(SZ)Der Kurort Bad Hausen, den Gerhard Polt im Programm führt, ist zwar imaginär, kommt einem aber doch sehr real und bekannt vor: 1009 von Heinrich dem Flötzer gegründet, Reliquie (Unterkiefer) der heiligen Algunda, historische Brotzeit durch Franz Josef Strauß, der hier mit einem Motorradschaden liegen blieb, 682 Einwohner, 8421 Fremdenbetten. Was erwartet den Gast sonst noch in Bad Hausen? Folgendes: mountain climbing beziehungsweise biking, river rafting, hiking, bird watching, mushroom searching, freebenching, freshair snapping, original candlelight brotzeiting sowie Schmei sniffing. Schmei oder richtiger Schmai ist das bayerische Wort für Schnupftabak. Die anderen Wörter gehören dem Denglischen an, jener eigenartigen Kunstsprache, die sich wie Mehltau übers öffentliche Sprachgeschehen legt und von der die Sprachhüter argwöhnen, sie könne das Deutsche über kurz oder lang völlig überwuchert haben: speech apocalypsing oder so etwas. Die Angst vor dem Fremdwort begleitet das Deutsche seit Jahrhunderten und hat in jüngerer Zeit durch eine Flut von Anglizismen neue Nahrung erhalten. Besorgte Leute häufen Beleg auf Beleg und finden es schlechterdings entwürdigend, wenn hiesige Firmen nicht mehr anders als durch Come in and find out oder The force of innovation auf sich aufmerksam machen zu können glauben. Sie nennen dies Verhalten "sprachliche Illoyalität", und selbst wer den dahinter irrlichternden "vaterlandslosen Gesellen" nicht so gern wiedersähe, wird zugeben, dass das Gepluster mit fremden und oft auch noch falschen Federn so albern wie lächerlich ist - lächerlich nicht zuletzt in den Augen derer, denen die Federn von Natur aus zugehören. Andere sehen die Chose eher locker, um nicht zu sagen easy. Sie trauen der Sprache einen ähnlich guten Magen zu, wie er im "Faust" der Kirche attestiert wird, und darum sind sie sehr zuversichtlich, dass der gewaltige Anglizismenfraß schon richtig verdaut und in seinen nahrhaften Teilen dem Sprachkörper einverleibt wird. Der in seinem Anglizismuskampf fast manische Verein Deutsche Sprache hat den DFB-Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder nun zum "Sprachpanscher des Jahres" ernannt. Der Grund: Im Katalog Fan Corner des Deutschen Fußball-Bundes finden sich Produkte wie Home Shirts und Away Shirts oder Reversible Tops, dazu, wie wir ergänzen, das gerade heute so unendlich wichtige Oliver Kahn Signature Shirt, für 65 Euro eine echte occasion. Einen wie Mayer-Vorfelder haut das freilich nicht von den Home Socks: Er bezeichnet die Aktion als "reinen Populismus" und als "Witz". Sollte er mit Letzterem Recht haben, wäre es vielleicht nicht dumm, die ganze Sache in jenen kleinen Rucksack zu packen, den die Fan Corner für schlappe 25 Euro anbietet. Er hört auf den Namen Funset.