnenderweise - schwedischen Gardinen anheuern. Für fünfhundert bis tausend Kronen pro Tag sitzen Knastbereite die Strafe für Verurteilte ab. Das funktioniert, weil bei Haftantritt eine Krankenversicherungskarte ohne Bild zur Identifizierung des Delinquenten ausreicht, wie Gefängnisdirektoren und Wärter bestätigen. Der Doppelgänger muss nur "altersmäßig einigermaßen realistisch" wirken. "Mein Standardsatz sind zehntausend Kronen im Monat", sagt einer namens Frank, der jetzt aber wegen zu großer Bekanntheit in den Vollzugsanstalten seine berufliche Existenz als Häftling aufgeben muss. Allerdings muss sich der wahre Tunichtgut, während sein Strohmann die Haftzeit absitzt, aller krimineller Machenschaften enthalten. Weil einer diese Regel missachtete und erwischt wurde, obwohl er de jure im Gefängnis schmachtete, flog alles auf. Das Justizministerium will nun einschreiten. Natürlich ist das Doppelgänger-Prinzip seit langem überall in der Gesellschaft in Kraft: Ghostwriter schreiben Präsidenten und Kanzlern die wichtigen Reden, Film-Doubles tragen in Nacktszenen ihre Haut für die Stars zu Markte, Stuntmen springen für James Bond vom Hubschrauber auf den fahrenden Zug oder umgekehrt. Und werden nicht demnächst Klone den ganzen globalen Laden übernehmen? Dann wären endlich tragikomische Fälle ausgeschlossen wie der von dem Kerl, der neulich aus dem Erdloch gezogen wurde: Im entscheidenden Moment stand ihm keiner seiner Doppelgänger zur Verfügung. Nun hockt der Massenmörder hinter - irakischen - Gardinen und muss sich mit American Fastfood den Magen verderben.