(SZ) Wieder schlecht geträumt, wieder schweißgebadet aufgewacht, wieder die bange Frage: Wo bleibt Beagle-2? Im Radio sagen sie, dass erneut ein Versuch gescheitert ist, mit der Mars-Sonde Kontakt aufzunehmen. Müssen wir uns Sorgen machen? Steckt Beagle in einem Krater fest? Spielen Marsmenschenkinder mit ihm, ungezogene grünhäutige Knirpse, die den hilflosen Roboter als Bobby- Car missbrauchen, die Lümmel? Ach wo, alles läuft bestens. Beagle-2, die europäische Antwort auf das amerikanische Mars-Vehikel "Spirit", arbeitet längst - zuverlässig wie die britische Eisenbahn, technisch vollendet wie Toll Collect. Er hat nur ein wenig das Programm geändert. Hat sich abgenabelt vom Mutterschiff "Mars Express", ja überhaupt von seinen irdischen Müttern und Vätern, so wie der unvergessene Major Tom, den einst Peter Schilling besungen hat. Sollte es doch gelingen, Beagle-2 aufzuspüren, dann wird man einen aufgekratzt fröhlichen Roboter sehen, einen Schelm wie Eichendorffs Taugenichts, über Marsfelder wandernd und singend: Vöölliiig losgehelööst von der Eeerde . . . Wie peinlich ist dagegen der Auftritt von George W. Bushs Spacerover "Spirit". Mit dem Kadavergehorsam eines Majors der Marines walzt das sechsrädrige Monstrum über den roten Planeten, wobei es nur einen Auftrag hat: Herauszufinden, wo Saddams Massenvernichtungswaffen sind. Dass sie der Diktator dort versteckt hat, gilt CIA-Ermittlungen zufolge als sicher. Fragt sich nur: wo? Der Mars ist groß, größer noch als der Irak, da kann es dauern, bis die Inspektion erfolgreich ist. Doch Spirit wird suchen, wird Marskanäle durchkämmen und Krater, Wüsten und Polkappen, bis es heißt: We got it! Doch bevor es dazu kommt - pst, das wissen jetzt nur wir Alteuropäer! - wird Spirit mit einem Mal verschwunden sein. Wird in einer Grube liegen, so tief wie Saddams Erdloch, und eine metallische Stimme wird sagen: "Schöne Grüße von Kanzler Schröder." Das ist die Stimme des Maulwurfs "Pluto", des Mars-Bohrers, den der Kölner Planetenforscher Lutz Richter konstruiert hat. Auch Pluto, einmontiert in Beagle-2, hat sich selbstständig gemacht. Und warum? Um dem Mars das Schicksal des Mondes zu ersparen. Weiß noch jemand, wie es war, ehe die Amerikaner auf dem Erdtrabanten landeten? Wie man, mit der Geliebten am nächtlichen Strand sitzend, auf den Mond deutete und dabei Heine zitierte: "Mir träumte: traurig schaute der Mond, und traurig schienen die Sterne." Wie sie dann dahinschmolz und nur an das eine dachte: Gibt es Moonboots von Prada? Vorbei, vergessen, vorüber - entzaubert ist der Mond, ein schnöder Parkplatz für Lunar-Mobile der Nasa. Nur der Mars lud noch zum Träumen ein - und so soll es bleiben. Beagle, halte durch! Melde dich nicht! So wie Major Tom: völlig losgelöst!