(SZ)Es ist eine Männergeschichte. Doch sie beginnt bei den Mädels. Bei Jana und Petra. Bei einem Frauengeplaudere im Fernsehstudio, dessen Thema, wie sollte es anders sein, die Männer sind. Zwei Männer, genauer gesagt. Michael und Ralf, die Schumacher-Brüder. "Und welchem Bruder", fragt nun Jana, "drückst du die Daumen?" Petras Antwort, so rührend wie sinnlos: "Beiden. Damit es spannend bleibt!" Wir befinden uns bei diesem Dialog nicht etwa im Teenagerfernsehen. Sondern mitten in den Hauptnachrichten des ZDF - woselbst die Damen Thiel und Gerster einander ihr Innerstes offenbaren. Es ist zwar erst Dienstag, fünf Tage noch bis Hockenheim, aber offenbar schon höchste Zeit, eine deutschlandweite Erregung in Gang zu setzen. Es soll aber heute nicht schon wieder um die Absonderlichkeiten der Formel 1 oder des Fernsehens gehen. Sondern um ein größeres, wahrhaftig ewiges Thema: Brüder! Was die so genannten Schumis angeht, ist es ja wohl so: Findet man den einen toll, findet man beide zusammen doppelt toll. Wem aber schon ein Schumacher ein Schumi zu viel ist, für den sind zwei Exemplare der Gattung eine Art Doppelfolter. Nur zu vergleichen mit dem Horror, den die ständigen Fernsehauftritte der Brüder Klitschko (Vitali und Wladimir) und erst recht der Brüder Gottschalk (Thomas Haribo und Christoph) für den geplagten Zuschauer bedeuten. Zwei Brüder, zwei Nervensägen - das scheint das heute geltende Gesetz zu sein. Und man ist von Herzen dankbar, dass es bewährte öffentliche Quälgeister wie die Herren Effenberg oder auch Kahn nur als Einzelexemplare, nicht als brüderliche Doppelpackung gibt. Auch der doppelte Calmund ist eine nicht leicht zu ertragende Vorstellung. Wie auch der doppelte Müntefering oder der zweifache Westerwelle. Natürlich sind unsere Fernsehbrüder eine vergleichsweise harmlose Plage, erinnert man sich an gewisse Mordbuben und Killerbrüder der letzten Wochen. Aber traurige Tatsache bleibt, dass uns die Gottschalks, die Schumachers und die Klitschkos ein wahres Zauberwort allmählich vergällen, das Wort "Bruder". Was wäre die deutsche Geschichte ohne die großen Brüderpaare? Ohne die Brüder Humboldt, Schlegel und Grimm. Ohne die Weizsäckers und ohne die Walters, Ottmar und Fritz. Wie trist wären unsere Jugendtage verlaufen ohne die Marx-Brothers und ohne Tick, Trick und Track. Nicht zu vergessen die großartigen Beispiele von Geistes- oder auch Blutsbrüderschaft. Goethe und Schiller. Old Shatterhand und Winnetou. Netzer und Delling. Oder auch die Zwillinge vom ZDF-Sommerinterview, Hahne und Frey, Peter und Peter. Womit wir wieder beim Fernsehen wären und nun diesem Dialog lauschen dürfen. Jana: "Und welchen Peter, Petra, findest du süßer?" Petra: "Beide. Damit es spannend bleibt."